Schwarze Blüte, sanfter Tod
bestenfalls mal ein Gepäckfach knackte oder die Tageskasse eines Wettbüros.
»Kein Staatsbesuch«, beruhigte ich ihn, obwohl er ja wuÃte, daà ich schon lange nicht mehr bei der Polizei war. Und dann sagte ich, nachdem wir uns beide versichert hatten, unsere Gesundheit und die der werten Familien sei blendend, unvermittelt: »Bullock 72700.«
Er sah mich an wie jemand, der das Radioprogramm von HK-2 verlesen bekommt. »Bullock. HaustürschloÃ?« Dabei der gelangweilte Blick, und anschlieÃend gleich die Frage: »Hörte ich da vorhin nicht Papier knistern?«
Er hatte nichts verlernt. Ich zog den Geldschein wieder hervor.
Er warf einen Blick darauf und wollte wissen: »Hier im Zentraldistrikt?«
»Garden Road.«
Er nickte. »Weiter nichts?«
»TürschloÃ.«
Eine Handbewegung. Und dann: »Knistere mal noch ein biÃchen. Oder bist du knapp dran?«
Ich zog einen weiteren Schein aus der Tasche und kam zur Hauptsache: »Bullock 72700!«
»Sagtest du vorhin schon. Safe, ja?«
Als ich das bestätigte, meinte er: »Könntest du eigentlich allein machen. Bloà mit dem Stethoskop. Drehst alle Zahlen durch. Die Reihenfolge ergibt sich aus der Lautstärke beim Einrasten. Die Lauten zuerst ...«
Er blickte auf meine Hand, die die Geldscheine hielt. Trank wieder einen Schluck Tee. Bemerkte dann beiläufig: »Knistert gar nicht mehr ...«
Ich zog einen dritten Schein und verlangte: »Aber nur, wenn du mitkommst und es selber machst. Mein Gehör ist nicht so gut ...«
Nun wollte er wissen, was für eine Einrichtung es war. Als ich ihm eröffnete, es sei eine Anwaltskanzlei, und wir wollten nichts entwenden, nur ein Dokument auf einem im Vorzimmer stehenden Kopierer ablichten, schwieg er, bis ich die drei Scheine faltete und ihm in die Tasche seines arg verschwitzten Arbeitshemdes schob.
»Garden Road, sagtest du?«
»Sagte ich, ja.«
»Und da ist keiner, der uns Ãrger machen kann?«
Ich schloà das aus, und nachdem er zugesagt hatte, fuhr ich zuerst zum Hibiskus , wo meine Mutter versuchte, mich mit einer süÃen kantonesischen Nudelspeise zu verwöhnen, was ich â ehrlich! â nur bis zu einer gewissen Grenze mitmachte. Später widerstand ich der Versuchung heroisch, auch noch Schokoladenpudding zu essen, weshalb meine Mutter sich in Gegenwart einiger Gäste ziemlich überzeugend die Frage stellte, ob es sich bei mir wirklich um ihren eigenen Sohn handelte, für den sie gekocht hatte, als er noch ein kindliches Schleckermaul war, und der dann (warum wohl?) selbst den Beruf des Hotelkochs erlernt hatte. Wir hatten noch eine Menge SpaÃ. Bis dann, etwas mehr als zwei Stunden vor Mitternacht, als die Büros schon lange geschlossen waren, die Zeit heranrückte, zu der ich mich mit Lam verabredet hatte. Und da hatte ich mir noch einen besonderen Dreh ausgedacht.
Im Telefonverzeichnis suchte ich den Hausanschluà des Herrn Dr. Bu Yon heraus, die Adresse auf dem Peak.
Meine Mutter hatte ich genau instruiert, und sie machte das Spiel mit, allerdings nicht ohne mich zu ermahnen, daà ich mich doch endlich an ein anständiges Leben gewöhnen solle.
Ich wählte auf meinem Handy die Nummer des Rechtsanwalts, und als er sich aus seinem Haus am Peak meldete, sprudelte meine Mutter â wie wir es geübt hatten â ohne Punkt und Komma los: »Sir, ich bitte tausendmal um Verzeihung, die Pizzeria Morettino ist hier, wegen der von Ihnen für den Spätimbià bestellten Pasta Florentina, Sie hatten da einen Extrawunsch für die Pilze in der SoÃe, aber es ist die Notiz verlegt worden, und wir sind untröstlich, weil wir nicht mehr wissen, waren es Pfifferlinge oder Morcheln, die Sie bevorzugten, und da wir bei der Zubereitung sind, blieb keine andere Wahl mehr, als Sie untertänigst zu fragen, auf diesem Wege, was wir zu entschuldigen bitten, aber so sehr wir uns bemüht haben ... wie bitte? Sie haben keine Pasta bestellt? Sind Sie denn nicht Mister Lanzoni? Nein? Aber, bei allen Heiligen, dann muà beim Wählen etwas falsch gemacht worden sein ... ich bitte in aller Form um Verzeihung, Sir, haben Sie nicht die Nummer 31275 ... Bitte? Entschuldigen Sie, Sir, bitte, nochmals ...«
Sie gab mir das Handy zurück und wischte sich den Schweià von der Stirn. »Er mag überhaupt keine Pilze. Weder Pfifferlinge noch Morcheln!«
Ich versicherte
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