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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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irgendwas. Irgendwas Gefährliches. Ein Risiko, das Sie nicht bereit sind einzugehen.«
    »Das ist nicht wahr.« Resolut schüttelte sie den Kopf. Schaute mich flehend an. »Es ist ganz einfach. Der Graf kennt mich. Wir sind Freunde, ja? Er weiß über alles Bescheid.«
    »Sie meinen die Fassadenkletternummer?«
    »Ganz genau.«
    »Und?«
    »Und ich möchte nicht, dass er mich verdächtigt, ich hätte den Koffer geklaut. Deshalb werde ich bei ihm sein, wenn Sie ihn zurückbringen.«
    »Bei ihm?«
    »Im Casinò di Venezia. Ich schaue ihm beim Spielen zu.«
    Ach du lieber Himmel. Warum musste sie jetzt auch noch das verfluchte »C«-Wort sagen? Ihr Ansinnen hatte vorher schon nicht besonders verlockend geklungen, aber nun hatte sie es geschafft, mir endgültig den Appetit zu verderben. Meine letzte kleine Eskapade in Las Vegas hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass ich der Einbrecherei abgeschworen hatte, weshalb ich nicht gerade angetan war von dem Gedanken, irgendwas mit Glücksspiel zu tun zu haben.
    Sie biss sich auf die Lippen und kaute darauf herum, während sie mich ganz genau beobachtete. Ganz offensichtlich war sie angespannt. Sie verheimlichte mir etwas. Weshalb ich annahm, dass für sie eine Menge auf dem Spiel stand und sie dringend meine Hilfe brauchte. Aber gleichzeitig sträubte sie sich mit Händen und Füßen dagegen, sich mir anzuvertrauen – womöglich fürchtete sie die Konsequenzen, sollte ich es vermasseln. »Also, machen Sie es?«
    »Vielleicht. Ich weiß es noch nicht.«
    Und ich wusste es tatsächlich noch nicht. Die ganze Sache kam mir spanisch vor. Die Arbeit, die sie in die Sache investiert hatte, die Planung und Vorbereitung, und das alles nur, damit ich den Aktenkoffer für sie zurückbrachte. Fürchtete sie wirklich so sehr, bei dem Grafen in Ungnade zu fallen, oder hatte ich Recht mit meiner Annahme, dass noch mehr dahintersteckte? Mehr Risiko, mehr Gefahr? Und damit eine ziemlich geringe Wahrscheinlichkeit, ungeschoren davonzukommen und den Malteser Falken wieder hübsch ordentlich an der Wand über meinem Schreibtisch hängen zu sehen. Und für all meine Mühen um nichts als eine amüsante Anekdote fürs Nähkästchen reicher.
    Die Situation erforderte reifliche Überlegung, und wenn ich nachdenken musste, dann musste ich auch rauchen. Also angelte ich die Zigarettenschachtel aus der Gesäßtasche meiner Jeans, steckte mir eine Zigarette in den Mund und schnippte mein Feuerzeug an. Als ich nach dem ersten köstlich schwindelerregenden Zug an der Zigarette wieder aufschaute, sah ich mit Erstaunen, wie Graziella mich mit gekrümmtem Zeigefinger und gespielter Unschuldsmiene zu locken schien.
    »Möchten Sie auch eine?«, fragte ich.
    »Das wäre nett.«
    Ha. Und ob das nett wäre. Meine geizige Ader drängte mich, schlicht Nein zu sagen, aber das hieße, einer rauchenden Mitschwester in Zeiten der Not schnöde den Rücken zu kehren. Wir sind schon jetzt eine aussterbende Spezies, und so herzlos wollte ich einfach nicht sein. Also steckte ich das Feuerzeug in die Schachtel, warf ihr das Päckchen zu und beobachtete, wie sie die Zigarette zwischen die vollen Lippen steckte und dem kleinen Ding die wundersamsten Rauchschwaden entlockte.
    »Gut?«, fragte ich.
    »Mmm«, erwiderte sie und atmete genüsslich aus. Dann schien sie kurz wohlig zu erschaudern.
    Ich nahm einen Zug und kniff in Gedanken versunken ein Auge zu. »Wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen?«
    Sie lächelte, als schämte sie sich ein bisschen. Zog noch mal an der Zigarette. »Ihre Romane, ja? Über den fabelhaften Michael Faulks?« Ganz kurz schien sie verwirrt. Pustete Rauch aus dem Mundwinkel. »Die sind eigentlich ganz gut.« Na toll , noch eine selbstberufene Literaturkritikerin. »Aber Sie sind viel zu detailverliebt. Es liegt doch auf der Hand, dass Sie das alles aus eigener Erfahrung wissen.«
    »Alles reine Erfindung«, versicherte ich ihr.
    »Manches vielleicht. Aber darum wollte ich Sie auf die Probe stellen. Um zu sehen, ob ich Recht habe.« Sie zuckte die Achseln. »Habe ich.«
    »Das erklärt aber immer noch nicht, woher Sie davon wussten.« Wobei ich mit meiner Zigarette auf den Hammett zeigte, der sich in ihre linke Armbeuge schmiegte.
    Worauf sie die Nase krauszog und die Asche von der Zigarettenspitze in das träge Wasser weit unten schnippte und ihr nachschaute, während die schwarzen Strähnen ihrer Perücke ihre Wangen kitzelten.
    »Ich weiß nicht«, brummte ich, mehr zu mir selbst. »Irgendwie

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