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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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mich so akkurat festlege. Ich war gerade unterwegs, als der Notruf kam. Vorne am Schlossgarten. Ich bin mir recht sicher.« Sie wischte sich mehrere Fransen aus dem Gesicht, wandte sich ab, hustete kräftig. »Das ist kein normaler Verbrecher«, sagte sie dann. »Ich war lange in der Psychiatrie tätig in Winnenden.« Sie zeigte auf die Tote. »Anders kann ich mir das nicht erklären.«
    Braig atmete tief durch, spürte die feuchte Kälte durch seine Kleider dringen. »Beim ersten Mal vor drei Tagen in Waiblingen vermuteten wir noch Eifersucht. Ein verlassener Liebhaber oder so. Im Affekt. Aber jetzt? Das ist doch die gleiche Handschrift. Ein Serienmörder. Also nichts mehr mit enttäuschter Liebe, Eifersucht – oder doch?« Er hatte Mühe, sich zu konzentrieren, fand nicht die richtigen Worte, sein Anliegen differenziert darzulegen.
    »Ich sagte Ihnen doch, das ist kein normaler Täter«, beharrte die Ärztin. »Der ist schizophren.« Sie reichte ihm ein Blatt mit handschriftlichen Notizen,. »Hier, meine groben Aufzeichnungen. Das Ausführliche folgt per Fax. Die Pathologie übernimmt, ja?« Dann verabschiedete sie sich.
    Braig nickte, reichte ihr die Hand. Sie trat einen Schritt hinter das Polizeifahrzeug, verschwand im Nebel.
    Von der Straße her waren laute Stimmen zu hören. Neugierige erkundigten sich, was die von so vielen Polizeibeamten kontrollierte Absperrung zu bedeuten hätte.
    »Dode hots gebe«, kreischte ein Mann. »Zwoi oder drei.« Seine schrille Stimme klang alkoholisiert, übertönte das Aufheulen verschiedener Motoren auf den nahen Straßen.
    Braig fasste sich an seine Schläfen, massierte sie. Er fühlte sich unendlich müde, einsam, verbraucht. Sollte das immer so weiter gehen?
    Helmut Rössles Stimme schreckte ihn aus seinen Gedanken. »Raubmord isch es au net«, sagte der Techniker unmittelbar neben ihm, »i moin jedenfalls, dass alles do isch.« Er zeigte auf die Damenhandtasche zu Braigs Füßen. »Es sei denn, der Kerl hat koi Gelegenheit mehr ghabt, des Zeugs an sich zu reiße. Aber warum hat er dann so lang in ihrem Gsicht rumgfuhrwerkt?«
    Braig nahm die Tasche an sich, durchsuchte ihren Inhalt: Handy, Spiegel, Taschentücher, Deo-Stift, Kugelschreiber, Geldbeutel, Ausweise. Alles, was eine Frau normalerweise so mit sich führte, schien vorhanden. Er öffnete die Geldbörse, sah, dass sie reichlich gefüllt war. Viele Münzen, mehrere Scheine. 5er, 10er, zwei 50er. Auch die Scheckkarte steckte in der dafür vorgesehenen Lasche.
    »Die Uhr isch au do«, sagte Rössle. Er deutete auf den linken Arm der Toten, zeigte auf ihre Finger. »Und die Ringe dazu.«
    »Also wirklich kein Raubmord«, meinte Neundorf.
    Braig nahm den Ausweis der Frau, las die Daten.
    Karen Rommel, geboren am 21. 6.1981 in Crailsheim.
    Er betrachtete ihr Foto, sah, dass es sich um eine hübsche junge Frau mit kurzen, dunklen Haaren handelte, die zur Zeit in der Markgröninger Straße in Möglingen wohnte.
    »Da vorne stoht ihr Golf«, erklärte Rössle, reichte Braig den Fahrzeugschein der Ermordeten, »die Schlüssel stecket scho. I denk, die war grad dabei, in ihren Karre zu steige.«
    »Die Schlüssel stecken?«, fragte Neundorf.
    Rössle winkte die beiden Kommissare aus dem Scheinwerferlicht zu einem etwa drei Meter entfernt geparkten Golf. »Da«, sagte er, »die wollt grad aufschließe und wegfahre. No hat der Deifel sie erwischt.«
    Braig ließ sich von dem Techniker eine Taschenlampe geben, untersuchte das Türschloss.
    »Do isch nix. Koin Kratzer. I han scho alles untersucht.«
    »Du kümmerst dich um Fingerabdrücke auf den Schlüsseln und dem Auto?«, bat Braig.
    Rössle nickte schweigend.
    »Sie war dabei, ihr Auto aufzuschließen«, überlegte der Kommissar, »und dabei wurde sie von dem Kerl überrascht.«
    »Angesichts des dichten Nebels ein Kinderspiel und nicht ein einziger Zeuge«, ergänzte Neundorf. Sie schaute sich um, versuchte angrenzende Gebäudeteile zu erspähen. Vergeblich. Außer dunklen Nebelwolken war nichts zu erkennen. »Wer hat sie entdeckt?«
    Rössle wies ins Dunkel hinter sich. »Ein Herr Sautter. Er wartet dort in seinem Auto. Der isch völlig fertig.«
    Braig und Neundorf begaben sich zu dem Fahrzeug. Sie erkannten einen älteren Mann auf dem Fahrersitz. Er schien zu schlafen.
    Braig klopfte an die Scheibe, sah, wie der Mann zusammenfuhr. Mit großen Augen starrte er zu ihnen hoch, öffnete dann die Tür, trat ins Freie.
    »Entschuldigen Sie bitte, mein Name ist Braig. Meine

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