Schwarze Engel
mit. Er sah auf die Uhr. Er nahm an, es wäre schon zu spät, um Pelfry noch anzutreffen.
»Hören Sie, das steht in den Akten, die ich Ihnen gegeben habe«, protestierte Entrenkin. »Sie haben mich nicht danach gefragt. Woher sollte ich wissen, daß ich es Ihnen sagen sollte?«
»Sie haben völlig recht. Sie wußten es nicht.«
»Wenn Sie wollen, kann ich versuchen –«
»Nein, schon gut. Wir wären hier dann soweit fertig, Inspector. Danke, daß Sie uns mit Harris geholfen haben. Wenn Sie nicht dabeigewesen wären, hätte er uns vermutlich nicht in seine Wohnung gelassen.«
»Denken Sie, er hatte etwas mit den Morden zu tun?«
»Im Moment denke ich noch gar nichts.«
»Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen.«
Als Bosch sie darauf ansah, hoffte er, sein Blick brächte zum Ausdruck, daß er dachte, sie wagte sich da in Bereiche vor, wo sie weder aufgrund ihrer Sachkenntnis noch ihres Amtes etwas zu suchen hatte.
»Wir nehmen Sie mit in die Stadt zurück«, sagte er. »Steht Ihr Auto beim Bradbury?«
Sie nickte. Sie gingen durch die Eingangshalle zur Tür.
»Detective, ich möchte über alle neuen Entwicklungen in dem Fall in Kenntnis gesetzt werden.«
»In Ordnung. Ich werde morgen früh mit Chief Irving sprechen und sehen, wie er sich das vorstellt. Durchaus möglich, daß er Sie persönlich informieren möchte.«
»Ich möchte nicht die weißgewaschene Version. Ich möchte es von Ihnen hören.«
»Weißgewaschen? Denken Sie, was ich Ihnen erzähle, wäre nicht weißgewaschen? Ich fühle mich geschmeichelt, Inspector.«
»Entschuldigen Sie die unglückliche Wortwahl. Was ich damit sagen wollte: Ich würde es lieber von Ihnen direkt hören und nicht in einer von der Polizeiführung überarbeiteten Form.«
Bosch sah sie an, als er ihr die Tür aufhielt.
»Das werde ich mir merken.«
19
K iz Rider hatte die in der Internetseite von Mistress Regina angegebene Telefonnummer mit dem Computer im Bereitschaftsraum in einem CD-ROM-Adreßbuch nachgesehen. Der Anschluß gehörte zu einer Adresse in der North Kings Road in West Hollywood. Das hieß jedoch nicht, daß sie unter dieser Adresse tatsächlich auch Mistress Regina finden würden. Die meisten Prostituierten, Masseusen und sogenannten Unterhaltungskünstlerinnen für den ausgefallenen Geschmack bedienten sich raffinierter Anruf Weiterleitungssysteme, um es den Behörden zu erschweren, sie aufzuspüren.
Bosch, Rider und Edgar hielten an der Kreuzung von Melrose und Kings, und Bosch rief die Nummer mit seinem Handy an. Nach dem vierten Läuten meldete sich eine Frauenstimme. Bosch zog seine Show ab.
»Mistress Regina?«
»Ja, wer ist da?«
»Ich bin Harry. Ich wollte fragen, ob Sie heute abend vielleicht noch frei wären?«
»Hatten wir schon mal einen Termin?«
»Nein. Ich habe Ihre Internetseite gesehen, und da dachte ich …«
»Was hast du gedacht?«
»Daß ich es vielleicht mal auf einen Versuch ankommen lassen könnte.«
»Wie weit bist du schon?«
»Ich ver–«
»Worauf stehst du?«
»Das weiß ich noch nicht so richtig. Ich würde es gern mal ausprobieren.«
»Du weißt, es gibt keinen Sex, ja? Keinen Körperkontakt. Ich spiele nur Psychospielchen. Nichts Verbotenes.«
»Aha.«
»Hast du eine sichere Telefonnummer, unter der ich dich zurückrufen kann?«
»Was meinen Sie mit sicher?«
»Damit meine ich, keine Münzapparate!« erklärte sie schroff. »Du mußt mir eine richtige Nummer geben.«
Bosch nannte ihr seine Handynummer.
»Okay. Ich rufe dich in einer Minute zurück. Sieh zu, daß du da bist.«
»Sicher.«
»Ich werde nach drei-sechs-sieben fragen. Das bist du. Du bist keine Person für mich. Du hast keinen Namen. Du bist bloß eine Nummer.«
»Drei-sechs-sieben. Verstehe.«
Er schob das Telefon zusammen und sah seine Partner an.
»In einer Minute wissen wir, ob es geklappt hat.«
»Du hast nett und unterwürfig geklungen, Harry«, sagte Rider.
»Danke. Man gibt sich Mühe.«
»Für mich hast du dich wie ein Cop angehört«, sagte Edgar.
»Wir werden ja sehen.«
Nur um irgend etwas zu tun, startete Bosch den Motor. Rider gähnte, und dann mußte er auch gähnen. Dann fing auch noch Edgar an.
Das Telefon läutete. Es war Mistress Regina. Sie erkundigte sich nach der Nummer, die sie ihm gegeben hatte.
»In einer Stunde kannst du zu mir kommen. Für eine einstündige Sitzung verlange ich eine Spende von zweihundert Dollar. Cash und im voraus. Ist das klar?«
»Ja.«
»Wie sagt man?«
»Ähm … ja,
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