Schwarz
allen Outlook-Ordnern durch – nichts Interessantes. Eine Sackgasse. Auch die E-Mails zu Sibirtek, die sich auf dem Dienstcomputer Ukkolas befanden, wären erst von Nutzen, wenn Jonny herausfand, wer die Nachrichten empfangen hatte.
Ihr Frust schlug in Zorn um, als sie hörte, wie die Tür der Kanzlei aufgeschlossen wurde. Sie wusste, wer da kam. Am liebsten hätte sie das Küchenmesser geholt und es diesem Ekel in die Stirn gerammt, als er hereinkam, aber sie begnügte sich damit, sitzen zu bleiben und einmal mehr abzuwarten, was da auf sie zukam. Überrascht stellte sie fest, dass Ukkola locker und entspannt aussah und sie mit einem breiten Lächeln anschaute.
»Wieder Single? Oder?«
Kati Soisalo zog die Brauen hoch, was hatte sich dieser Freak jetzt wieder ausgedacht?
Ukkola genoss die Situation. »Du scheinst die Letzte zu sein, die das erfährt. Eure Beziehung war also noch nicht so weit fortgeschritten, dass Kara dich den Behörden als seine nächste Angehörige angegeben hätte. Die man im Ernstfall anruft. Oder im Todesfall.«
»Was redest du Idiot da für einen Unfug?«
»Kara hat sich umgebracht. Er hat heute Nacht im Hotel ›Vaakuna‹ zwei Packungen seiner eigenen rezeptpflichtigen Medikamente geschluckt.« Ukkola grinste, als er ihre erschütterte Miene sah. »Kati Soisalo – ein Menschenkenner ohnegleichen. Da hattest du dich ja in einen echten Siegertyp verknallt.«
Kati Soisalos Gefühle und Gedanken waren in Aufruhr. Kara hatte am Vorabend einen niedergeschlagenen Eindruck gemacht, aber war das ein Wunder nach all dem, was er in der letzten Zeit durchmachen musste? Hätte sie Kara irgendwie helfen … eine Stütze sein müssen? Es fiel ihr schwer, zu glauben, dass Leo mitten in den Ermittlungen, bei denen er sein Leben freiwillig aufs Spiel setzte, Selbstmord begangen haben sollte.
»Du musst jetzt Leo Kara und seine Schnüffelei in Sachen Fennica endgültig vergessen«, sagte Ukkola streng.
»Leo wusste von Sibirtek. Und auch davon, dass neben Fennica und Wartsala viele weitere finnische Unternehmen mit Sibirtek zusammengearbeitet haben«, konterte Kati Soisalo aufgebracht und bereute es sofort. Es war ein Fehler, dass sie ihre Karten aufgedeckt hatte.
Ukkola zog die Brauen zusammen, ging zu seiner Exfrau hin und näherte seinen Mund ihrem Ohr, bis er sie fast berührte. »Kati, jetzt bewegst du dich wirklich in klippenreichen Gewässern. Wenn du in den Angelegenheiten von Sibirtek herumwühlst, dann ist das noch viel gefährlicher, als mir die Stirn zu bieten. Bei Sibirtek kann es, jetzt mal ganz im Ernst, passieren, dass du ins Gras beißt. An deiner Stelle würde ich dieses Wort niemandem gegenüber mehr erwähnen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche. Du hast vielleicht auch noch nicht erfahren, dass Pertti Forslund von Wartsala letzte Nacht bei einem Brand in seinem Haus in Kulosaari umgekommen ist. Ich kann dich beschützen, wir brauchen einander.«
»Ich brauche eher ein atopisches Ekzem als dich«, fauchte Kati Soisalo ihn an.
Ukkola war nur wenige Zentimeter entfernt und starrte sie einige Sekunden unverwandt an. »Ich warne dich. Du musst in den nächsten Tagen äußerst wichtige Entscheidungen treffen. Wenn du dich dabei schlau verhältst, bleibt dir Karas Schicksal erspart. Ich kanndir und vielleicht sogar deinen Eltern helfen. Ich habe Verbindungen zum Eigentümer dieser Lenta-Warenhäuser und kenne auch Leute bei der Bank deiner Eltern, was dich sicher überraschen wird. Und ich rede jetzt nicht vom Leiter irgendeiner kleinen Filiale.« Ukkola grinste.
»Ich habe es geahnt«, dachte Kati Soisalo und war nahe daran, Ukkola einen Tritt zu verpassen.
»Also, lass künftig die Finger von Fennica und zieh zurück zu mir nach Pitäjänmäki«, sagte Ukkola und wandte sich zum Gehen.
Kati Soisalo blieb mit gemischten Gefühlen in ihrer Kanzlei stehen. Kara hatte Selbstmord begangen, und Pertti Forslund war bei einem Brand umgekommen. Sie hatte Angst. Alle, die zu viel von Fennica wussten, starben: Mettälä, Forslund, Kara … Jukka Ukkola war vielleicht noch schlimmer mit Sibirtek verstrickt, als sie und Kara geahnt hatten. Und er wollte das Leben ihrer Eltern zerstören, wenn sie nicht seine Geliebte wurde. Das war ganz nüchtern und schonungslos betrachtet die Lage. Sie war gezwungen, die Ermittlungen allein weiterzuführen, Ukkola musste aufgehalten werden.
Kati Soisalo fühlte sich ohnmächtig, als ihr klar wurde, worin das einzige Mittel bestand, Jukka Ukkola
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