Schwarz-Indien
Das ist das unvermeidliche
Los! Die jetzt noch so ergiebigen Kohlenlager Amerikas am
Großen Salzsee, am Oregon, in Kalifornien, werden dereinst
nur eine ungenügende Ausbeute liefern. Dasselbe wird mit
den Lagerstätten des Kap Breton, von St. Laurent, Alleghany,
Pennsylvania, Virginia, Illinois, Indiana und Missouri der
Fall sein. Obwohl der Kohlenreichtum Amerikas den der
gesamten restlichen Erde um das Zehnfache übertrifft, die
Jahrhunderte werden nicht verrinnen, ohne daß das tau-
sendschlündige Ungeheuer Industrie auch das letzte Stück-
chen Steinkohle der Erde verschlungen haben wird.
Ein Mangel wird nach dem Vorhergehenden sich also zu-
erst in der Alten Welt bemerkbar machen. Wohl existieren
in Abessinien, Natal, am Zambesi, in Mozambique, auf Ma-
dagaskar noch sehr reiche Vorräte des mineralischen Brenn-
stoffs; ihre geregelte Ausbeutung stößt aber auf die größten
Schwierigkeiten. Die von China, Cochinchina, Birma, Japan
und Zentralasien dürften schnell genug erschöpft werden.
Die Engländer werden Australien mit seinem an Kohlen-
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adern so reichen Boden gewiß vollständig ausgeraubt ha-
ben, bevor es dem Vereinigten Königreich an Brennmaterial
gebricht. Zu dieser Zeit aber werden die bis in ihre feinsten
Ausläufer erschöpften Kohlenminen Europas schon längst
aufgelassen worden sein.
Für die aufgeschlossene Größe der Kohlenlager der Erde
geben nachfolgende Zahlen einen Anhaltspunkt. Das koh-
lenreichste Land ist zweifellos Nordamerika mit 30.000.000
Hektar Kohlenfeldern, dann folgen England mit 1.570.000
Hektar; Frankreich mit 350.000; Preußen und Sachsen mit
300.000; Belgien, Spanien und Österreich mit je 150.000;
auch Rußland, China und Japan sind reich an Steinkoh-
len. Die jährliche Produktion betrug durchschnittlich im
laufenden Jahrzehnt: in England 104.791.415 Tonnen; in
Preußen 22.731.532 Tonnen; in Frankreich 12.804.100 Ton-
nen; in Belgien 12.755.822 Tonnen; in Österreich-Ungarn
6.081.736 Tonnen; in Sachsen 2.871.553 Tonnen; in ganz
Europa 167.243.000 Tonnen. In Amerika wurden dazu ge-
fördert jährlich ca. 26.000.000, in Australien 788.000, in
Asien 558.000 Tonnen im Gesamtwert von etwas über 1/2
Milliarde Gulden oder 1 1/8 Milliarde Mark!
In Europa ist also Großbritannien unzweifelhaft das
kohlenreichste Land. Mit Ausnahme von Irland, das des mi-
neralischen Brennmaterials fast vollständig entbehrt, be-
sitzt es zwar enorme, aber nichtsdestoweniger erschöpfliche
Reichtümer an Kohle. Das bedeutendste der einzelnen Be-
cken, das von Newcastle, das den ganzen Untergrund der
Grafschaft Northumberland einnimmt, produziert jährlich
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an die 30 Millionen Tonnen, das heißt nahezu ein Drittel
des englischen Verbrauchs, und 2 1/2 mal soviel wie die Ge-
samtproduktion Frankreichs. Das Becken von Galles, das
in Cardiff, Swansea und Newport eine ganze Bevölkerung
von Bergleuten sammelte, liefert jährlich 10 Millionen Ton-
nen der so gesuchten Steinkohle dieses Distrikts. Weiter im
Innern beutet man die Becken der Grafschaften von York,
Lancaster, Derby und Stafford aus, die zwar nicht so ergie-
big, aber dennoch von großer Bedeutung sind. Endlich brei-
tet sich zwischen Glasgow und Edinburgh in demjenigen
Teil Schottlands, in den seine beiden umgebenden Meere
so tief einschneiden, eines der ausgedehntesten Kohlenbe-
cken aus. Die Summe aller dieser Kohlenreviere bedeckt,
wie erwähnt, eine Fläche von fast 1.600.000 Hektar und lie-
fert jährlich die ungeheure Menge von fast 105 Millionen
Tonnen des schwarzen Brennstoffs.
Trotz alledem drohen aber die Bedürfnisse des Handels
und der Industrie in so ungeheurem Maß zu wachsen, daß
auch diese reichen Quellen einst versiegen müssen. Das
3. Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung wird noch
nicht zu Ende sein, wenn die Hand des Bergmanns in Eu-
ropa schon jene Magazine entleert hat, in denen, um ein be-
liebtes Bild zu gebrauchen, »die Sonnenwärme der ersten
Erdentage« gespeichert liegt.*
* Unter Zugrundelegung des zunehmenden Steinkohlenkonsums
rechnet man, daß die mineralischen Brennstoffe Europas zu Ende
gehen werden: in Frankreich nach 1.140 Jahren, in England nach
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Gerade zu der Zeit, in der unsere Erzählung spielt, war
eines der bedeutendsten Becken im schottischen Kohlenre-
vier durch übermäßig schnellen Abbau erschöpft worden.
Das geschah in dem 10 bis 12 Meilen breiten Gebiet zwi-
schen Edinburgh
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