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Schwanengesang (German Edition)

Schwanengesang (German Edition)

Titel: Schwanengesang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Hoppert
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lief zurück in Krögers Büro. Blitzschnell heftete er die Hülle wieder ein und setzte sich auf seinen Stuhl zurück.
    Eine Sekunde später spazierte Kröger entspannt durch die Tür. Marc drängte sich unwillkürlich der Eindruck auf, der Notar habe jeden seiner Schritte genau beobachtet.
    Mit stoischem Gesichtsausdruck nahm Kröger wieder hinter seinem Schreibtisch Platz und vertiefte sich in die vor ihm liegende Akte. Dann schaute er unvermittelt noch einmal auf.
    »Grüßen Sie Ihren Vater von mir«, sagte er.
    Marc erhob sich, dankte dem Notar und verließ dessen Büro.

30
    Am nächsten Morgen parkte Marc seinen Golf bereits um acht Uhr auf der Straße vor Johanna Reicherts ehemaligem Haus. Er musste drei Stunden warten, bis er Rottmanns Mercedes sah, der in die lange Auffahrt einbog. Eine knappe Viertelstunde später verließ der Mercedes das Anwesen wieder und glitt fast geräuschlos an Marc vorbei.
    Marc drehte den Zündschlüssel im Schloss, hörte aber nur ein leises Röcheln vom Motor. Er fluchte laut und brauchte noch mehrere Versuche, bis der Wagen endlich ansprang. Dann drückte er das Gaspedal durch und schaffte es so gerade noch, den auffälligen Mercedes zu entdecken und ihn zu verfolgen.
    Als Marc mehrere Stunden später in seine Kanzlei zurückkehrte, hatte er den Golf bereits in der Werkstatt abgegeben und für die Zeit der Reparatur einen Leihwagen bekommen.
    Marc setzte Kaffee auf und ließ sich kurz darauf mit der dampfenden Tasse in seinen Bürosessel fallen. Sein Blick fiel auf das Telefon. Sollte er oder sollte er nicht? Diese Frage hatte er sich in den letzten Tagen schon häufig gestellt. Dann nickte er wie zur eigenen Bekräftigung. Jetzt oder nie! Seine eigene Beziehung ging gerade den Bach hinunter, vielleicht konnte er wenigstens die seines besten Freundes irgendwie kitten.
    Marc nahm den Hörer von der Station und tippte die Nummer der Wagners in Stuttgart ein, die er noch immer auswendig kannte.
    Es schellte dreimal, dann wurde am anderen Ende abgenommen. »Sandro Kern bei Wagner«, meldete sich eine männliche Stimme mit leichtem sächsischem Zungenschlag.
    Marc hätte fast wieder aufgelegt, aber dann fing er sich.
    »Marc …« Er musste sich räuspern, »Marc Hagen hier. Ich hätte gerne Julia, Julia Wagner gesprochen.«
    »Einen Moment.«
    Marc hörte, wie der Telefonhörer in Stuttgart auf eine harte Unterlage gelegt wurde. Während er wartete, waren im Hintergrund fröhliches Kinderlachen und gedämpftes Getuschel zu vernehmen, dann wurde der Hörer wieder aufgenommen.
    »Marc?«, sagte Julia Wagner. Ihre Stimme verriet freudige Überraschung. »Wie kommen wir zu der Ehre deines Anrufs?«
    Marc fühlte sich plötzlich unfähig zu sprechen. Er spürte die Wut wie ein glühendes Stück Kohle in seiner Brust.
    »Marc, bist du noch da? Ich höre doch deinen Atem.« Julia Wagner verstummte. Dann hörte Marc ihre Stimme wieder, diesmal allerdings nicht mehr ganz so freundlich. »Du musst schon sagen, was du willst, Marc. Schließlich hast du mich angerufen. Ist was mit Gabriel?« Sie wartete noch einmal ein paar Sekunden, dann sagte sie. »So, ich leg jetzt auf.«
    »Warte!« Marc hatte fast in den Hörer gebrüllt. »Du willst wissen, ob etwas mit Gabriel ist? Ja, es ist etwas mit Gabriel! Er geht hier nämlich langsam vor die Hunde und leidet. Er kann es vielleicht nicht so zeigen, aber ich weiß es. Er vermisst seine Kinder und ich glaube, dich vermisst er auch. Ich dachte, das könnte dich vielleicht interessieren. Aber wie ich jetzt feststellen muss, habe ich mich wohl geirrt und du hast dich schon mit jemand anderem getröstet.«
    »Bist du fertig?«, fragte Julia scharf. »Dann will ich dir jetzt mal etwas sagen. Erstens: Es geht dich einen Scheißdreck an, mit wem ich mich ›tröste‹. Und zweitens: Wenn Gabriel seine Kinder tatsächlich so vermisst, frage ich mich, warum er sich schon seit Monaten nicht mehr hier hat blicken lassen. Ganz zu schweigen davon, dass er noch nicht einen Cent Unterhalt für die beiden gezahlt hat.«
    »Das kann nicht sein!«, protestierte Marc. »Gut, er muss hier ganz von vorne anfangen und eine neue Kanzlei aufbauen. Die läuft noch nicht richtig, deshalb kann er finanziell keine großen Sprünge machen. Aber er hat mir erzählt, dass er euch jedes zweite Wochenende in Stuttgart besucht.«
    Vom anderen Ende der Leitung erklang ein höhnisches Schnauben. »Gabriel war seit Monaten nicht mehr hier, obwohl Hannah Laetitia und Lisa dauernd

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