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Schwarz. Weiß. Tot.: Storys

Titel: Schwarz. Weiß. Tot.: Storys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Du warst schon lange nicht mehr
     zu Witzchen aufgelegt.« Ihre Telefonanlage gab elektronische Geräusche von sich, vier, fünf Lämpchen blinkten. »Wenn sie morgen
     noch mal anruft, schreibe ich ihre Nummer auf, falls ich sie erkennen kann.« Ihre Finger huschten über die Tasten, und sie
     meldete sich zweisprachig, auf Afrikaans und Englisch: »Südafrikanische Polizei, Provinziale Sondereinheit, guten Tag, was
     kann ich für Sie tun?«
     
    Am Ausgang hielt er zunächst inne und ließ den Blick über den Parkplatz schweifen, entdeckte aber nichts Außergewöhnliches.
     Gemächlich ging er zu seinem Toyota hinüber. Sie wusste also, dass er einen Cressida fuhr! Vor dem Fahrzeug blieb er stehen
     und sah sich nochmals um. Ein Opel mit breiten Reifen und röhrendem Auspuff raste den Kasselsvleiweg hinunter, und aus den
     Boxen wummerte amerikanischer Rap wie ein hämmernder Herzschlag. Er schüttelte den Kopf. Diese jungen Leute! Keine Manieren
     mehr. Er wartete, bis das Bumm-bumm um die Ecke verschwunden war, dann schloss er den Cressida auf.
    |152| Er sah immer noch nichts.
    Er stieg ein.
    Streckte die Hand aus, um die Tür zuzuziehen.
    Dann fuhr er vor Schreck zusammen. Wie aus dem Nichts lag plötzlich ein großer alter Wecker auf seinem Schoß, der scheppernd
     läutete.

4.
    Er war vor Schreck wie gelähmt. Urplötzlich lag dieser Riesenwecker auf seinem Schoß und schrillte laut und lang anhaltend!
     Verständnislos starrte er das Ding an, kam wieder zur Besinnung und warf den Wecker auf den Beifahrersitz, wo er weiterklingelte,
     vibrierend, als führe er ein Eigenleben.
    Es dauerte, bis October begriff, dass er den Knopf auf der Oberseite drücken musste. Plötzlich herrschte Stille, und er hörte
     nur noch das Rauschen seines eigenen Pulsschlags.
    Er blickte auf seine zitternden Hände.
    Dann stieg Ärger in ihm auf. Das war keine übersinnliche Erfahrung, sondern ein billiger Trick, überflüssig und kindisch.
     Die Tür des Cressidas stand noch offen. Er stieg aus und suchte nach der Anruferin, die Stirn wütend gerunzelt. Doch es war
     niemand zu sehen. Er bückte sich und sah unter den Autos nach. Nichts. Er eilte hinaus auf den Bürgersteig und blickte den
     Kasselsvleiweg hinauf und hinunter. Ein farbiges Kind, neun, zehn Jahre alt, sauste mit dem Fahrrad die Straße entlang. Aus
     der anderen Richtung kamen drei Teenager, jeder mit einem Handy am Ohr. Ein Golden-Arrow-Bus rollte vorbei.
    |153| Er schüttelte den Kopf. Unmöglich. Es sei denn, sie … Er kehrte zum Toyota zurück, bückte sich und schaute zur offenen Tür
     hinein. Sie musste den Wecker hinter der Sonnenblende … Aber die Sonnenblende war nach oben geklappt. Er stieg ein, sah auf
     dem Rücksitz nach, versuchte, sich auszumalen, wie sie es angestellt hatte, und vermutete noch immer, dass sie sich hier irgendwo
     in der Nähe aufhielt und ihn beobachtete. Und sich dabei ins Fäustchen lachte. Endlich fuhr er los, entnervt und sauer. Er
     war zu alt für solche Spielchen.
     
    Er roch den aromatischen Holzkohlerauch, als er das Restaurant betrat. Muna stand an einem langen Tisch neben der Küchentür,
     den er heute zum ersten Mal sah. Das Gesicht der jungen Frau hellte sich auf, als sie ihren Onkel sah.
    »Hi, Uncle John.«
    »Hallo, liebe Muna. Rieche ich da etwa den Rauch von
Kabobs

    »Stimmt genau«, antwortete sie vergnügt.
    »Und was bitte ist das da?«, fragte er und zeigte auf den Tisch.
    »Antie Pearlie meinte, es würde Zeit für unser erstes Büfett. Weil wir heute Abend eine große Reservierung haben, gleich vierzehn
     Personen auf einmal. In der Küche geht es hoch her. Antie Pearlie hat noch meine Mutter dazugeholt.«
    October erkannte, dass er so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen war, dass er Pearlie an diesem Tag nicht einmal angerufen
     hatte. Er trat durch die Schwingtüren, bereit, sie um Verzeihung zu bitten. Pearlie und Merle standen an der langen Arbeitsplatte
     und waren eifrig mit der Zubereitung |154| verschiedener Gerichte beschäftigt. Zuyane brutzelte etwas auf dem Gasherd und schaffte es, desinteressiert und panisch zugleich
     zu wirken. Aromatischer Rauch zog durch den Stoff über dem Kabobfleisch und hinauf zur Abzugshaube. Gewürzdüfte, zart und
     subtil, stiegen mit ihm auf. Pearlie spürte seine Anwesenheit, wie immer, und drehte sich um. Ihre Stirn war von einem feinen
     Schweißfilm bedeckt. Die Aufregung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Unser erstes Büfett, mein Herz!«,

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