Schwarze Engel
herauszufinden, wo sich der Kerl vor Elias versteckt haben könnte. Diese Stelle würde sich ganz gut dafür eignen. Elias kann ihn da drinnen nicht sehen, er kommt raus, sobald Elias vorbei ist, und folgt ihm zur Bahn.«
»Vielleicht mußte er sich gar nicht verstecken. Vielleicht sind sie zusammen hergekommen.«
Bosch sah Rider an und nickte.
»Vielleicht. Es gibt jedenfalls keine Anzeichen, daß er sich hier versteckt hat.«
»Was ist mit der Bushaltestelle?«
»Zu gut einzusehen, zu gut beleuchtet. Wenn es jemand war, der Elias suspekt erschienen wäre, hätte er ihn schon von weitem gesehen.«
»Und wenn er sich verkleidet hat? Der Täter könnte verkleidet an der Bushaltestelle gesessen haben.«
»Auch möglich.«
»Du hast schon an alles gedacht, aber du läßt mich einfach weiterreden und Dinge sagen, die du längst weißt.«
Er erwiderte nichts, sondern gab Rider nur die Taschenlampe zurück und ging aus den Büschen hinaus. Als er noch einmal zur Bushaltestelle hinübersah, war er sicher, daß er sich nicht täuschte. Die Bushaltestelle war nicht benutzt worden. Rider blieb neben ihm stehen und folgte seinem Blick.
»Kanntest du eigentlich Terry McCaleb vom FBI?« fragte sie.
»Ja, wir haben mal gemeinsam an einem Fall gearbeitet. Wieso? Kennst du ihn?«
»Nicht richtig. Aber ich habe ihn im Fernsehen gesehen. Wie Clint Eastwood sieht er nicht aus, wenn du mich fragst.«
»Nein, eigentlich nicht.«
Bosch sah, daß Chastain und Baker die Straße überquert hatten und vor den geschlossenen Rolltoren des Grand Central Market standen. Sie blickten auf etwas am Boden.
Bosch und Rider gingen auf sie zu.
»Irgendwas gefunden?« fragte Rider.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, sagte Chastain.
Er deutete auf die schmutzigen, abgenutzten Fliesen zu seinen Füßen.
»Kippen«, sagte Baker. »Insgesamt fünf – dieselbe Marke. Das heißt, jemand hat hier eine Weile gewartet.«
»Könnte ein Obdachloser gewesen sein«, sagte Rider.
»Möglich«, entgegnete Baker. »Könnte auch unser Killer gewesen sein.«
Bosch war nicht sonderlich beeindruckt.
»Raucht jemand von Ihnen?« fragte er.
»Warum?« wollte Baker wissen.
»Weil Sie dann merken würden, womit wir es hier wahrscheinlich zu tun haben. Was sehen Sie vor allem, wenn Sie durch den Haupteingang des Parker Center gehen?«
Chastain und Baker machten ein verdutztes Gesicht.
»Cops?« sagte Baker zögernd.
»Ja. Aber Cops, die was tun?«
»Rauchen«, sagte Rider.
»Richtig. Da in öffentlichen Gebäuden Rauchen nicht mehr erlaubt ist, stehen die Raucher vor dem Eingang herum. Diese Markthalle ist ein öffentliches Gebäude.«
Er deutete auf die auf den Fliesen ausgedrückten Kippen.
»Das heißt nicht unbedingt, daß hier jemand lange gewartet hat. Ich glaube, es heißt, jemand aus dem Markt ist fünfmal am Tag nach draußen gekommen, um eine Zigarette zu rauchen.«
Baker nickte, aber Chastain weigerte sich, dieses Argument zu akzeptieren.
»Könnte trotzdem unser Mann gewesen sein«, sagte er. »Wo sonst soll er gewartet haben? Bei den Büschen dort drüben?«
»Zum Beispiel. Oder wie Kiz gesagt hat, vielleicht hat er gar nicht gewartet. Vielleicht ist er mit Elias hergekommen. Vielleicht dachte Elias, er befände sich in Begleitung eines Freunds.«
Bosch holte eine Beweismitteltüte aus seiner Jackentasche und reichte sie Chastain.
»Oder vielleicht liege ich völlig falsch, und Sie haben recht. Packen Sie sie mal da rein und sehen Sie zu, daß sie ins Labor kommen.«
Ein paar Minuten später hatte Bosch die Untersuchung des unteren Tatorts beendet. Er betrat den Standseilbahnwagen, nahm seinen Aktenkoffer von der Bank, auf der er ihn abgestellt hatte, und stieg zur oberen Tür hoch. Dort ließ er sich schwer auf eine der harten Bänke plumpsen. Er merkte, wie sich die Müdigkeit seiner bemächtigte, und wünschte, er hätte ein wenig geschlafen, bevor Irving angerufen hatte. Die Aufregung und das Adrenalin, die mit einem neuen Fall einhergingen, hatten ihn in ein Pseudo-Hoch versetzt, das schnell verflog. Er hätte gern eine Zigarette geraucht und dann vielleicht ein kleines Nickerchen gemacht. Aber im Moment war nur eins von beidem möglich, und um sich Zigaretten zu besorgen, müßte er einen Tag und Nacht geöffneten Supermarkt finden. Erneut entschied er sich dagegen. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, daß seine Nikotinenthaltsamkeit Teil seiner Nachtwachen für Eleanor geworden war. Er dachte, daß alles
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