Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)

wieder der Rückgriff auf die Autorität Gottes. Welcher gläubige Christ würde es wagen, sich mit der Organisation des Höchsten anzulegen, die dessen Werte, Entscheidungen und Gesetze doch nach außen vertritt. Tut die Wachtturmgesellschaft das in Wirklichkeit?
    Sie behauptet dies zwar öffentlichkeitswirksam, lässt sich tatsächlich jedoch, wie beschrieben, in erster Linie von ihren geschäftlichen Interessen leiten. Allenfalls eine Feigenblattfunktion kommt den christlichen Werten aus Sicht der Konzernführung zu. Im Grunde genommen kann man sagen, dass die Wachtturmgesellschaft das Wasser der Liebe der einzelnen Zeugen gegenüber Gott auf ihre eigenen Mühlen leitet.
    Die Wachtturmgesellschaft ist schon lange, schon seit ihrem Beginn unter der Führung von Charles Taze Russell, ein Teil des politischen und wirtschaftlichen Systems dieser Welt geworden. Vielleicht sogar als ein solches Teil von ihm, dem umtriebigen Geschäftsmann, der so viele weltliche Verbindungen zu Politik und Wirtschaft unterhielt, geschaffen worden.
    Kein noch so eindeutiger Beweis ihrer eigenen weltlichen Aktivitäten und ihrer Verwicklungen in die Angelegenheiten dieser Welt kann die WTG aber davon abhalten, von ihren Anhängern das Gegenteil zu fordern, nämlich sich von der gleichen Welt getrennt zu halten.
    Auch von „weltlichen“ Gerichtsverfahren rät die Gesellschaft ihren Zeugen ab. Vor allem, wenn diese sich gegen Brüder richten sollten. Auf die gerichtliche Durchsetzung von Ansprüchen solle man lieber verzichten, seien diese auch noch so berechtigt. Jede mögliche Schädigung des Ansehens Gottes und seines Namens müsse vermieden werden. Für die Regelung zwischenbrüderlicher Konflikte gebe es schließlich die interne Gerichtsbarkeit der Versammlungen.
    Der einfache Zeuge soll also nicht klagen – soweit die WTG. Hält sie sich selbst an diese Regel?
    Keineswegs. Sie hat diesbezüglich keinerlei Vorbehalte und vertritt ihre Interessen sehr wohl vor weltlichen Gerichten, wenn ihr dies geboten und nützlich erscheint. Vorgeblich, um das Predigtdienstwerk rechtlich fest zu verankern und zu verteidigen. Tatsächlich lässt sich jedoch leicht feststellen, dass es ihr auch in solchen Fällen um etwas ganz anderes geht. Die Palette der juristischen Möglichkeiten, die von der WTG ausgeschöpft werden, reicht vom gerichtlichen Vorgehen gegen Abtrünnige, um diese an der Verbreitung ihrer Informationen zu hindern, über die rechtliche und finanzielle Unterstützung von höheren Funktionärsbrüdern, die aus dem einen oder anderen Grund belangt werden, bis hin zu Prozessen in Steuerangelegenheiten.
    Wenn die Interessen der WTG auf dem Spiel stehen, spielen Gerichts- und Anwaltskosten nur eine untergeordnete Rolle. Geld aus dem Spendentopf für derartige Zwecke ist immer ausreichend vorhanden.
    Selbst auf der politischen Bühne wird die WTG tätig, wenn ihr dies geboten und vorteilhaft erscheint. Allerdings nur unter größtmöglicher Geheimhaltung und im Verborgenen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, zum Beispiel über Delegierte in Unterorganisationen der UNO und NGOs, internationale Konferenzen usw., wie auch am Beispiel ihrer zehnjährigen NGO-Assoziierung deutlich wird.
    Gleichzeitig würde die Gesellschaft keinerlei Zurückhaltung kennen, wenn es darum ginge, einem Zeugen, der seinen Lebensunterhalt mit einem Verkaufsstand in den Gängen der gleichen Organisation oder einer kirchlichen Einrichtung 208 verdient, zu reglementieren. Im Falle von Uneinsichtigkeit und im Fortsetzungsfall würden die zuständigen Ältesten dem Betroffenen die Gemeinschaft entziehen, ihn ausschließen. Mit allen damit verbundenen persönlichen Konsequenzen, was de facto die Zerstörung von dessen Existenz bedeuten könnte.
    Die Liste der möglichen Beispiele für ein doppelbödiges Denk- und Handlungsschema der Wachtturmorganisation lässt sich nahezu beliebig fortsetzen.
    Eine derartige Doppelstrategie kann aber auf Dauer nur dann erfolgreich funktionieren, wenn man neben der weit gehenden Geheimhaltung derartiger Vorgänge auch über ein wirksames Instrument zur Unterdrückung von Meinungen, Zweifeln und Kritiken in der Gemeinschaft verfügt.
    Verfügt die Wachtturmgesellschaft über ein solches Instrument?
     

Das Sanktionsinstrument der Wachtturmorganisation
    Die Frage nach der Existenz eines internen Sanktionsinstruments bei den Zeugen Jehovas kann eindeutig bejaht werden. Die WTG hat sich ein solches Instrument, sozusagen ein