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Schwarzlicht (German Edition)

Schwarzlicht (German Edition)

Titel: Schwarzlicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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tönte Osterkamp. «Die Kanzlerin will sich derzeit noch nicht committen, aber der Inner Circle ist mehr als aufgeschlossen. Wir sind hochgradig dran, würde ich behaupten. Spätestens nach Muttis Wiederwahl werden wir die Story aufgleisen, und dann, Leute, dann geht es richtig ab!»
    Ein Leuchten in den Augen der Männer. Der Hauptgang wurde gebracht, extrabreite Bandnudeln mit Seeteufel, übersät von Kräutern. Vincent lehnte ab, als ihm der Kellner Wein einschenken wollte.
    Pia Osterkamp stand auf, kam herüber und beugte sich an sein Ohr. «Ich muss mal frische Luft schnappen. Leisten Sie mir Gesellschaft?»

    Sie zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief. «Auch eine?»
    «Hab’s aufgegeben.»
    «Mach ich auch. Praktisch jeden Tag.»
    «Was soll das Gerede von der Story, die Ihr Vater ‹aufgleisen› will?»
    «Private Knäste.»
    «Bitte?»
    «Was die Amerikaner können, das können wir auch. Erheblich billiger und produktiver als der Staat.»
    «Produktiver?»
    «Meinen Sie, die Häftlinge drehen Däumchen? Die arbeiten natürlich, ein Zukunftsgeschäft mit grandioser Perspektive. Europaweit werden die Vollzugsanstalten an Kapazitätsgrenzen geraten. Denken Sie an die bevorstehenden Flüchtlingsströme. An die Armutsentwicklung in den Städten. Die Gewaltbereitschaft der Jugend. Und was die gesetzliche Definition der Strafmaße anbelangt, ist noch jede Menge Luft nach oben. Warum nicht lebenslänglich für Wiederholungstäter? Mehr Sicherheit für die Bevölkerung und ein gigantisches Potenzial für private Investoren!»
    «So habe ich das noch gar nicht betrachtet.»
    «Schauen Sie sich die Performance der großen Knastkonzerne in den USA an. Wenn hierzulande der Startschuss zur Privatisierung fällt, dürfen wir nicht hinten anstehen.»
    «Wie kommt Ihr Vater auf mich?»
    «Berlin hat Sie empfohlen. Das Kanzleramt. Und wer solche Fürsprecher hat …»
    Die Tür ging auf. Osterkamp trat ins Freie.
    «Na, ihr Turteltäubchen?»
    «Ach, Papa.»
    Der Baulöwe legte seine Hand auf Vincents Schulter. «Was verdient ein Kommissar bei der Kripo? Vierzig-, fünfzigtausend? Ich zahle Ihnen das Vierfache als Grundgehalt. Zuzüglich Erfolgsprämien.»
    «Danke für die Suppe, Herr Osterkamp, aber ich muss wieder zum Dienst.»
    «Mein Fahrer …»
    «Ich schaff das zu Fuß, es ist ja nur um die Ecke.»
    Osterkamp nickte. «Die Prämien werden Ihr Gehalt noch einmal verdoppeln. Sie und Pia … ein starkes Team, ich spüre das. Sie haben Bedenkzeit bis morgen Abend, ist das okay?»
    Vincent versuchte, nicht an das viele Geld zu denken.
    Osterkamps Tochter lächelte. «Ich würde mich ernsthaft freuen.»

64

    Er schloss die Bürotür hinter sich und setzte sich an seinen Tisch. Lustlos schrieb er das Protokoll zu Blümchens Aussage von gestern Abend. Sie war bis jetzt nicht aufgekreuzt. Vielleicht würde sie schon heute verleugnen, was sie ihm verraten hatte. Und was brachte es, wenn sie noch dazu stand? Die Freundin des Ministerpräsidenten eine Exprostituierte – noch ein Detail, das interessierte Kreise tunlichst für tabu erklären würden.
    Vincent speicherte das Dokument. Er schaute sich um. Gab es etwas, das er mit nach Hause nehmen sollte?
    Der Gummibaum – ich muss Nora bitten, sich um die Pflanze zu kümmern, bis ich wieder da bin, ging es ihm durch den Kopf. Wann wird das sein? In welcher Funktion?
    Womöglich würde ein Wahlsieg der Opposition nicht einmal etwas ändern. Martina Simoniak könnte Schindhelm und seine Handlanger durchaus im Amt belassen – für Vincent eine grauenhafte Vorstellung. Und falls die CDU die Stimmenmehrheit errang, würde erst recht alles beim Alten bleiben.
    Und wenn ich den Dienst quittiere und bei Osterkamp und seiner Tochter anheuere? Etwas Neues aufzubauen war immer reizvoll. Man konnte über Osterkamps Einkaufszentren urteilen, wie man wollte – sie kamen auf legale Weise zustande. Und für den Tod des Demonstranten konnte der Baulöwe nichts. Daran waren Polizeibeamte schuld, Kollegen aus der eigenen Behörde.
    Klar, der Unternehmer wollte ihn kaufen. Aber was war an Geld so schlecht? Ging es nicht in jedem Beruf auch ums Gehalt?
    Vincent erinnerte sich an Saskias Frage, neulich in der Jazzkneipe: Wie bist du darauf gekommen, Polizist zu werden? Oder Nina, als sie sich im Studium kennengelernt hatten: Bulle, ausgerechnet du?
    Mit Anfang zwanzig hatte man noch Ideale, aber er war kein Grünschnabel mehr. Er wusste seit langem: Dieser Job war durch und durch

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