Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
beeindrucken. »Wie viele auf einmal?«
    »Auf einmal?«
    »Mal eine Pille, mal zwei, manchmal auch drei …«
    »Nein«, rief der Mann, »drei nicht. Zwei reichen. Das Zeug wirkt. Fast immer jedenfalls.«
    »Ja, gestern Abend«, warf Koch sarkastisch ein. »Die junge Frau bekam die Wirkung zu spüren.«
    Pflüger verstummte wieder, rutschte auf seinem Stuhl unruhig hin und her.
    Raffaela Kurz suchte Blickkontakt zu dem Angeklagten, wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte. »Was nehmen Sie zusätzlich?«
    »Zusätzlich?«
    »Ja. Hero …«
    Pflüger fiel ihr ins Wort. »Nein, ich bin doch kein Junkie!«
    »Alkohol?«, bohrte Raffaela Kurz. »Likör, Cocktails, Schnaps, Rum, Wein.«
    »Wein doch nicht.«
    »Aber das andere.«
    Pflüger nickte wortlos.
    »Auch in größeren Mengen.«
    Er wog seinen Kopf hin und her. »Mal so, mal so.«
    »Beziehen Sie Ihre Pillen immer von derselben Person?«
    »Ich sagte Ihnen doch, er ist mein Freund.«
    »Wie heißt er?«, fragte Kurz. Der Ton ihrer Stimme blieb ruhig und freundlich.
    »Karsten Schwör.«
    »Na endlich!«, keuchte Koch. »Wohnort, Straße, Hausnummer? Na, wird’s bald?«
    Pflüger schaute irritiert zu ihm hinüber, nannte dann die genaue Anschrift. Kelterweg, Weissach im Tal.
    Braig notierte sich Name und Adresse, warf einen Blick auf seine Uhr. Fünf vor halb Acht. Freitagabend.
    »Sie sind mit Herrn Schwör befreundet«, wandte er sich fragend an Pflüger, »was macht der beruflich?«
    »Er ist Kraftfahrzeugschlosser, ebenfalls in Ludwigsburg. Aber bei einer anderen Firma.«
    »Was schätzen Sie, ist er heute, am Freitagabend, zu Hause zu finden?«
    Der Autoverkäufer senkte seinen Kopf, starrte auf den Boden. »Woher soll ich das wissen?«, brummte er.

32. Kapitel
    Sie mussten sich beeilen. Wollten sie Pflügers Dealer noch erreichen, bevor er sich – so ihre Spekulation – ins Getümmel des nächtlichen Wochenendvergnügens stürzte, durften sie keine Minute verschenken.
    Raffaela Kurz hatte sich bereit erklärt, Braig zur Wohnung Schwörs zu begleiten. »Es liegt doch in meinem Interesse, vielleicht einen von den Kerlen zu kriegen.«
    Neundorf war nach Hause gefahren; die zunehmende Erschöpfung hatte ihr dermaßen zugesetzt, dass sie selbst zu der Einsicht gekommen war, die Aufgabe besser den Kollegen zu überlassen.
    »Ich werde dich auf dem Laufenden halten«, hatte Braig versprochen.
    Die Fahrt nach Weissach verlief weitgehend schweigsam. Braig und Kurz waren nach all den Strapazen des Tages zu erschöpft, allzu viele Neuigkeiten auszutauschen. Erst als sie den Ort fast erreicht hatten, begannen sie ein Gespräch.
    »Er hat natürlich Hasstiraden angestimmt von der Bedrohung durch Speed und Gras.»
    Braig begriff sofort, dass Kurz von Koch sprach.
    »Das ist sein Lieblingsthema«, fügte sie hinzu, »im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stehen und seine verkorkste Weltsicht darzulegen – da lebt er auf. Dabei richtet in der Drogenfahndung niemand so viel Unheil an wie er.«
    »Sein Auftreten war vollkommen indiskutabel«, sagte er, »allein die Schmierfinken kamen auf ihre Kosten.«
    »Das ist schon immer seine Masche: Hetzen, Aufwiegeln, für Unruhe sorgen. Und sich dabei im Licht der Scheinwerfer suhlen wie ein Schwein im Dreck.«
    Braig schaute überrascht zu ihr hinüber, wunderte sich über ihre unverblümte Ausdrucksweise.
    »Aber er hat Deckung von oben, ganz oben. Das lässt sich politisch ausnutzen, damit lassen sich Stimmen gewinnen, für Recht und Ordnung. Dabei ist es für die Fahndung sinnvoller, leise an die Probleme heranzugehen und im Kontakt mit den kleinen an die großen Dealer heranzukommen. Mit solch marktschreierischen Aktionen, wie Koch sie bevorzugt, wird viel von dem zerstört, was wir monatelang aufgebaut haben. Die Großen werden gewarnt und gehen in Deckung, solange der Boulevard schreit. Haben sich die medialen Sirenen dann wieder beruhigt, bauen sie sicherheitshalber neue Strukturen auf und machen danach in alter Frische weiter. Unsere Arbeit aber war weitgehend umsonst.«
    »Du hältst leichte Drogen für weniger gefährlich?«
    »Nein«, sagte Kurz, »du darfst sie nicht verharmlosen. Die Langzeitfolgen ihrer Einnahme sind erschreckend – erste wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass ganze Regionen im Gehirn davon beeinträchtigt oder gar zerstört werden – ganz zu schweigen von den direkten Folgen des Konsums, vor allem in Kombination mit anderen Drogen. Auch der Genuss nur weniger Einheiten lässt

Weitere Kostenlose Bücher