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Schwarzkittel

Schwarzkittel

Titel: Schwarzkittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Stefanie wird sich schon wieder einrenken.«
    Gerhard saß eine Weile schweigsam auf dem Beifahrersitz und dachte sichtlich angestrengt nach.
    »Mensch, Gerhard, jetzt lass dich mal nicht so hängen. So schlimm wirds schon nicht werden. Du musst dich doch nicht unbedingt heute noch entscheiden. Denk mal an was anderes. Hier schau mal, wir sind schon am Ortsschild von Haßloch vorbeigekommen.«
    Tatsächlich, wir waren schon fast am Ziel. Wenn ich allein Auto fuhr, dauerte die Fahrt gefühlsmäßig immer doppelt so lang, selbst ohne langsam fahrende Möbellaster. Doch zu zweit hatten wir die Fahrt im Nu verquatscht.
    Ich bog in die Rennbahnstraße ein. Jetzt war es nicht mehr weit zum Vereinsheim, in dessen Nachbarschaft Amelie Schäfer, die Tante von Hagen, wohnte. Gerhard holte sich beinahe ein Schleudertrauma, als ich ohne Vorwarnung die Bremse bis zum Anschlag durchdrückte.
    »He, was soll das? Was soll der Scheiß auf freier Straße? Soll das lustig sein?«, schrie er mich an.
    »Sorry, Gerhard. So scharf wollte ich nicht bremsen, das war ein Reflex.«
    »Kann es sein, dass du einen an der Waffel hast?« Gerhard rieb sich seinen Nacken.
    »He, mach mal langsam, Casanova. Schau mal, was da drüben ist.«
    Mein Kollege schaute auf die andere Straßenseite. »Und? Da ist eine Frittenbude. Willst du dir eine Flasche Pommes kaufen?«
    »Wäre vielleicht keine schlechte Idee, wenn ich eine leere Flasche dabei hätte. Frittenbude ist gut. Schau mal, was auf dem Schild steht.«
    »›Brutzelecke‹«, las Gerhard laut vor.
    »Und was steht auf dem kleineren Schild an der Glasscheibe?«
    »Was soll das alles, Reiner? Da steht, dass der Inhaber des vermutlich preisgekrönten Dreisternelokals Berendorf heißt. Hä? Halt, da war doch was.«
    Ich bestätigte ihn. »Genau, den Namen Berendorf hast du schon mal gehört. Dort soll unser Hagen nämlich als Aushilfe beschäftigt sein. Komm, wir schauen mal, ob wir ihn dort vielleicht antreffen.«
    Vorsichtig tippte ich das Gaspedal an, um bloß keinen Kavalierstart hinzulegen. Neben der ›Brutzelecke‹ parkte ich auf einem breiten Sandstreifen.
    Der grauhaarige Alte, der wie ein Waldschrat aussah und mit einer schmutzigen Schürze hinter der Theke stand, musste Berendorf sein. Ohne uns zu begrüßen, reichte er mir eine ›Bild‹-Zeitung und eine Flasche Bier.
    »Was willst du zum Essen dazu?«, duzte er mich. »Die Currywurst muss weg, die liegt schon eine Weile auf dem Grill.«
    In etwa zwei bis drei Meter Entfernung saß ein Männerquartett an einem ehemals vermutlich weißen Plastiktisch, der schon bessere und vor allem hygienischere Tage gesehen haben dürfte. Einer der vier offensichtlich deutlich alkoholisierten Männer rülpste und grölte: »Berendorf, du alte Sau. Du versuchst tatsächlich, jedem dein altes Zeugs anzudrehen. Wie viele Wochen liegt die Currywurst schon auf dem Grill, hä?«
    Jetzt lachten die Männer um die Wette. Einer hatte gerade einen Schluck aus seiner Bierflasche genommen und sich verschluckt. Der Schaum schoss ihm aus der Nase über seinen ungepflegten Bart.
    Gerhard schaute mich angewidert an. Ich nickte ihm unmerklich zu, hier half nur die offizielle Variante.
    »Guten Tag, mein Name ist Palzki, Kriminalpolizei. Sind Sie Herr Berendorf?«
    »Hohoho, jetzt kriegt der Berendorf seinen Laden dichtgemacht. Gib uns aber vorher noch einen Kasten Bier raus, du altes Ekel.«
    Der Waldschrat stand nach wie vor mit seiner Zeitung und der Bierflasche in der Hand da. Langsam zog er beides zurück. »Warum sind Sie hier? Der Franz Müller von der Gemeindeverwaltung hat mir doch zugesichert, dass im nächsten Vierteljahr keine Kontrollen vom Gewerbeaufsichtsamt in Haßloch stattfinden werden.«
    »Soso«, antwortete ich unbestimmt. Ich nahm mir vor, gleich nachher eine Kontrollmeldung zu erstatten.
    »Wir sind nicht vom Gewerbeaufsichtsamt, Herr Beren
    dorf. Wir sind nur auf der Suche nach Hagen.«
    »Hagen? Wer soll das denn sein?«
    Die vier Promillebrüder lachten schon wieder.
    »Herr Berendorf. Uns interessiert nicht, ob Sie den Hagen angemeldet haben oder nicht. Wir wollen ihn nur sprechen. Verstehen Sie?«
    »Dann kommen Sie mal mit.« Der Waldschrat verließ seinen Imbiss und ging mit uns auf dessen Rückseite. Dort stapelten sich leere Kisten, und jede Menge Unrat lag zerstreut neben einem kleinen Schrotthaufen herum.
    »Hagen, kommst du mal her?«, rief er nach hinten.
    Sekunden später tauchte Hagen auf. Er hatte die gleichen Billigshorts wie

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