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Schwarz und Weiss (German Edition)

Schwarz und Weiss (German Edition)

Titel: Schwarz und Weiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Carey
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das Messer.
     
    Eorsén war genervt. Er wollte raus aus dem Haus, konnte es aber vorerst nicht, weil sich seit ein paar Stunden irgendjemand draußen herumzutreiben schien. Und wenn er gehen würde, auch wenn das niemand mitbekommen würde, bedeutete das, dass er Namenlos allein lassen musste. Und das konnte er nicht zulassen. Es würde noch lange dauern, bis er sich vollständig erholt hatte und die Möglichkeit, dass diese seltsame Gestalt vor Eorséns Fenster sich Zugang zum Haus verschaffen könnte, gefiel Eorsén ganz und gar nicht.
    Namenlos konnte sich nicht verteidigen und wenn Eorsén weg war, wäre er geliefert.
    Also beschäftigte sich Eorsén seit Stunden mit Rumsitzen und Nichtstun (von Tee trinken einmal abgesehen). Vor etwa einer Stunde war seine sonst so gute Laune an ihrem Tiefpunkt angekommen, sodass er beschloss, dass es sogar spannender war, Namenlos Gesellschaft zu leisten.
    Nachdem er aber eine halbe Stunde in dem stickigen Dachgeschoss gesessen und Namenlos' Gerede über sich hatte ergehen lassen, hatte er seine Meinung grundlegend geändert und war wieder nach unten geflohen.
    Hier war es zwar nicht weniger langweilig, aber wenigstens hatte Eorsén seine Ruhe. Er hatte die Vorhänge vor den Fenstern zugezogen, sich auf das Sofa gesetzt und seitdem in einer alten Zeitung geblättert, ohne wirklich zu lesen.
    Ein Schatten huschte vor dem Fenster gegenüber vorbei und Eorsén hätte beinahe seinen Tee verschüttet. Wütend starrte er das Fenster an und wandte sich dann wieder der Zeitung zu. Er fragte sich wirklich, warum jemand über so etwas schreiben, geschweige denn lesen wollte. Es gab zwar Artikel mit spannenden Überschriften wie „Raubüberfall auf Landhaus“ und eine Vermisstenanzeige, aber auch unnötige Dinge wie „Müll auf Marktplatz“ oder „So pflegen Sie Ihren Rasen“.
    Eorsén widmete sich halbherzig dem Artikel über den Vermissten, der offenbar ohne jede Vorwarnung aus einem Krankenhaus verschwunden war, seine Tür offen gelassen hatte und seitdem nicht mehr gesehen worden war. Anschließend las er den sinnlosen Ratgeber über den Rasen.
    Nach fünf Minuten bemerkte Eorsén, dass er bereits mehrmals denselben Satz gelesen hatte, ohne etwas verstanden zu haben. Er gab auf und legte die Zeitung zurück auf den Tisch. Sollte doch jemand anderes um den Garten kümmern.
    Der Schatten hinter dem Fenster war wieder da. Er bewegte sich nicht, sondern stand einfach nur da, als wartete er auf etwas. Eorsén stand vorsichtig auf und bewegte sich auf den Vorhang zu, aber die Gestalt musste etwas bemerkt haben, denn noch bevor Eorsén das Fenster erreicht hatte, war sie verschwunden.
    Kopfschüttelnd machte er sich auf den Weg zurück zum Sofa und hoffte, dass er bald wieder verschwinden konnte, als er etwas hörte. Die Geräusche schienen von oben zu kommen, hörten allerdings sofort wieder auf.
    Nicht darüber nachdenken, dachte sich Eorsén streng und für die nächsten Minuten blieb es still.
    Gerade in dem Moment, als er erleichtert war, sich getäuscht zu haben, ertönte ein Poltern und machte seine Hoffnungen zunichte. Namenlos! dachte er entsetzt und hetzte ins Dachgeschoss. Hatte diese fremde Gestalt ihn gefunden...?
    Eorsén riss die Luke zu Namenlos' Zimmer auf und erstarrte kurz. Außer ihm war niemand hier. Warum hatte er dann...
    Eorsén versuchte, in der fast vollkommenen Dunkelheit Namenlos auszumachen, konnte ihn aber nicht finden.
    „Namenlos!“, zischte er ins Dunkel.
    Als Antwort bekam er ein schmerzerfülltes Stöhnen aus der Ecke. Eorsén bewegte sich langsam darauf zu.
    „Bist du das?“, fragte er misstrauisch.
    „Wer sonst?“, fragte Namenlos' gequälte Stimme kurz vor ihm und Eorsén entdeckte ihn. Er saß auf dem Boden, die Hand auf seinen rechten Arm gepresst und atmete schwer.
    „Was ist los?“, fragte Eorsén verständnislos.
    Zu einer Antwort kam Namenlos nicht, stattdessen versuchte er, aufzustehen. Eorsén nahm einen Schritt Abstand.
    „Was ist passiert?“, wiederholte er.
    Namenlos hob die Hand von seinem Arm und zeigte Eorsén eine tiefe Schnittwunde.
    „Wo hast du die denn schon wieder her?“, wollte Eorsén ein wenig besorgt wissen.
    Namenlos rang sich ein Grinsen ab, bevor er sich plötzlich zusammenkrümmte und mit der Hand nun seine linke Schulter bedeckte.
    „Zeig her!“, rief Eorsén sofort alarmiert und riss Namenlos' Hand weg.
    Nicht schon wieder! dachte er geschockt. Aus Namenlos' Schulter floss Blut. Diese Wunde war vor

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