Schwarz und Weiss (German Edition)
Stein, der in hohem Bogen von der Klippe in den dichten Wald fiel und raufte sich die Haare.
„Du verlierst noch den Verstand“, murmelte Aracas, „ich könnte nicht damit leben, wenn ich...“
„Das wirst du irgendwann müssen.“
Aracas starrte ihn entsetzt an. „Wer bist du eigentlich?“
„Derselbe wie damals.“
„Das glaube ich nicht. Etwas ist anders, und ich verstehe dich, glaube mir. Es tut mir Leid, aber ich bin überrascht, dass du solange durchgehalten hast.“
„Schönen Dank auch.“ Solyce verschränkte die Arme und legte den Kopf in den Nacken.
„Um nochmal darauf zurückzukommen...“, fing Aracas an, „wir sollten einen Umweg einlegen und den Unbekannten suchen...“
„Nein, verdammt noch mal! Es ist am besten, wenn wir abwarten, was er von sich aus macht. Wir könnten noch Jahre Zeit haben...“
„Könnten wir, aber das glaube ich nicht.“
„Willst du mich vollständig in den Wahnsinn treiben?“, rief Solyce, eher in den Himmel als zu Aracas.
„Noch weiter?“, fragte Aracas skeptisch, „mir kommt es so vor, als wärest du jetzt schon nicht mehr vollkommen bei Sinnen...“
„Ach, lass mich einfach in Ruhe.“
„Soll ich dich etwa hier allein zurücklassen? Was denkst du denn von mir?“ Aracas wollte Solyce an der Schulter vom Abgrund wegziehen, als befürchtete er, Solyce würde sich im nächsten Augenblick dort hinunter stürzen.
Solyce wehrte die Hand ab. „Ich kann auf mich selbst aufpassen, ich bin älter als du.“
„Manchmal ist das Alter nicht wichtig“, bemerkte Aracas, „und ich glaube, ich sollte dich nicht unbeaufsichtigt lassen.“
Solyce senkte den Kopf. „Mein Ziel ist es, Camar umzubringen.“
Aracas zog sich traurig zurück. „Ich weiß, und ich helfe dir immerhin, ihn zu suchen. Aber wir müssen es vorher irgendwie schaffen, die Sieben zu finden und sie zu überzeugen, uns dabei zu helfen...“
„Der Unbekannte will, dass ich ihm helfe“, murmelte Solyce vor sich hin.
„Wobei?“, fragte Aracas verblüfft.
Solyce beachtete ihn nicht. „Er versucht, alles unter Kontrolle zu bekommen, und er will, dass ich mitmache.“
„Er will im Ernst, dass du...“
Solyce unterbrach ihn mitten im Satz: „Ja, und es ist ihm egal, was ich davon denke. Er weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er mich davon überzeugt hat.“
„Du klingst so, als hättest du schon aufgegeben.“ Die tiefe Traurigkeit kehrte in Aracas Worte zurück und er drehte Solyce wieder den Rücken zu.
„Nein. So leicht gebe ich nicht auf“, behauptete Solyce müde und schloss die Augen, das Gesicht noch immer dem Himmel zugewandt.
„Wenn du aufgibst, dann...“
„Was soll dann passieren?“, zischte Solyce, „du sagst doch sowieso, dass wir keine Chance haben...“
„Das habe ich nie gesagt.“
„Wir sollten langsam zu den anderen zurückkehren“, schlug Solyce vor und öffnete die Augen wieder. Er drehte sich um und ließ Aracas zurück, aber er würde ihm ohnehin sofort folgen. Sein Kopf schmerzte und er schlug sich vorsichtig dagegen. Es half nichts.
Seine Füße trugen ihn wie von selbst zurück zum Lager. Er hörte Aracas Schritte hinter sich und konnte sich sein besorgtes Gesicht nur allzu gut vorstellen.
Das besserte Solyce' Laune nicht im Geringsten. Ich brauche kein Mitleid!
Aracas schloss zu ihm auf. „Weißt du, was ich glaube?“
„Woher soll ich das wissen?“, gab Solyce gepresst zurück.
„Ich glaube, du hast Angst. Und bevor du wieder anfängst, mich anzuschreien...“ Er blieb stehen und versperrte Solyce den Weg. Solyce vermied es, ihm in die Augen zu sehen.
„Jeder hätte Angst“, fuhr Aracas fort, „versprich mir einfach, dass du nicht aufgibst.“
„Habe ich nicht vor. Wir gehen jetzt einfach zurück und behaupten, es sei nichts passiert.“ Solyce schob sich an Aracas vorbei. Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.
Solyce hatte es Aracas gegenüber nicht zugeben wollen, aber die Wahrheit war, dass Solyce Angst hatte. Er hatte Angst vor dem Gesicht des Unbekannten und davor, was passieren würde, wenn Aracas tötete. Aber am meisten hatte er Angst davor, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.
Der Vollmond stand schon hoch am Nachthimmel, als Aracas und Solyce zurückkehrten.
Tony und die anderen saßen vor dem Zelt, Caez versuchte erfolglos, das Messer, das Persephone ihm gegeben hatte, so abzuschleifen, dass er es als Waffe verwenden konnte und Resa hielt ihr Abendessen über das Lagerfeuer,
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