Schwarze Engel
Mistress Regina.«
»So ist es schon besser.«
Bosch sah Rider auf dem Beifahrersitz an und zwinkerte ihr zu. Sie grinste zurück.
Regina nannte ihm ihre Adresse und Wohnungsnummer. Bosch machte die Innenbeleuchtung an und warf einen Blick auf Riders Notizen hinüber. Die Adresse, die er gerade erhalten hatte, war die gleiche, die Rider hatte, aber die Wohnungsnummer war eine andere. Er sagte Regina, er werde kommen, und sie beendeten das Gespräch.
»Ich habe einen Termin. Aber eine ganze Stunde wird er nicht dauern. Sie benutzt im selben Haus eine andere Wohnung.«
»Warten wir so lange?« fragte Edgar.
»Nein. Ich möchte nach Hause, schlafen.«
Bosch bog in die Kings Road ein. Etwa einen halben Block weiter fanden sie die Adresse. Es war ein kleines Mietshaus, ein verputzter Holzbau. Da es nirgendwo eine Parkmöglichkeit gab, hielt er im Halteverbot vor einem Hydranten, und sie stiegen aus. Es war ihm ziemlich egal, ob Reginas Wohnung nach vorne raus lag und sie den Slickback sehen konnte. Sie kamen nicht, um eine Verhaftung vorzunehmen. Alles, was sie wollten, waren ein paar Auskünfte.
Außerdem lagen die Apartments sechs und sieben hinten raus. Die Türen befanden sich nebeneinander. Bosch nahm an, in einem Apartment wohnte die Frau, die sich Mistress Regina nannte, im anderen arbeitete sie. Sie klopften an die Holztür.
Und bekamen keine Antwort.
Edgar klopfte noch einmal, fester, und diesmal trat er auch ein paarmal dagegen. Schließlich ertönte von der anderen Seite eine Stimme.
»Was ist?«
»Aufmachen. Polizei.«
Nichts.
»Los, Regina, wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen. Mehr nicht. Machen Sie schon auf, oder wir müssen die Tür aufbrechen. Was wollen Sie dann tun?«
Es war eine haltlose Drohung. Bosch wußte, er hatte keinerlei rechtliche Handhabe, irgend etwas zu unternehmen, wenn sie die Tür nicht öffnete.
Schließlich hörte Bosch, wie die Schlösser eins nach dem anderen geöffnet wurden. Die Tür ging auf, und zum Vorschein kam das wütende Gesicht der Frau, die Bosch von dem Fotoausdruck aus Howard Elias’ Kanzlei wiedererkannte.
»Was wollen Sie? Können Sie sich ausweisen?«
Bosch zückte seine Dienstmarke.
»Können wir reinkommen?«
»Sind Sie vom LAPD? Hier sind wir in West Hollywood, Mister. Da haben Sie nichts zu suchen.«
Sie stieß die Tür zu, aber Edgar hob einen starken Arm und hielt die Hand dagegen. Dann drückte er die Tür wieder auf und trat mit finsterer Miene in die Wohnung.
»Unterstehen Sie sich, mir die Tür vor der Nase zuzuknallen, Mistress Regina.«
Edgar sagte ihren Namen in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, daß er niemandem gegenüber unterwürfig war. Regina wich zurück, um ihm Platz zu machen. Bosch und Rider folgten ihm. Sie traten auf den schwach erleuchteten Absatz einer Treppe, die auf einer Seite nach oben, auf der anderen nach unten führte. Bosch blickte die Stufen links von ihm hinab, die in undurchdringlichem Dunkel verschwanden. Die Stufen rechts von ihm führten zu einem beleuchteten Zimmer hinauf. Er begann sie hinaufzusteigen.
»Hey, Sie können hier nicht einfach so reinplatzen«, protestierte Regina zaghaft. »Sie brauchen einen Durchsuchungsbefehl.«
»Wir brauchen gar nichts, Mistress Regina, Sie haben uns reingebeten. Ich bin Harry – oder meinetwegen auch dreisechs-sieben, wenn Sie wollen. Wir haben gerade miteinander telefoniert, erinnern Sie sich noch?«
Sie folgte ihnen die Treppe hinauf. Bosch drehte sich um und bekam sie zum erstenmal richtig zu sehen. Sie trug einen hauchdünnen schwarzen Morgenmantel über einem Lederkorsett und schwarzer Seidenunterwäsche. Ergänzt wurde die Aufmachung durch schwarze Strümpfe und Schuhe mit hohen Pfennigabsätzen. Ihr Make-up bestand aus dunklem Eye Liner und leuchtendrotem Lippenstift. Eine traurige Karikatur deprimierender männlicher Phantasien.
»Halloween ist eigentlich schon eine Weile vorbei«, sagte Bosch. »Wen sollen Sie darstellen?«
Regina ignorierte die Frage.
»Was wollen Sie hier?«
»Wir haben ein paar Fragen. Setzen Sie sich! Ich möchte Ihnen ein Foto zeigen.«
Bosch deutete auf eine schwarze Ledercouch. Die Frau ging widerstrebend darauf zu und setzte sich. Bosch stellte seinen Aktenkoffer auf den Couchtisch und öffnete ihn. Er nickte Edgar zu und begann nach dem Foto von Elias zu suchen.
»Hey, wo geht er hin?« rief Regina.
Edgar war auf eine Treppe zugesteuert, die zu einem Loft hochführte.
»Aus Sicherheitsgründen
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