Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
72 Jahren für sich und seine Frau den Lebensunterhalt als Tapezierer verdient, so wie er es einst getan hatte, bevor er seine vierzig Jahre Vollzeitdienst für die Watch Tower Bible and Tract Society begann“. 89
Mit den Worten, „ wie diejenigen, die die eigentliche Verantwortung dafür tragen, sich Gott abends im Gebet nahen und sagen können „Sei barmherzig mit uns, so wie wir auch anderen gegenüber barmherzig gewesen sind“, das ist mir ein Rätsel “ 90 schließt Raymond Franz seinen Bericht über seinen Freund Ed Dunlap, der am 19. September 1999 im Alter von 88 Jahren starb.
Seiner Schlussfolgerung, dass „ein solches Vorgehen nur zu begreifen (ist), wenn man von der Grundannahme ausgeht, dass die Interessen eines Einzelnen – wozu sein guter Ruf zu zählen ist, sein hart erarbeitetes Ansehen, seine langen Jahre des Dienstes – geopfert werden müssen, wenn sie den Zielen einer Organisation im Wege sind,“ 91 kann man nur zustimmen.
Diese Wachtturmgesellschaft stellt sich in der Realität mit ihrem Verhalten als eine fest etablierte geschlossene Ordnung dar. Als System mit eigenen Normen, verbunden mit einem effizienten Instrument zur Durchsetzung ihrer Interessen. Als in sich geschlossenes System, ohne jede interne oder externe Kontrollen der Führung und ihren Weisungen, die für alle Mitverbundenen gleichermaßen als verbindlich erklärt werden.
Eine Parallelwelt, die dem Einblick von Außenstehenden verschlossen bleibt. Eine wie auch immer geartete geistige Auseinandersetzung über das Verständnis von biblischen Aussagen und Fragen der Lehre kann daher innerhalb der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas unterhalb der Ebene der leitenden Körperschaft nicht stattfinden.
Ein derartiges Unterfangen ist praktisch unmöglich. In diesem Sinne sind selbst Bibelstudien im privaten Kreis von mehreren Zeugen außerhalb der offiziellen, von der WTG kontrollierten Versammlungen untersagt.
Schließlich erhält „Gottes Volk überall auf der Welt … auf der Welt reichlich biblische Schulung und Ermunterung“ und daher „billigt der „treue und verständige Sklave“ keinerlei Literatur, keine Websites und keine Treffen, die nicht unter seiner Leitung hergestellt und organisiert werden (Mat. 24:45-47).“ 92
Abweichler werden damit effektiv an ihrer freien Meinungsäußerung gehindert oder bei Ungehorsam und im Wiederholungsfall ausgeschlossen. Wie nicht anders zu erwarten war, wurden auch Raymond Franz selbst und noch vielen anderen seiner Zeitgenossen im Bethel in diesem Zusammenhang die Gemeinschaft entzogen.
Raymond Franz wurde nach 43 Jahren der Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehovas und langen Jahren des Vollzeitdienstes nur aus dem einen Grund aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, weil er „Umgang mit jemand hatte, der die Versammlung verlassen hat“, 93 und nur deswegen, weil er mit dieser Person die „die Gemeinschaft von sich aus verlassen hatte, eine Mahlzeit einnahm.“ 94
Auch Raymond Franz stand mit seiner christlich geprägten Auffassung den erklärten Zielen der Organisation letztendlich im Wege und musste, wohl der inneren Logik dieser Organisation zufolge, geopfert werden.
Aber welche Ziele sind es, die es wert sind, dass man die Freiheit des Glaubens und der eigenen Meinungsbildung und -Äußerung der Mitverbundenen auf diese Weise unterdrückt und sich damit in einen eklatanten Widerspruch zu den in der Bibel niedergelegten Geboten eines liebenden Gottes begibt.
Wenn man glaubt, Tatsachen und objektive Wahrheiten unterdrücken und Irrlehren, sowie Lügen mit einer von Gott entlehnten Autorität durchsetzen zu können. Sich selbst in Gegensatz zu den eigenen Lehren zu begeben und Kritiker mithilfe eines inquisitionsartigen Verfahrens so unbarmherzig und mitleidslos zu behandeln wie es an den beiden genannten Beispielen und vielen anderen Fällen 95 deutlich wird.
Solche Ziele, deren Verfolgung auf diese Weise für die Organisation die permanente Gefahr des vollkommenen Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlustes bei ihren Anhängern mit sich bringt, müssen schon sehr wichtig sein.
Vorrangig wichtig, wenn man sogar den Gott, dem zu dienen man vorgibt, und seine Gebote auf diese Weise zur Seite schiebt.
Wie wichtig der Organisation das Erreichen ihrer Ziele und das Durchsetzen ihrer Auffassungen tatsächlich sind, wird auch auf einem anderen Gebiet deutlich. Selbst das Leben ihrer Angehörigen gilt dann nichts mehr, wenn es um das Einhalten der von ihr selbst geschaffenen
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