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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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kennst?«
    »Doch, natürlich.« Lukas drehte sich irritiert zu dem Pudel um. »Wer kennt die Sage um Kriemhild, Siegfried und den Nibelungenschatz nicht? Das ist schließlich
das
deutsche Heldenepos. Nur erinnere ich mich an keinen Rosengarten.«
    »Ich gestehe, der Rosengarten ist auch nicht Teil des Liedes, sondern Teil eines eher lokal bekannten Sagenschatzes – nur dass Kriemhild darin ebenfalls eine gewichtige Rolle spielt.« Mephisto wirkte amüsiert. »Worms war schließlich einer
der
Hauptschauplätze der damaligen Geschehnisse. Kriemhild lebte hier.«
    »Sie existierte wirklich?«, fragte Lukas. »Dann lebte auch Siegfried, der Drachentöter? Ihr Gemahl?« Der schwarze Pudel nickte, und Lukas lachte ungläubig. »Eine unglückliche Liebe, wenn ich mich erinnere.«
    »Na ja, die Angelegenheit hat sich nicht ganz so zugetragen, wie es die Legenden behaupten. Und ich muss es wissen – ich hatte damals selbst meine Finger im Spiel.« Mephisto kratzte sich mit dem Hinterlauf am Kopf. »Aber Kriemhild war nach dem feigen Mord an ihrem Sigilein tatsächlich derart sauer, dass sie aus Rachlust das ganze Königsgeschlecht zu Worms geopfert hat. Was für eine Hexe. Und was für ein Spaß. Die einstmals gute Seele ist mir am Ende wie eine reife Frucht in den Schoß gefallen. Vollgesogen mit bittersüßer Bosheit. Ganz so, wie ich es mag.«
    Lukas starrte den Pudel fassungslos an, doch der fuhr ungerührt fort: »Hier in Worms ist Kriemhild auch als Königin des Rosengartens bekannt, wenngleich der Garten ursprünglich von dem selbsternannten Schwarzalbenkönig Alberich geschaffen wurde. Ein mythischer Ort, der als Turnierplatz diente. Hier hat Siegfried einst den berüchtigten Lindwurm bezwungen.« Mephisto wies zu der stattlichen Linde. »Der mit Lindwurmblut getränkte Boden ist jedenfalls noch immer von urtümlicher Kraft erfüllt. Du siehst ja selbst, wie gut hier all die Pflanzen gedeihen. Die Wurzeln der Linde reichen bis tief hinab zu den Knochen des Lindwurms. Du verstehst schon. Linde. Lindwurm. Hm?«
    Lukas verstand langsam gar nichts mehr.
    Mephisto seufzte. »Egal, die magischen Implikationen verschieben wir auf später. Kriemhild hat um die Zusammenhänge gewusst, denn sie hat Siegfried hier sogar bestattet. Und zwar samt seiner Schätze …« Er grinste verschlagen. »Allerdings sind wir nicht seinetwegen hier.«
    »Und warum dann?«
    »Weil sich heute jemand anderes um den verzauberten Garten kümmert: das Mündel jenes Mannes, mit dem ich dich zusammenbringen will.«
    »Und wer soll das sein?« Lukas betrachtete resigniert die Reste des Höllenzwangs. Wenn er ehrlich war, war ihm inzwischen alles egal.
    »Abraham von Worms!«
    Lukas sah nun doch auf. »War das nicht ein jüdischer Kabbalist?«
    Mephisto grinste schadenfroh. »Abraham hat sich neben der Zahlenmystik auch der Geomantie und der Theurgie gewidmet, der Engelsbeschwörung.«
    »Man kann
Engel
beschwören?«
    Mephisto lachte schallend. »Na, zumindest habe ich ihn in dem Glauben gelassen. Das war einer meiner besten Scherze. Herrlich. Ohne es zu bemerken, geriet er immer mehr in den Dunstkreis der Hölle. Als er begriff, welcher Sphäre seine vermeintlichen Schutzgeister wirklich entstammten, war es zu spät. Da gehörte seine Seele bereits uns.«
    Lukas funkelte Mephisto zornig an. »Du scheinst ein Meister darin zu sein, dir Feinde zu machen.«
    »Na, das sagt ja der Richtige.« Mephisto verzog die Lefzen. »Mal ehrlich, wer braucht schon Freunde? Ich sage immer: Wenn du einen Freund suchst, leg dir ’nen Hund zu. He, he.«
    »Abraham von Worms lebt also noch«, stellte Lukas fest, ohne auf die Bemerkung einzugehen. »Und du glaubst, er würde uns helfen?«
    »Tja, darin liegt das Problem.« Der schwarze Pudel trat an die Linde, hob sein Hinterbein und pinkelte gegen den Stamm. »Abraham hat sich schon vor vielen Jahren komplett aus der Zaubererwelt zurückgezogen. Die Spaßbremse hat mir meine kleine Scharade nie verziehen und seine Zauberkraft dazu genutzt, sich so gut von der Welt abzuschotten, dass es selbst mir kaum möglich ist, ihn aufzuspüren. Zumindest, bis er den Fehler beging, diesen Ort aufzusuchen.« Mephisto legte sich zwischen die Wurzeln der Linde und leckte sich schamlos am Schritt. »Natürlich hat der gute Abraham auch hier Schutzzauber gewirkt. Aber für den Fall der Fälle habe ich stets dafür gesorgt, dass in diesem Garten ein Hexenring aus Satansröhrlingen wächst. Quasi als kleines Schlupfloch, falls es sich

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