Schwach vor Sehnsucht
ab.” Joshua küsste sie flüchtig und ging.
Erst später im Bett wurde ihr bewusst, dass er ihr nicht den Wohnungsschlüssel zurückgegeben hatte. Der Gedanke wärmte ihr das Herz.
8. KAPITEL
Mit dem eigenen Mann eine Verabredung zu haben war ein bisschen seltsam. Joanna war so nervös wie vor ihrem allerersten Date mit sechzehn Jahren. Sie hielt nichts in ihrem Kleiderschrank für geeignet und beschloss, sich etwas Neues zu kaufen.
Im Geschäft war sie mit allem unzufrieden, was sie anprobierte. Nichts war für einen Abend mit Joshua perfekt genug. Aber dann sah sie es: ein wunderschönes enges rotes Seidenkleid mit einem verführerischen Dekollete^ Sie hatte vor, Dans Rat zu befolgen und mit allen weiblichen Tricks um Joshua zu kämpfen.
Dan lehnte an der Wand neben ihrer Wohnungstür, als Joanna nach Hause kam.
“Wo bist du gewesen?” Er blickte sie finster an. “Ich habe vor über einer Stunde angerufen, und weil du nicht ans Telefon gegangen bist, habe ich beschlossen herzukommen.”
“Warum regst du dich so auf?” Joanna klemmte sich die Schachtel mit dem Kleid unter den Arm, damit sie den Schlüssel aus der Handtasche holen und ihn Dan geben konnte. In der anderen Hand hielt sie den Schuhkarton, in dem die farblich perfekt zum Kleid passenden Pumps waren.
“James will uns sehen.” Sobald sie in der Wohnung waren, warf sich Dan in einen Sessel. Er sah auf seine Armbanduhr und verzog das Gesicht. “Vor zehn Minuten.”
“Was soll die Panik?” Joanna legte stirnrunzelnd ihre Pakete ab.
“Hast du etwa vergessen, was morgen ist?”
“Morgen? Oh … James wartet auf das Buch.”
“Ich hatte den Eindruck, dass er es verlangt”, sagte Dan trübselig. “Und wir müssen die letzten Seiten noch machen.”
“Verdammt!” Sie tippte sich an den Kopf. “Hier oben ist alles drin. Ich muss es nur noch aufschreiben.”
Dan seufzte. “Du kennst James. Er ist nicht der geduldigste und großzügigste Mann der Welt.
Morgen ist der letzte Ablieferungstermin, und er will das Buch spätestens morgen haben.”
Joanna wusste, wie hart James Colnbrook sein konnte. Seit sie ihn besser kannte, wunderte sie sich darüber, dass sie beim ersten Treffen mit ihrem Benehmen durchgekommen war.
Vielleicht hatte ihn die kühle, arrogante Zicke sprachlos gemacht, die sie damals gewesen war. Warum auch immer er damals nachsichtig gewesen war, jetzt würde er es nicht sein. Der Ablieferungstermin für ein Buch war unantastbar. Entschuldigungen wurden nicht akzeptiert.
“Wenn wir den ganzen Abend arbeiten, könnten wir …”
“Ich habe eine Verabredung!” sagte Joanna verzweifelt.
“Meinst du, ich nicht? Carmella ist keine Frau, die man versetzen kann. Wahrscheinlich zieht sie los und sucht sich einen anderen. Dann aber möglichst keinen Kinderbuchillustrator, der die meiste Zeit pleite ist.”
Joanna nahm die freundliche Zurechtweisung hin. Sie war in den vergangenen zwei Wochen selbstsüchtig gewesen. Anstatt an den Ablieferungstermin für das vierte Buch hatte sie nur an Joshuas Rückkehr gedacht. Sie war finanziell unabhängig, Dan verdiente jedoch seinen Lebensunterhalt mit den Büchern, und sie schuldete es ihm, ihren Teil der Arbeit pünktlich fertig zu stellen. Sie hatte ihn aufgehalten, weil sie mit Joshua beschäftigt gewesen war. Jetzt würde sie es wieder gutmachen müssen.
“Ich rufe Joshua an und erkläre ihm, dass ich arbeiten muss”, sagte sie.
Dan runzelte die Stirn. “Du bist mit deinem Mann verabredet?”
“Ja. Wir wollen essen gehen.”
“Wohnt er nicht hier?”
“Er ist zurück ins Haus gezogen.” Joanna wich Dans Blick aus. “Ich lege die Sachen weg und rufe ihn dann an.”
“Jo…”
“Ist schon in Ordnung, Dan”, unterbrach sie ihn lächelnd. “Wenn du das Opfer bringen kannst, kann ich es auch. Ruf Carmella jetzt gleich an, wenn du möchtest.”
Er nickte. “Es wird ihr nicht gefallen.”
Joanna hatte keine Ahnung, wie Joshua reagieren würde. Was, wenn er siä nicht noch einmal um eine Verabredung bitten würde? Sie ertrug es nicht, an diese Möglichkeit zu denken.
Sobald sie sah, dass Dan im Wohnzimmer aufgelegt hatte, machte sie ihren Anruf vom Apparat im Schlafzimmer.
“Carmella hat prima reagiert!” sagte Dan, als Joanna zurück ins Wohnzimmer kam.
“Gut”, erwiderte Joanna geistesabwesend.
“Hoffentlich hast du nichts dagegen … Sie war so enttäuscht, dass unser Date ins Wasser fällt, dass ich sie stattdessen hierher eingeladen habe.”
Das
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