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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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benetzt. Wie von einem Brandeisen berührt, jaulte er auf und drehte sich im Kreis. Wo Millepertias Blut ihn benetzt hatte, überzog sich das schmutzig weiße Fell ebenfalls mit Pflanzen. Rasend schnell hüllte das Gestrüpp die dämonische Kreatur ein. Sosehr der Höllenhund auch nach den Dolden schnappte, er verlor den Kampf. Vollends überwuchert sackte er zusammen.
    Millepertia zog Lukas an dem Dämon vorbei, als abermals eines der Fenster zerbrach und der nächste Höllenhund in den Wintergarten vordrang. Panisch rannten sie in das Werkzimmer und schlugen die Außentür zu.
    Lukas hetzte zu der Lehmgestalt und zog so lange an ihr, bis sie polternd gegen die Balkontür krachte und dabei in mehrere Teile zerbrach. »Verdammter Mist! Wofür habt ihr Golems, wenn diese zu nichts nütze sind?«, fluchte er, fuhr zu Millepertia herum und riss ungläubig die Augen auf. Ausgehend von der Bisswunde in ihrer Hand, verwandelte sich die junge Hexe in ein bizarres Geschöpf mit weiblichen Konturen, das gänzlich aus Pflanzensträngen, Blättern und Blumen bestand. Statt ihres Haares umspielte jetzt ein Schleier goldgelber Blüten ihre Schultern, während ihr Leib und ihre Gliedmaßen wie aus Blättern und Pflanzenfasern modelliert wirkten. Allein die grünen Augen funkelten menschlich.
    Millepertia ignorierte ihn, berührte die Balkontür und überzog sie komplett mit Gestrüpp, das seine Wurzeln tief in die Lehmteile der Golem-Figur grub.
    Das erstaunte Keuchen blieb Lukas in der Kehle stecken, als er von der Tür zu seinem Zimmer lautes Quaken hörte. Das konnte doch nicht wahr sein! »Mille, aufpassen!«, brüllte er und deutete zu den zwei schleimigen Fröschen auf der Türschwelle. »Abaddons-Lurche!«
    Seine Begleiterin fuhr herum. »Wie kommen die hier rein?«, fauchte sie mit Knisterstimme.
    Lukas ahnte es: Zwischen den Fröschen und dem Bett lag sein Rucksack, und aus einer der Seitentaschen sprang ein weiterer Lurch. Nun wusste er auch, wo der seltsame Fleck auf der Türschwelle herrührte.
    Abermals schleuderte Millepertia grünes Blut, und die beiden Frösche teilten das Schicksal des ersten Höllenhundes.
    Längst donnerte es gegen die Balkontür, wütendes Gebell schlug ihnen von draußen entgegen. Die Tür knirschte in den Angeln, doch der gelb-grüne Bewuchs hielt. Noch. Weitere Fenster im Wintergarten klirrten; in das Bellen und Knurren mischte sich lautes Triumphgeheul. Das Pflanzenwesen, das einst Millepertia gewesen war, schob sich raschelnd an ihm vorbei. Gemeinsam liefen sie durch sein Zimmer zur Innengalerie des Turmes. Im Vorbeihasten griff er nach seiner Jacke und beförderte Rucksack und Dämonenlurch mit einem Tritt in die hinterste Zimmerecke. Dann knallte er die Tür ins Schloss – was den dämonischen Lärmpegel leider nicht minderte. Aus der von Kristalllampen beleuchteten Haupthalle drangen Kampfgeräusche zu ihnen herauf, von irgendwoher schmetterte wieder das Jagdhorn, eines der großen Rundfenster war eingeschlagen, und nasskalte Luft wehte in das Turmzimmer. Zwischen den Regalen und dem hohen Basaltblock kämpfte einer der Drachengolems gegen eine alte Frau mit schiefen Zähnen und messerscharfen Krallen, die fast so lang wie ihre Finger waren. Schnappend und geifernd umkreisten sich Drache und Vettel, während Lukas hinter Millepertia die Treppe hinabstürmte. Unten angekommen, sah er auch Abraham von Worms, dem der zweite Drachengolem den Rücken gegen einen wolfsgroßen Raben freihielt. Der Vogel-Unhold versuchte den Zauberer daran zu hindern, einen Beschwörungskreis aus Sand zu streuen, doch schon war der Golem zur Stelle, schnappte sich den Raben, zerriss ihn und spie die Federreste gegen ein Regal.
    Abraham ließ sich von alledem nicht aus der Ruhe bringen. »Aufpassen, Mille!«, rief er konzentriert und wies zu der klauenbewehrten Alten. »Das ist eine Drude!«
    Das widerwärtige Mütterchen kicherte hässlich auf, der Drachengolem biss zu, doch die Drude verwandelte sich mit einem sphärischen Zischen in schwarzen Rauch, dem die Kiefer des Wächters nichts anhaben konnten.
    Stattdessen wogte die Rauchgestalt auf Lukas zu. Der sprang mit einem Aufschrei zurück und richtete den Lichtstrahl seines Smartphones auf den Qualm, der tatsächlich etwas vor dem Licht zurückwich.
    Schon war Millepertia heran. Sie packte nach den Schwaden, die sich unter dem Griff ihrer Pflanzenhände wieder in ihre ursprüngliche Schauergestalt zurückverwandelten. Kreischend schlugen Drude und Hexe

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