Schwarz-Indien
der Tiefe beschäftigt
sind?« riefen einige der Bergleute.
»Für sie ist nichts zu fürchten«, antwortete Simon Ford,
»sie arbeiten jetzt in einem Stollen, der höher liegt als das
Bett des Sees.«
Die nächste Zukunft sollte dem alten Obersteiger recht
geben. Das Wasser drang zwar sehr plötzlich und heftig ein,
hatte aber, als es sich in den tiefsten Höhlungen des Berg-
werks verbreitete, keine anderen Folgen, als daß es das Ni-
veau des Malcolm-Sees um einige Fuß erhöhte. Coal City
schien also nicht bedroht, und man durfte hoffen, daß die
Überschwemmung sich, ohne ein Opfer zu fordern, in den
noch unabgebauten Gründen verlaufen werde.
Ob diese Überflutung nun von einer innerhalb des Ge-
steins angesammelten und plötzlich eingedrungenen Was-
sermasse herrührte, oder ob sich ein Gewässer von der
Erdoberfläche eine Bahn nach unten gebrochen hatte, das
vermochten weder Simon Ford noch die anderen zu ent-
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scheiden. Jedenfalls zweifelte aber niemand daran, daß es
sich hierbei nur um einen jener unglücklichen Zufälle han-
delte, wie sie in Bergwerken wohl dann und wann vorkom-
men.
Noch im Lauf desselben Abends wußte man, woran man
war. Die Journale der Grafschaft brachten Berichte über das
unerhörte Ereignis, das den Katrine-See betroffen hatte.
Nell, Harry, James Starr und Jack Ryan, die in aller Eile zum
Cottage zurückgekehrt waren, bestätigten diese Nachrich-
ten und vernahmen dagegen zur größten Befriedigung ih-
rerseits, daß das ganze Unglück sich auf einige materielle
Schäden in New Aberfoyle beschränke.
Das Bett des Katrine-Sees hatte sich also plötzlich geöff-
net. Durch einen breiten Spalt drangen dessen Wasser bis
in die Grube hinab. Von dem Lieblingssee des schottischen
Romandichters blieb – wenigstens in seinem südlichen
Teil – kaum so viel übrig, um die Zehen der Seekönigin zu
benetzen. Er war zu einem Teich von wenig Acres Oberflä-
che reduziert, die auf dessen anderer Seite übrigblieben, die
eine Bodenerhebung von der trockengelegten trennte.
Es versteht sich von selbst, daß dieses Ereignis das größte
Aufsehen machte. Vielleicht zum ersten Mal entleerte sich
ein großer See binnen wenigen Minuten ins Erdinnere. Jetzt
hatte man jenen einfach von der Landkarte des Vereinigten
Königreichs zu streichen, bis es nach Wiederverschließung
der Bodenöffnung – etwa durch öffentliche Subskription –
gelang, ihn wieder zu füllen. Wäre Walter Scott noch auf der
Erde gewesen, er wäre jetzt vor Gram gestorben.
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Immerhin erschien das ganze Vorkommnis erklärbar.
Zwischen der tiefen Aushöhlung und dem Grund des Sees
lagerten die sekundären Schichten nur in geringer Mächtig-
keit infolge einer besonderen geologischen Anordnung des
Felsgesteins.
Wenn dieser Durchbruch aber auch von den meisten für
die Folge einer ganz natürlichen Ursache gehalten wurde,
so fragten sich doch James Starr, Simon und Harry Ford,
ob ihm nicht vielleicht ein Akt der Bosheit zugrunde liege.
Alle drei schöpften unwillkürlich Verdacht. Sollte jener böse
Geist damit wieder seine Versuche begonnen haben, den
ergiebigen Kohlenbau lahmzulegen?
Einige Tage später plauderte James Starr im Cottage über
diese Frage mit dem alten Obersteiger.
»Simon«, sagte er, »obwohl jenes Ereignis sich ganz von
selbst zu erklären scheint, habe ich doch eine Ahnung, daß
es in die Kategorie derjenigen gehört, deren Ursache wir
noch vergeblich zu ergründen suchten.«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung, Mr. James«, erwiderte Si-
mon Ford; »ich halte es aber für das Beste, wir verschweigen
vorläufig unsere Vermutungen und suchen uns allein von
deren Wahrheit zu überzeugen.«
»Oh«, rief der Ingenieur, »ich kenne das Resultat schon
im voraus.«
»Und welches, meinen Sie, wird es sein?«
»Nun, wir finden die Beweise einer Schandtat, den Übel-
täter aber nicht.«
»Und doch muß einer vorhanden sein«, antwortete Si-
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mon Ford. »Wo in aller Welt verbirgt er sich? Kann nur ir-
gendein Wesen auf eine so wahrhaft teuflische Idee verfal-
len, das Bett eines Sees zu sprengen? Wahrlich, ich glaube
nun bald mit Jack Ryan, daß hier irgendein Grubengeist im
Spiel ist, der uns seinen Zorn fühlen läßt, daß wir sein Ge-
biet geöffnet haben.«
Es versteht sich von selbst, daß Nell mit derartigen Mut-
maßungen möglichst verschont wurde. Sie unterstützte
diese Bemühungen auch
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