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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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unterhaltsamen Abend jeder zu sich nach Hause zu gehen.
     
    »Es ist ja keine richtige Party, wenn man nicht am nächsten Tag seine Unterhosen versenken muss«, sagte einer, als Arvidsson seine besudelten Strümpfe in den Papierkorb an der Brücke warf. Bella hing auf dem Brückengeländer und rauchte. Svenne verabschiedete sich, und sie gingen auseinander.
     
    Warum war es so unmöglich, eine wie Felicia zu kriegen, fragte sich Per. Könnte es sein, dass man von vornherein dazu verdammt war, allein zu leben? Er war ja nicht hässlich, jedenfalls nicht hässlicher als irgendeiner von den anderen Jungs, die jetzt nach Hause zu einem warmen Schoß gingen. Hochgewachsen, ein wenig zu dünn, rothaarig, ein ganz leichter, aber attraktiver Silberblick. Das Aussehen war nicht der Hinderungsgrund, sondern etwas anderes, etwas Unbegreifliches.
     
    Es war selten der erste Schritt, der erste Blick, der das Problem darstellte. Das Hindernis kam in Phase zwei. Eine unerklärliche und völlige lähmende Schüchternheit, wenn man sich zum zweiten Mal traf und sich schon ein wenig kannte. In der unrealistischen Erwartung des Perfekten lag das Problem. Er selbst wollte perfekt sein, sie musste perfekt sein, und der Moment sollte perfekt werden. Warum konnte er sich nicht einfach mit dem Akzeptablen zufriedengeben?
     
    Das Unkomplizierteste wäre wahrscheinlich, eine Nacht mit einer Frau zu verbringen und sie dann nie wieder zu treffen. Aber wie wollte man das schon wissen? Es konnte immer passieren, dass man sich zufällig noch einmal begegnete und sich dann verpflichtet fühlte, etwas fortzusetzen, das falsch wäre. Vielleicht ließ der Scheich in »Tausend und eine Nacht« deshalb alle seine Frauen hinrichten, weil er nicht wusste, wie er in Phase zwei weitermachen sollte. Bis es eine Frau gab, die die Kunst beherrschte, zu reden und Nähe zu schaffen. Eine Frau, die ihn dazu brachte, sich selbst und den Gedanken an das Perfekte zu vergessen. Warum konnte er nicht einfach so sein wie die anderen, einfach mal anfangen und dann sehen, wie sich die Sache entwickelte? Was hatte er schon zu verlieren?
     
    »He, kommst du mit? Damit ich die Treppe raufkomme. Wir müssen uns dann auch nicht wiedersehen, wenn du nicht willst. Das Taxi wartet. Kommst du?«, fragte Bella. Sie hatte den Reißverschluss ihres Strickjäckchens heruntergezogen und entblößte ihre Brüste bis zur Schamgrenze. Im Licht der Straßenbeleuchtung wirkten sie fast durchsichtig, weiß und zusammengedrückt. Sie erinnerten ihn am ehesten an einen Kinderpopo, dachte er.
     
    Arvidsson stellte sich vor sie, zog den Reißverschluss bis zum Kinn hoch und legte seine Jacke um ihre Schultern.
     
    Das, was dann geschah, kam ihm hinterher völlig unbegreiflich vor. Bei Tageslicht konnte es auf ein einziges Wort reduziert werden: Reue.
     
     
    12
     
    Der Arbeitstag hatte für Per Arvidsson hauptsächlich aus Verhören mit den Zeugen des Brandes im Universitätskrankenhaus bestanden. Bei der Besprechung am selben Morgen hatte Stensson schon einige Punkte aus dem vorläufigen technischen Protokoll bereitgehalten. Im Wäschecontainer, in dem der Brand ausgebrochen war, hatte man neben krankenhauseigener Kleidung und Bettwäsche die Reste eines Ledergürtels mit einer ungewöhnlichen, geschmiedeten Schnalle gefunden sowie die fast völlig verbrannten Reste eines geblümten Stücks Stoff, das neben die Containerwand gefallen war. Reste von Benzin wiesen mit großer Sicherheit auf Brandstiftung hin. Doch gab es noch keine Spur vom Täter.
     
    Als Arvidsson und Ohlsson um die Mittagszeit die Nygatan entlangfuhren, um eine weitere Schwesternschülerin zu befragen, die in der betreffenden Nacht in der Notaufnahme gearbeitet hatte, kam ein Anruf über Funk.
     
    »2014 bitte 20. Diebstahl in der Kosmetikabteilung von Åhléns. Können Sie eine Anzeige aufnehmen?«
     
    »Sind gleich da.« Lena saß plötzlich kerzengerade auf dem Beifahrersitz. Per musste sie nicht ansehen, um ihre Unruhe zu spüren. »Es muss doch nicht Paula sein«, sagte er.
     
    »Nein.«
     
    »Lass uns nach der Schicht ein Bier trinken gehen, wenn du Zeit hast. Ich glaube, du könntest mal eine Pause gebrauchen.«
     
    »Gut möglich.«
     
     
    Die Idee, nach der Arbeit ausgerechnet ins Royal Arms zu gehen, war der Hoffnung entsprungen, dort vielleicht einen Blick auf Felicia zu erhaschen, aber das verschwieg Per lieber, denn es wäre Lena gegenüber unfair gewesen. Svenne hatte fachmännisch verkündet,

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