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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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Mädchen mit den aufgerissenen Lippen, und sie tat es schnell, bevor Kelland etwas tun oder sagen konnte. Der Sonnenritter konnte nicht einige auswählen und andere verdammen – nicht ohne eine schwere Sünde zu begehen –, aber sie konnte es. Und sie hatten keinen anderen Ausweg.
    Besser, es starben einige von ihnen, als alle. Sie wählte die Kinder aus, weil sie in dem kalten, harten Teil ihrer Seele, der über so etwas nachsinnen konnte, glaubte, dass sie ohnehin zu stark unter Maols Bann standen, um gerettet zu werden. Die Gräulinge waren bereits halbe Ungeheuer, während Evenna und Asharre noch sie selbst waren … und wenn Kelland ihren Geist reinigen konnte, und wenn der Dorn keinen Verrat plante, bevor sie in die Sonnenkuppel zurückkehrten, würden die Erleuchtete und die Sigrir bessere Verbündete abgeben als unbewaffnete Kinder.
    Das redete Bitharn sich ein, wobei sie genau wusste, dass es keine richtige Lösung gab und dass sie in Wahrheit versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, nur weil sie irgendetwas glauben musste, damit sie die Entscheidung des Dorns ertrug. Sie hoffte, dass der Tod für diese Kinder mit den leeren Gesichtern eher Erlösung als Qual wäre, und sie hoffte, dass Celestia ihr verzeihen würde.
    Der Dorn nahm das Kinn des Kinds, das gleich neben ihm hockte, in eine Hand und neigte das Gesicht des Jungen sanft seinem eigenen entgegen. Es sah aus wie das Vorspiel zu einem Kuss … aber während Malentir noch lächelte, hob er den Elfenbeindolch. Bitharn wandte den Blick ab.
    Eins der Kinder wimmerte, aber die übrigen ergaben sich schweigend, und die anderen saßen wie Statuen um sie herum, während sie starben. Bevor es vorüber war, sah Bitharn nicht zu Kelland hin. Stattdessen richtete sie ihre Gedanken auf Evenna und Asharre und auf die Kinder, die überleben würden, weil andere gestorben waren. Es musste sein.
    »Sammelt sie ein«, sagte Malentir.
    Widerstandslos ließen sich die Kinder von Bitharn in die Mitte des Raums führen. Sie schlurften verständnislos dahin und kamen stolpernd zum Stehen, wenn sie ihre Handgelenke losließ. Einige musste sie tragen, und sie war entsetzt, wie leicht sie waren; sie fühlten sich an wie leere Hüllen. Kelland blieb an ihrer Seite und half Asharre und Evenna zu den anderen hinüber, aber Bitharn konnte ihm nicht in die Augen schauen. Es war eine Überraschung – eine willkommene –, als er ihr im Vorbeigehen eine Hand auf die Schulter legte.
    Malentir begann sein Gebet, sobald die Kinder versammelt waren. Die Schatten schwollen an und schwankten im Rhythmus seiner Worte; schneidende Kälte lag in der Luft. Raureif breitete sich auf ihrer Laterne aus und löschte ihr Licht mit einem kristallenen Knistern. Zuerst hielt sich die Dunkelheit von dem weißen Brennen von Kellands Fingerflamme fern, aber auf eine Geste des Dornenlords hin schloss der Ritter die Hand und ließ die Flamme erlöschen. Absolute Schwärze umhüllte sie.
    Bitharn spürte, wie sich die Magie um sie herum zu einem Käfig verfestigte, der so kalt war wie Eisen im Winter. Er presste sie wie ein Schraubstock zusammen, so eisig kalt, dass ihre Haut gewiss anfrieren und abreißen würde, wenn sie sich bewegte. Das Gefühl baute sich zu überwältigendem Schmerz auf, sodass sie in der Schwärze unwillkürlich aufstöhnte, aber den zugehörigen Laut hörte sie nicht. Tränen rannen ihr über die Wangen und gefroren zu klirrendem Eis. Die Qual wurde intensiver und trieb sie an den Rand des Zusammenbruchs …
    … und doch war der Käfig aus Schmerz beinahe tröstlich im Vergleich zu dem, was sie jenseits dieses Käfigs gespürt hatte. Eine zwitschernde Bösartigkeit lauerte dort. Gewaltig und mannigfaltig presste sie sich gegen das Gewebe von Malentirs Zauber und suchte nach einem Weg hinein. Bitharn war sich nicht sic her, ob es viele Geister waren oder ein einziger, der bis zur Unkenntlichkeit zersplittert war, aber sein Hass auf sie war absolut.
    Mit einem plötzlichen Gefühl des Erschreckens begriff Bitharn, dass etwas von der Innenseite des Zauberkäfigs an den Wänden kratzte und versuchte, seine Stangen so weit zu schwächen, dass sie den kreischenden Wahnsinn einließen. Unsichtbare Krallen schabten um sie herum, schrill wie das Kratzen von Stahl auf Stahl.
    »Nein«, flüsterte Bitharn. Die Kälte in der Dunkelheit wurde so eisig, dass Knochen dabei brechen konnten. Hätte sie sich nackt ins Weißmeer gestürzt, so hätte ihr nicht kälter sein können. Die Krallen

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