Schwaben-Zorn
Schulter, drückte ihn auf das Auto, tastete ihn von allen Seiten ab.
»Was soll der Scheiß?«, schrie der Mann.
Braig näherte sich seiner Begleiterin, die erschrocken zur Seite getreten war, streckte ihr seinen Ausweis entgegen. »Mein Name ist Braig, wird sind wirklich von der Polizei, Landeskriminalamt, wir müssen nur eine kurze Überprüfung durchführen.«
Sie hielt verängstigt Abstand, verfolgte das Geschehen, ohne ein Wort zu sagen.
Kurz steckte ihre Waffe weg, befahl dem Mann, sich umzudrehen.
»Was wollen Sie von mir?«, schimpfte dieser laut.
Braig hörte etwas entfernt, von der anderen Straßenseite her, Stimmen.
»Knöpfen Sie bitte Ihr Hemd auf«, sagte Kurz.
»Wie bitte?«
»Sie haben richtig gehört: Knöpfen – Sie – bitte – Ihr Hemd auf.«
Der Mann brummte irgendwelche Verwünschungen, kam dann aber der Aufforderung der Kommissarin nach. »Und?«
»Ziehen Sie bitte das Unterhemd hoch.«
»Wozu denn?«, keifte er.
»Jetzt machen Sie schon.«
»Ich bin doch kein Striptease-Tänzer.«
»Auf!«
Braig sah, wie sie seine Jacken- und Hosentaschen überprüfte, dann seinen Bauchnabel abtastete.
»Was ist das?«, fragte sie.
Die Stimmen auf der anderen Straßenseite wurden lauter, ein Hund bellte.
»Eine Verletzung«, zeterte der Mann, »was geht Sie das an?«
»Seit wann haben Sie die?«
»Menschenskind, schon lange. Was ist damit?«
»Das Pflaster sieht aber neu aus.«
Braig näherte sich dem Mann, sah, dass er seine Hände schützend über seinen nackten Bauch hielt.
»Darf ich mal sehen?«, fragte Kurz. Sie knuffte dem Mann in die Seite, wartete, bis er seine Arme hochriss, griff dann blitzschnell an das Pflaster, zog es ab. Eine Unmenge winziger Pillen stob nach allen Seiten davon.
Braig bückte sich, versuchte die weißen Rechtecke auf dem Asphalt zu finden. Der Mann stand verlegen vor seinem Fahrzeug, starrte auf den Boden.
»Wie viele?«, fragte Kurz.
Braig erhob sich keuchend, spürte Stechen in seinem leeren Magen. »Zwölf«, sagte er, nachdem er die Pillen in seiner Hand gezählt hatte, »aber ich weiß nicht, ob ich alle gefunden habe.«
»Zwölf? Das ist gut.« Raffaela Kurz hob ihre linke Hand zur Faust geballt in die Höhe. »Ich selbst habe auch neun Stück. Das reicht.« Sie übergab Braig die winzigen, gerade mal einen halben Zentimeter langen, weißen Tabletten, zog Handschellen aus ihrer Tasche, packte die Arme des Mannes, ließ das Metall über seinen Gelenken zuschnappen.
Er leistete keine Gegenwehr. »Was soll das?«, schimpfte er allerdings. Seine Stimme klang zaghaft und gegenüber seinem Tonfall von vorher stark gedämpft.
»Herr Schwör, Sie sind vorläufig festgenommen. Illegaler Drogenbesitz.«
»Drogen?«, keifte er. »Wieso Drogen?«
Kurz gab keine Antwort, wandte sich an die Begleiterin des Mannes, die sich beobachtend immer weiter zurückgezogen hatte. »Sie sind mit Herrn Schwör befreundet?«
Die Frau nickte zaghaft.
»Was hatten Sie heute Abend vor?«
»Wir wollten nach Stuttgart.« Sie machte eine kurze Pause. »In die Disco.«
»Wie viele Pillen haben Sie bei sich?«
»Pillen?«, fragte die Frau. Sie war fast einen Kopf größer als die Kommissarin, machte noch einen Schritt rückwärts.
»Ich muss Sie kurz untersuchen«, erklärte Raffaela Kurz, »wenn Sie erlauben.« Sie tastete sie ab, bat Braig, sich zur Seite zu drehen.
Er folgte ihrem Wunsch, sah zwei andere Frauen mit ihren Hunden, die Schirme aufgespannt, ins Licht der gegenüberliegenden Straßenseite treten.
»Was isch da los?«, rief die eine.
Die Hunde knurrten.
»Nichts Besonderes«, rief Braig, »nur ein Treffen unter Freunden.«
»Ha, no isch’s recht«, antwortete die Frau. Sie warf noch ein paar kritische Blicke über die Straße, gab dann dem Drängen ihres Tieres nach, das sie in die Richtung des erleuchteten Rathausplatzes zerrte. Braig sah, wie ihr die zweite Frau folgte, hörte die kräftige Stimme seiner Kollegin.
»Also, das war es dann.«
Sie kam auf ihn zu, die Begleiterin des Festgenommenen im Schlepptau, reichte Braig eine kleine Tüte mit winzigen, weißen Pillen. Er betrachtete den Inhalt, erkannte sofort: Sie waren identisch mit den Tabletten des Mannes.
»Schätzungsweise 15 bis 20 Stück«, erklärte Kurz, »da darf auch die junge Dame mit uns mitkommen. Außerdem werden wir ihre Wohnung durchsuchen lassen, ebenso wie die ihres Begleiters.«
Die Frau wollte protestieren, ließ es aber sein, als die Kommissarin abwinkte.
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