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Schwanengrab

Schwanengrab

Titel: Schwanengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schwarz
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Garagen ab.
    Den beiden Mädchen, die mich anstarrten, als wäre ich ein bunter Hund, lächelte ich gut gelaunt entgegen. Sogar die Sportstunde steckte ich locker weg, als ich im Volleyball vom Rest der Mannschaft keinen einzigenBall zugespielt bekam. Ich dachte einfach an Thanksgiving. Meine Laune verschlechterte sich erst in der Mathestunde. Ich wusste nichts, absolutely nothing! Fast freute ich mich auf den Termin nachher wegen der Nachhilfe. Ich schielte so unauffällig wie möglich zu Caro hinüber, die mit ihrem Wissen mal wieder glänzte. Sie war die Beste in der Klasse, nicht nur in Mathe. Das einzige Fach, in dem sie nicht die Nase vorne hatte, war Englisch. Darin hätte ich ihr Nachhilfe erteilen können ...
    Frau Wagner, die Lehrerin in diesem Fach, bat mich, für die nächste Woche ein Referat über Kalifornien vorzubereiten. Natürlich auf Englisch. Sie fand die Idee so gut, dass sie dem Rest der Klasse ankündigte, eine solche Arbeit in Zukunft von jedem zu verlangen. Ich hätte sie ohrfeigen können. Als sie den Raum verließ, erhielt ich natürlich sofort die Quittung für ihren genialen Einfall.
    »Danke, Miss USA! Jetzt können wir uns in Englisch auch noch mit Referaten rumschlagen. Nur wegen dir!«, fauchte Nessi und stieß beim Vorbeigehen »versehentlich« an mein Stiftetui. Der komplette Inhalt verteilte sich auf dem Boden
    »Du bist schon echt ganz schön ungeschickt«, spottete Geli. »Ständig fällt dir was runter.« Sie gab meinem Buch einen Schubs.
    Thanksgiving, dachte ich nur, Thanksgiving! Ich hatte keine Lust auf einen Streit. Also beeilte ich mich, meine Sachen wieder einzusammeln. Ich streckte meine Handnach meinem Lieblingsstift aus und konnte sie gerade noch rechtzeitig wegziehen.
    Krack!
    Ein Stiefel – dann lag mein Stift zertreten vor mir.
    So, das reichte! Ich sprang auf und schrie Caro an. Der ganze Frust der vergangenen Tage entlud sich in meinem Wutausbruch. Caro zuckte nicht einmal mit der Wimper. Natürlich starrten mich alle an, aber das war ich schließlich schon gewohnt.
    »Und jetzt lasst mich gefälligst alle in Ruhe, verstanden! Ich habe es mir schließlich nicht ausgesucht, genauso auszusehen wie Veronika!«
    Caro starrte mich stumm an. Geli, die ein Stück hinter ihr stand, schüttelte entsetzt den Kopf. Ihre Augen waren weit aufgerissen, als wäre Veronikas Geist gerade neben mir erschienen.
    Dann sprang Caro nach vorne und packte mich an meinem Halstuch. Es ging so schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte. Sie zog beide Enden so fest zusammen, dass mir die Luft wegblieb, und funkelte mich hasserfüllt an. Ihre Nase war nur wenige Zentimeter von mir entfernt. »Was fällt dir eigentlich ein, ihren Namen auszusprechen? Du kommst hierher und stellst alles auf den Kopf, und dann erlaubst du dir auch noch, sie zu erwähnen, wo du nichts, aber auch gar nichts von dem kapierst, was hier abläuft!« Ihre Stimme hörte sich dunkel an, als wäre sie heiser.
    Sie ließ meinen Schal so abrupt los, dass ich nach hinten taumelte, gegen einen Stuhl stieß und mit ihmauf den Boden krachte. Caro drehte sich auf dem Absatz um, mein Stift machte noch einmal ein knirschendes Geräusch unter ihrem Schuh. Die anderen folgten ihr wortlos, bis ich alleine war in dem großen, leeren Klassenzimmer.
    Vollkommen verwirrt rappelte ich mich auf. War sie verrückt geworden? Ich lockerte meinen Schal und rieb die schmerzende Stelle an meinem Hals. Wie hatte Caro mich so fest würgen können? Was war hier nur los? Und Veronika? Warum verhielten sich alle so seltsam, sobald man sie erwähnte? Irgendwie kam es mir vor, als gäbe es ein Geheimnis, von dem ich nichts wissen sollte.
    In Gedanken versunken machte ich mich auf den Weg ins Lehrerzimmer. Ich ging wie durch einen Tunnel, kam mir vor, als stecke ich in einer trüben Blase voller Überlegungen. Jeden Moment könnte sie platzen und ich mit ihr. Alle reagierten panisch, sobald sie mich sahen. Natürlich lag es daran, dass sie mich mit einer Toten verwechselten, aber vielleicht steckte auch noch mehr dahinter. Ich musste mehr über diese Veronika erfahren und darüber, wie sie gestorben war. Langsam tauchte ich aus dem Tunnel auf. Ich hatte mich tatsächlich verlaufen und in der Eingangshalle den falschen Gang gewählt. Gerade wollte ich umdrehen, da hörte ich ein Stück weiter hinten verhaltene Stimmen, die ich nur zu gut kannte. Leise schlich ich mich an, um besser hören zu können, und lugte unbemerkt um die Ecke.
    »Was hast du

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