Schwarze Flotte 01 - Vor dem Sturm
hier war besetztes Gebiet. Wenn man ein ansonsten freundliches Tier oft genug schlägt – he, festhalten.«
Der Karren kippte zur Seite und kam dann ruckartig zum Stillstand, als das Vorderrad in eine tiefe Rinne rutschte. Luke und Akanah wurden nach vorne geschleudert und fast von ihren Sitzen katapultiert. Akanah hielt sich an der Seite und an der Sitzlehne fest, während Luke mit einer Hand den Steuerhebel festhielt und sich mit einem Fuß gegen den Kotflügel stemmte.
Einen Augenblick lang, der ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, winselten die Motoren, die die Hinterräder antrieben, klagend, bis das Vorderrad aus der Rinne freikam und der Karren nach vorne ruckte.
»Oh, noch etwas«, sagte Akanah. »Die Straßen sind jetzt viel glatter.«
»Das soll wohl ein Witz sein.«
»Nein. Früher mussten wir uns während der ganzen Fahrt nach Jisasu mit beiden Händen festhalten.« Die Erinnerung daran ließ sie lächeln. »Den Kindern hat das einen Riesenspaß gemacht, sie standen auf der Ladebrücke und hielten sich an den Sitzlehnen fest oder auch nicht – um nicht rauszufallen oder umzukippen. Ich habe das auch getan.« In dem Augenblick jagte ein Felsbrocken unter dem linken Vorderrad einen harten Stoß durch Lukes und Akanahs Wirbelsäule. »Aber das ist lange her. Ich nehme an, ein wenig Levitation kommt nicht in Frage…«
»Ist das eine Frage oder ein Angebot?«
»Sowohl als auch. Beides.«
Ein anderer Karren erschien an der Kuppe vor ihnen und bewegte sich auf sie zu. »Ich denke, wir lassen die Räder besser auf dem Boden«, sagte Luke. »Um uns hier als Staubwirbel zu verkleiden, ist es ein wenig zu spät.«
Akanah nickte und hielt sich dann beide Hände an den Mund, um den drahtigen alten Farmer und seine junge Frau in dem auf sie zukommenden Karren zu begrüßen.
»Und ich bin immer noch der Ansicht, dass es ein Fehler wäre, wenn wir uns tarnen«, sagte sie. »Möglicherweise müssen wir mit den Nachbarn reden, um herauszufinden, was wir wissen wollen.« Sie hielt inne, als der andere Karren dicht an ihnen vorbeirollte und keiner seiner beiden Insassen ihren Gruß erwiderte oder mit mehr als einem versteinert wirkenden Blick zur Seite darauf reagierte. »Natürlich nur für den Fall, dass überhaupt jemand mit uns reden will.«
Die Abzweigung nach Ialtra verpassten sie, weil sie nicht mehr existierte. Der Markt, der einmal an der Kreuzung der Crown Pass Straße und des Ialtraweges bestanden hatte, war verschwunden. Lediglich der Stumpf der Säule, auf der einmal die Markttafel angebracht gewesen war, verriet, was hier einmal gewesen war.
Und es gab auch keine Straße mehr zum Dorf der Fallanassi, nicht einmal nach den bescheidenen Maßstäben von Lucazec, die, wie Luke inzwischen entschieden hatte, nur eine Art Feldweg mit drei ausgefahrenen Wagenspuren erforderten, von dem man die größten Felsbrocken entfernt hatte. Die alten Fahrspuren waren noch zu sehen, aber es schien gerade, als hätte man den Pfad ganz bewusst mit großen Steinbrocken übersät. Ganz besonders an der Stelle, wo er von der Hauptstraße abzweigte.
»Und du bist sicher, dass das die richtige Stelle ist?«
»Ja«, nickte Akanah. »Völlig sicher.«
»Ich habe ein ungutes Gefühl«, sagte Luke und schüttelte den Kopf.
»Ich auch, Luke«, sagte sie ängstlich und griff nach seiner Hand. »Ich auch.«
Zur Zeit seiner höchsten Blüte hatte Ialtra aus mehr als dreißig Bauwerken bestanden, und mit Ausnahme einiger weniger hatten sie alle der simplen pragmatischen Architektur ihrer Region entsprochen.
Das Kreishaus war drei Stockwerke hoch gewesen, mit einem großen offenen überwölbten Torweg, der die unteren Geschosse teilte. Die Fassaden waren mit kompliziert gemusterten Kacheln besetzt gewesen. Den von einer Solarpumpe bewässerten Dachgarten hatte üppiger Rasen und eine Vielfalt von Blumen bedeckt, und er hatte einen herrlichen Ausblick über die Hügel der Umgebung erlaubt.
Unter drei durchsichtigen Kuppeln, die sich zwischen kleinere Arbeitshäuser zwängten, waren einmal medizinische Kräuter und Getreide gewachsen. Überall waren ringförmige Gebäude verteilt gewesen, jedes mit einem halben Dutzend Schlafhütten mit keilförmigem Dach, die die Gemeinschaftsräume umgaben.
Ialtra hatte zwei Brunnen und einen mit Mauern umgebenen Teich sowie einen Meditationspfad mit über einem halben Dutzend Unterständen an den Hügeln besessen. Am Nordhang eines Hügels hatte man ein Freiluftamphitheater gebaut, das
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