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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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finden könnte.
    Ich folgte mit dem Finger den Straßen auf der Suche nach der richtigen Route – obwohl der Verstand mir sagte, dass meine Chancen, das Fahrzeug zu finden, wenn ich erst mal dort war, gleich null sein mussten. Möglicherweise war der alte Mann gar nicht mit dem Wagen nach Thornton gefahren. Oder zumindest nicht mit dem Transporter. Und wie zum Teufel sollte ich ihn finden, selbst wenn er dort irgendwo stand? Er konnte ihn in einer Stadt, in der ich noch nie gewesen war, sonst wo abgestellt haben.
    Hoffnungslos. Aber was sollte ich sonst …
    Ich sah etwas anderes, und mein Finger hielt still.
    Auf halber Strecke zwischen hier und Thornton, wo auf der Karte außer einer leeren Fläche und dünnen Linien, die für schmale Straßen standen, nichts zu sehen war, hatte mein Vater mit schwarzem Kugelschreiber ein winziges Kreuz gemacht. Es war fast nicht zu erkennen, weshalb ich es auf der Herfahrt übersehen hatte, doch es war da. Direkt neben einem Kaff namens Ellis.
    H Ellis??
    Ich starrte auf die Karte. Mir war plötzlich kalt, während es mir in der Herzgegend kribbelte. Dads Kalender – die Termine, die er darauf eingetragen hatte. Der erste Eintrag lautete »Haggerty A.«, und dann hatte er für den Tag, an dem er nach Whitkirk fahren wollte, »H Ellis« notiert – mit zwei Fragezeichen dahinter, als sei er sich nicht sicher, ob sich der Abstecher lohnte.
    Ich war davon ausgegangen, dass es sich dabei um noch eine Verabredung mit einer Person handelte, genau wie bei Haggerty, doch als ich auf das Kreuzchen starrte, das er dort mitten auf dem Lande gekritzelt hatte, kam mir eine andere Möglichkeit hoch, die vielleicht keinen Sinn ergab, sich aber beharrlich in meinem Kopf breitmachte.
    Handelte es sich bei H Ellis vielleicht um einen Hof?

26
    M uster, Konstellationen, dachte Hannah.
    Man ließ sich schnell dazu verleiten, sie überall zu sehen. Vor vielen Jahren hatte ihr Vater ihr ein paar der Konstellationen am Nachthimmel beigebracht und ihr dann die Wahrheit darüber gesagt: dass die Sterne, die wir zu Bildern zusammenfügen, in Wahrheit Lichtjahre voneinander entfernt sind und eigentlich in keiner Beziehung zueinander stehen. Doch unsere Vorfahren entdeckten Muster am Himmel und benannten sie nach Göttern und Tieren und Heroen. Sie benannten sie nach Geschichten oder dachten sich Geschichten über sie aus. Doch selbst heute noch sehen wir beim Blick nach oben diese Bilder und halten sie für real, weil es uns so beigebracht wurde.
    Sie hatte sich hinsichtlich der Karte ihres Vaters getäuscht. Nach den Funden am Viadukt hatte sie geglaubt, sie verzeichnete Stellen, an denen Leichen versteckt waren. In Wahrheit zeichneten sie den ausweglosen Leidensweg eines kleinen Mädchens – Anna Price – an jenem Tag vor vielen Jahren nach. Sie hielt die Trauer, die Wut und die Selbstvorwürfe ihres Vaters fest.
    Hannah stand jetzt wieder in seiner Küche und blätterte langsam in den Seiten ihres geliebten Fotoalbums. Sie fing vorne an, mit dem Bild von einem ganz anderen Mädchen, wie sie jetzt wusste, das Colin Price im Arm hielt, und arbeitete sich bis zu der Seite durch, an der Barnes heute hängengeblieben war. Das kleine Mädchen, das zum ersten Mal ohne Hilfe Fahrrad fährt, mit ihrem roten Strickpullover und einem strahlenden Grinsen im Gesicht. Ihr Vater im Hintergrund, ebenso glücklich wie sie. Das letzte Foto von Anna Price.
    Mit leerem Blick blätterte Hannah um.
    Das Mädchen auf der nächsten Seite war älter, aber nicht so deutlich, dass jemand Verdacht schöpfen würde. Dieses Mädchen war von der Seite eingefangen; sie kniete in Jeans und hellblauem T-Shirt im Wohnzimmer vor dem Kamin. Sie hatte dieselbe Haarfarbe. Ihr Gesicht – unmöglich zu sagen.
    Auf der Suche nach einem Bild von ihr, auf dem sie frontal in die Kamera blickte, blätterte sie weiter. Seite für Seite, doch es gab keins. Erst wieder mit zwölf, dreizehn Jahren, als niemand auf die Idee verfallen wäre, die Gesichter zu vergleichen, um ihre Ähnlichkeit zu überprüfen.
    Er war ein sehr kluger Mann.
    Ja, wurde Hannah jetzt klar, allerdings. Er war bei der Zusammenstellung dieses Albums sehr umsichtig verfahren. Muster, Linien, schon wieder. Es sah aus wie eine gerade Linie von Anfang bis Ende, eine ganze Kindheit zwischen zwei knirschenden Buchdeckeln aus Leder, und es hatte nie den geringsten Grund gegeben, das in Frage zu stellen, da die Wahrheit dahinter so gut versteckt war. Die Nahtstelle war so

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