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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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Hause?« »Deine Mutter hat
doch keinen Führerschein!« »Warum kommt Papa uns nicht abholen?« Per Oles
Stimme, dicht: »Das kannst du dir wohl selbst denken, Schlaumeier.«
    Anders schlug die Augen auf. Die dunklen Astlöcher waren
dieselben, der Geruch der Wände unverändert. Omas schwere Schritte ebenfalls.
Der Rest war einfach Mist.
    Anders ließ das Wasser laufen, bis es lauwarm war, und
füllte dann sieben Deziliter in den Messbecher. Mit dem Becher in der Hand
taumelte er zum Küchenschrank und nahm ein Kilopäckchen Zucker heraus. Es war
noch ungeöffnet. Er stellte den Becher ab, öffnete das Päckchen mit einer
Schere und ließ die Hälfte des Inhalts ins Wasser rinnen, während er mit
einem Holzlöffel umrührte, bis der Zucker sich aufgelöst hatte. Er nahm
einen Probeschluck. Süß und schön zäh. Er nahm ein frisches Glas aus dem
Schrank und trug es zusammen mit dem Becher vorsichtig in die Stube und weiter
zur Treppe in den ersten Stock.
    Von hinten ertönte die Stimme seiner Mutter: »Was hast du
vor?«
    »Ich bringe das Zuckerwasser nach oben.«
    Anders drehte sich zu seiner Mutter um, die in der Stube am
Esstisch saß. Sie hatte all ihre Papiere in Stapeln auf dem Tisch
ausgebreitet. Die Lampe, die sonst auf dem Fernseher stand, hatte sie auf einen
Bücherstapel gestellt. Der Schein tauchte ihr Haar in einen orangen
Schimmer.
    Sie sah ihn über den Brillenrand hinweg an, schweigend.
    Der Becher wurde langsam schwer. »Was ist denn?«, fragte
er.
    Die Mutter fuhr ihm mit zwei Fingern über die Wange. »Er
ist entkräftet, er hat schon seit ein paar Tagen nichts mehr gegessen.«
    Anders nickte. Der Becher wog so schwer, dass seine Hand
leicht zu zittern begann.
    »Zucker ist pure Energie«, sagte sie. »Das hilft ihm
wieder auf die Beine.«
    Anders nickte wieder.
    »Anders, kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«
    Anders stellte den Becher und das Glas auf dem Rand des
Fernsehers ab.
    »Komm, setz dich zu mir«, sagte Mama.
    Anders zog einen Stuhl unter dem Esstisch hervor und setzte
sich.
    Sie holte tief Luft. »Du und ich und Per Ole, wir sind mit
einer sehr berühmten Person verwandt. Mit einem Mann namens Cagney. James
Cagney. Er war Schauspieler und hat in Filmen mitgespielt, die nichts für
Kinder sind. Er hat in Kriminalfilmen mitgespielt.«
    Die Mutter hatte die Brille auf die Nasenspitze
herunterrutschen lassen und lächelte, als sie wie ein Schulfräulein über den
Rand schaute. »Und jetzt bin ich selbst Detektiv gewesen«, sagte sie und
ließ den Arm in einer bedeutungsvollen Geste über die Bücher und Unterlagen
wandern. Ahnenforschung. Das Hobby seiner Mutter. »1943 hat Cagney einen Oscar
bekommen. Für eine Rolle in einem Tanzfilm. Er hat wie ein Gott gesungen und
getanzt.«
    »Gerade hast du gesagt, dass er in Kriminalfilmen
mitgespielt hat.«
    »Das ist ja das Traurige. Sein großer Traum war das Tanzen.
So wie Gene Kelly. Cagney war ein guter Tänzer, er wohnte in New York, weißt
du. Und dann ist er nach Hollywood gefahren, um dort sein Glück zu finden. Und
er bekam eine Rolle in einem Film über Gangster. Damit war es passiert. Er
drehte einen Film nach dem anderen. Spielte einen Verbrecher nach dem anderen.
Er bekam nie die Gelegenheit, seinen Traum zu verwirklichen. Nicht vor 1942, da
bekam er die Rolle als berühmter Komponist und Sänger.«
    Anders sah den Becher an. Er hatte nicht lange genug
gerührt. Der Zucker setzte sich am Boden ab.
    »Und dann hat Cagney den Oscar bekommen. Das musst du
wissen, Anders. Von deinem Verwandten James Cagney kannst du lernen, dass es
niemals zu spät ist. Wenn dich das Leben auf Umwege führt, ist es trotzdem
nicht zu spät. Eines Tages bist du an der Reihe, eines Tages bekommt jeder die
Chance zu glänzen.«
    Anders rutschte vom Stuhl und ging zur Treppe. Er fühlte den
Blick seiner Mutter im Nacken brennen und drehte sich um. Ihr Haar leuchtete
noch immer orange im Schein der Lampe. Aber ihre Augen lagen im Schatten.
»Mach nur, mein Schatz«, flüsterte sie. »Geh nach oben.«
    Durch jeden Spalt zwischen den Treppenstufen sah er ihr
Gesicht. Er öffnete die Schlafzimmertür. Wie immer roch es dort drinnen ein
wenig säuerlich. Der Katergeruch seines Vaters: eine Mischung aus
Schnapsfahne, altem Bier, Schweiß und Zigarettenrauch. Papas Kopf lag
unbeweglich auf dem Kissen, das schwarze Haar zerzaust, Bartstoppeln am
Kinn.
    »Ich hab dir Zuckerwasser mitgebracht.«
    »Es ist zu

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