Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
die Lehren von Christus hinausgehen, den Sinn dieser biblischen Aussage in sein Gegenteil.
Wer ist es denn in Wirklichkeit, „der vorausdrängt und nicht in der Lehre des Christus bleibt“ 219 oder geblieben ist? Der Kritiker, der sich auf die Bibel beruft oder die Wachtturmgesellschaft, die bibelfremd von der Aufrichtung eines himmlischen Königreichs im Jahr 1914 spricht? Sogar von einer unsichtbaren Rückkehr des Herrn im gleichen Jahr?
Die fälschlicherweise zwei Klassen von Christen unterscheidet - geistgesalbt mit der Hoffnung auf eine himmlische Auferstehung und die Normalzeugen mit der Erwartung, wieder auf der Erde auferweckt zu werden?
Dies sind nur einige Beispiele von WTG-Lehren, die nicht von der Bibel gestützt werden. Was die Gesellschaft jedoch keineswegs daran hindert, anderen Religionen exakt den Vorwurf zu machen, der auf sie selbst zutrifft:
„Heute ist die Christenheit in Hunderte von Sekten aufgesplittert, deren Spektrum von extrem streng bis extrem liberal reicht. Sie alle sind auf die eine oder andere Art über das hinausgegangen, was geschrieben steht , indem sie zugelassen haben, dass die Herde von menschlichem Denken beherrscht wird, das im Widerspruch zum göttlichen Gesetz steht“. 220
Abgesehen von der falschen Auslegung der von der Gesellschaft verwendeten Bibelstelle für Abtrünnigkeit wird damit dem Vorgehen gegen mögliche Oppositionelle in den eigenen Reihen Tür und Tor geöffnet. Ist das der eigentliche Zweck der bewussten Falschauslegung? Soll der Rest der Versammlung weiterhin möglichst in Unwissenheit gehalten werden, damit „ die „Reinheit der Versammlung bewahrt bleibt “, wie das im Sprachgebrauch der Zeugentheokratie genannt wird?
Zu diesem Komplex gehören selbstverständlich und insbesondere alle Vorgänge, die sich für den Ruf der Gesellschaft intern und in der Öffentlichkeit als nachteilig erweisen könnten. 221 Kommt ein solcher Fall in einer Versammlung vor, wird der Betreffende von den Ältesten in einem von der Gesellschaft offenbar vorgegebenen Vorgehensschema üblicherweise zunächst nach der Herkunft seiner Informationen befragt.
Stammen diese aus dem Internet, was heutzutage häufig der Fall sein kann oder gar von Abtrünnigen, würde er wahrscheinlich darauf hingewiesen, dass die Gesellschaft vor der Nutzung dieses Mediums und vor den Lügen, die Abtrünnige dort verbreiten würden, gewarnt habe. 222
Auf diese Weise gewonnene Informationen würden von gesellschaftstreuen Ältesten keinesfalls als sachlich geboten und diskussionswürdig angesehen werden. Ganz im Gegenteil. Sie werden im Regelfall ohne weitere Nachprüfung als unglaubwürdig eingestuft und in die Nähe von „Lügen der Abtrünnigen“ gerückt oder unmittelbar als Desinformationen verworfen.
Die Organisation kann sich damit eine Stellungnahme zum eigentlichen Sachverhalt ersparen. Die geistige Auseinandersetzung mit den vorgebrachten Kritiken unterbleibt - wie selbstverständlich. Von Überzeugungsarbeit kann keine Rede sein.
Mir ist in den ungefähr zehn Jahren meiner Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehovas kein Fall bekanntgeworden, in dem sich die Ältesten mit den Argumenten eines Zweiflers ernsthaft auseinandergesetzt hätten. Offenbar will sich die WTG lieber von einem unsicheren Kantonisten trennen, bevor sie ihre Repräsentanten in eine geistige Auseinandersetzung schickt, die diese ohnehin nicht gewinnen können.
Wäre es aber nicht ihre primäre und ureigene christliche Pflicht, die verloren zu gehenden Schäfchen wieder zur Herde zurückzuführen?
Die WTG verfolgt offenkundig eine andere Zielsetzung. Sie verfügt nach ihrer Meinung über das Wahrheitsmonopol und macht von diesem Anspruch auch ausgiebig und auf ihre Weise Gebrauch. So behandelt sie die Gewissensprobleme eines Zweiflers oder Kritikers vorzugsweise über ein Rechtskomitee der jeweiligen Versammlung. In der Praxis eine Bezeichnung für eine Institution, die in diesem Zusammenhang eher der Inquisition, als einem rechtsstaatlichen Verfahren gleicht.
Zunächst wird der Beschuldigte, wie bereits beschrieben, nach der Quelle seiner Informationen befragt. Erneut wird er wahrscheinlich darauf aufmerksam gemacht, dass aufrichtige Christen von der Welt unter Einfluss von Satan - und dazugehören nun mal alle Außenstehenden – ohnehin nur Lügen erwarten könnten. Vorwürfe gegen die WTG – dem alleinigen Instrument Gottes – könnten daher nur von Satan, dem Urvater der Lüge stammen.
Der Kritiker habe
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