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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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»Du?« Die Panik in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Aber, aber, meine Liebste. Soweit ich weiß, haben wir miteinander den Bund fürs Leben geschlossen. Natürlich sorge ich mich um dein Wohlergehen und halte stets meine schützenden Krallen über dein zartes Haupt«, säuselte Mephisto. Lukas hätte schwören mögen, dass der Pudel in diesem Augenblick mit gespielt treuem Augenaufschlag mit den Wimpern klimperte.
    Millepertia wich zurück und hob ein kleines Messer, dessen Schneide sie auf die Handfläche ihrer linken Hand legte. »Nur einen Schritt weiter, und du weißt, was ich tue.« Ihre Stimme klang schrill und enthüllte starke Unsicherheit. »Wie hast du es geschafft, hier einzudringen?«
    »Ach, das ist doch unwichtig, meine Teuerste. Wichtig ist doch nur zu wissen, dass ich ohne dich
Höllenqualen
gelitten habe.«
    Lukas wurde es zu bunt. »Mephisto, hör auf mit dem Mist!« Entschlossen rückte er den Rucksack zurecht und bahnte sich nun seinerseits einen Weg zu den Beeten.
    Die junge Hexe fuhr zu ihm herum, und ihre Augen weiteten sich in jähem Schrecken. Rasch hob sie ihre Hände mit dem Messer über den Kopf. »Ich warne Euch«, schrie sie mit sich überschlagender Stimme. »Bleibt mir vom Leib!«
    »Hey, ich will dir nichts tun.« Lukas blieb verwundert stehen. Fast schien es, als würde die Hexe sich mehr vor ihm fürchten als vor Mephistopheles. Mit den Resten des Höllenzwangs deutete Lukas auf den schwarzen Pudel. »Er hat mich hergebracht. Seit …«, hilflos sah er zur Sonne auf und warf dann einen Blick auf seine Uhr. Die Datumsanzeige zeigte wenig überraschend Samstag an. Na, großartig. »Seit gestern Nacht stolpere ich von einem Unglück ins nächste. Und ich habe keine Ahnung, wie ich in diesen Schlamassel hineingeraten bin!«
    »Darf ich vorstellen: mein neuer Famulus.« Mephisto zwinkerte Millepertia plump vertraulich zu und weckte so erst recht Lukas’ Zorn.
    »Hör auf, mich so zu nennen«, herrschte er ihn an. »Du weißt es. Ich weiß es. Wir beide haben nichts miteinander zu schaffen. Bis gestern wusste ich nicht einmal, dass dieser ganze Himmel-Hölle-Wahnsinn überhaupt existiert. Alles, was ich verdammt noch einmal will, ist mein altes Leben zurück.«
    Millepertias erschrockener Blick ging ihm durch und durch. Er sah jetzt, dass sie faszinierende, tiefgrüne Augen hatte. Allerdings wirkte sie noch immer, als würde sie sich im nächsten Augenblick tief in die Hand schneiden. Was sie wohl mit dieser Drohung bezweckte?
    »Es ist mir einerlei, wer du bist«, fauchte sie, »Mephistopheles erscheint niemandem ungefragt.«
    »Mir schon!«, blaffte Lukas zurück. »Ich habe mit diesem ganzen Dämonenkram nichts zu schaffen.«
    »Hast du nicht?«, bellte Mephisto in gekünsteltem Erstaunen. »Und was ist mit deinen sexuellen Abenteuern mit dem reizenden Sukkubus?« Der Pudel genoss es sichtlich, ihn in Verlegenheit zu bringen.
    »Ich wusste doch gar nicht, was sie ist!«, fauchte Lukas. »Faust hat mir diesen Liebesdämon auf den Hals gehetzt und …«
    »Faust?« Eine ungehaltene Bassstimme donnerte durch den Garten, und Millepertia seufzte erleichtert auf. Vor dem Rosenportal stand jetzt ein Mann mit Schläfenlocken und schlohweißem, bis zur Brust reichendem Rauschebart. Der Mann trug ein Käppchen auf dem Kopf sowie ein schlichtes, sandfarbenes, knöchellanges Faltengewand und musterte sie ungehalten.
    »Abraham, mein Bester!«, begrüßte ihn Mephisto leutselig. »Nach all den Jahren dachte ich mir, dass …«
    »Wage es nicht, auch nur dein Wort zu erheben, du schlangenzüngiges Lügenmaul! Nicht auf meinem Grund und Boden!«
    »Geht es vielleicht auch etwas höflicher?«, maulte der Pudel. »Ich habe schließlich auch Gefühle.«
    »Du hast
Gefühle?
«
    »Sind Wut, Hass und Verachtung etwa keine Gefühle?« Der Pudel fixierte den Zauberer trotzig. Der Alte riss wütend die Hände empor, murmelte etwas auf Hebräisch, und eine Wolke glitzernden Staubs wirbelte durch die Luft, die sich vor ihren Augen zu einem fünfzackigen Drudenfuß formte.
    »Hey, hey, hey!«, Mephisto trippelte hastig einige Schritte zurück. »Warum denn gleich so misstrauisch? Vielleicht sollten wir beide uns erst einmal …«
    Der Drudenfuß blitzte gleißend hell im Sonnenlicht auf, und mit einem Knall verging der Pudel zu schwarzem Rauch.
    Lukas konnte es kaum glauben, aber Mephisto war fort.
    Der Blick des alten Mannes heftete sich auf ihn. »Und jetzt zu Euch, junger Mann.« Drohend

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