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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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sollen für die Chance auf Ruhm und einen letzten Blick auf die Sonne, ertappte Kelland sich bei dem Wunsch, dass Celestia ihren Segen einem anderen erteilt hätte, irgendeinem anderen. Irgendwo in der Dunkelheit hatte er den Gefallen am Ruhm verloren, und seine Feigheit machte ihn unwürdig, im Licht zu stehen.
    »Bitharn wird enttäuscht sein«, sagte die Spinne in die Stille seines Zögerns hinein.
    Der Ritter riss den Kopf hoch. »Was?«
    »Wir haben einen Handel geschlossen, sie und ich. Ihr bedeutet ihr sehr viel. Und sie erwartet Euch in Cardental.«
    »Warum?«
    »Weil es Eure Pflicht ist, dort zu sein«, erwiderte die Spinne, in deren Augen boshafte Heiterkeit glitzerte. »Nicht wahr?«
    Sie hatte recht. Kelland sah Jora an und dachte an die Kinder, diejenigen, die aufgelistet, aber nie gefunden worden waren. Er hatte keine andere Wahl. Er war ein Sonnenritter. Ungeachtet seiner Befürchtungen hinsichtlich Ang’artas Verschwörungen, ungeachtet seiner heimlichen Unentschlossenheit zwischen Pflicht und Begehren, war er durch seinen Eid zur Hilfe verpflichtet. So viel zumindest war klar.
    Er sah wieder zur Spinne hinüber. Es konnte nicht schaden, offen zu sprechen; die einzige andere Zeugin war die Wahnsinnige auf dem Tisch, und es schien unwahrscheinlich, dass sie noch einen weiteren Morgen erleben würde, geschweige denn, dass sie jemandem erzählen könnte, was sie gehört hatte. »Warum spielt das für Euch eine Rolle?«
    »Ich habe in diesem Punkt meine eigenen Interessen und Grund zu der Annahme, dass sie mit Euren verbunden sind. Es würde mir gefallen und wäre uns beiden von Nutzen, wenn wir in dieser Angelegenheit zusammenarbeiten würden.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann werdet Ihr tun, was Ihr tun müsst, und ich werde das Gleiche tun. Wie dem auch sei, Ihr müsst hingehen.« Sie deutete auf eine lange, flache Kiste, die vor der gegenüberliegenden Wand lag. Der Tisch und das dürftige Kerzenlicht verbargen sie; Kelland hatte sie zuvor nicht bemerkt. »Mein Abschiedsgeschenk. Nehmt es. Ich erwarte, dass Ihr es brauchen werdet.«
    Es war sein Schwert.

6
    Sie verließen Cailan zwei Wochen vor Grünsaat, dem Fest des ersten Pflanzens. Es war noch früh im Jahr für eine Reise, aber die beiden jungen Gesegneten brannten darauf, ihr Annovair zu beginnen, und sobald Asharre erst einmal die Entscheidung getroffen hatte, sie zu begleiten, brannte sie darauf, ihre unerwünschten Erinnerungen hinter sich zu lassen.
    Der Ritt gab ihr Zeit, ihre Gefährten einzuschätzen. Evanna war eine stille Schönheit, die einen angesichts ihrer siebzehn Jahre bemerkenswerten Ernst zeigte. Die junge Gesegnete hatte blauschwarzes Haar, das sie flocht und sich wie einen Heilerkranz um den Kopf legte, ein Stil unter den Erleuchteten, der auf Alyeta, die Erlöserin, zurückging. Oralia hatte ihr Haar genauso getragen. Sie hatte sich auch mit der gleichen stillen Anmut bewegt, und ihre Kleider hatten den gleichen Duft nach Wermut und Taglilie, Anis und Aloe verströmt. Heilerkräuter. Das Parfüm von Geistern.
    As harre ging ihr lieber aus dem Weg, was nicht Evennas Schul d war, aber es fiel allzu leicht, das Mädchen aus den Augenwinkeln wahrzunehmen und nur für einen Moment zu vergessen, dass es nicht Oralia war, die an ihrer Seite ritt.
    Falciens Gesellschaft war leichter zu ertragen. Der andere Erleuchtete hatte den schmalen, drahtigen Körperbau eines ardasischen Messerkämpfers. Auch sein Teint war der eines Südländers: olivenfarbene Haut, Augen und Haar in einer vollen, changierenden Färbung zwischen Braun und Schwarz. Seine Sprache war jedoch reines Cailanisch, und er lachte unbefangen mit den anderen über Dinge, die während ihrer Jugend in der Stadt geschehen waren. Er war nie ein Außenseiter gewesen. Nicht wie sie.
    Ihre Gefährten ließen ihr Raum. Manchmal ertappte Asharre sie dabei, dass sie ihr vernarbtes Gesicht betrachteten oder den beidhändigen Caractan, den sie quer auf dem Rücken trug, aber sie behielten ihre Fragen für sich. Der Caractan war dicker und schwerer als die Langschwerter, die die Sonnenritter bevorzugten. Obwohl er eine Schneide hatte und Asharre die ihre auch scharf hielt, war er doch eher eine Waffe, die dazu gemacht war, zu zerschmettern und nicht zu zerschneiden. Außerhalb der Clans der Weißen Meere fand er nur selten Verwendung, denn niemand außer Ingvalls Kindern besaß die Kraft oder die Statur, um ihn erfolgreich handzuhaben. Trotzdem, so seltsam es ihnen erscheinen musste,

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