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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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vor sich hin: »Nach allen Gauen hin seid ihr zerstreut ihr Genossen meiner Jugend, nichts als eure Namen hier sind mir geblieben, und mit ihnen betrete ich die Schwelle meines neuen Lebens, ihr Alle begleitet mich im Geiste. Ich sende euch einen Herzensgruß hinaus in den Frühling, möge er euch wiedertönen aus dem Munde der Vögel in den Lüften und eure Seele erquicken!«
    Rasch stand er auf und schritt durch das Dorf.
    Wir wissen nun, daß wir den neuen Schullehrer in dem jungen Mann kennen gelernt. Er fragte nach dem Schultheiß, man wies ihn in das Haus des Buchmaiers.
    Der Buchmaier saß mit seinem zahlreichen Hausgesinde bei Tische, als der Fremde eintrat. Nach herzlichem Willkomm wurde er eingeladen sich zu Tische zu setzen; der Lehrer dankte.
    »Ei was?« sagte der Buchmaier, der sich alsbald wieder gesetzt hatte, da er sich beim Essen durchaus nicht stören ließ, »rucket ein Bisle zusammen, ihr da. Hurtig, Agnes, hol' einen Teller. Da setzet Euch her, Herr Lehrer. Bei uns geht's nicht wie bei den Horbern, die sagen immer: wäret Ihr bälder kommen; wer bei uns zur Essenszeit kommt, muß mithalten. Wo Ihr jetzt hinkommt, kriegt Ihr doch nichts mehr, und da ist gekocht; Ihr müsset halt fürlieb nehmen mit dem, was da ist. Ihr kommet grad' zu einem rechten Schwarzwälderessen: gerührte Knöpfle und Hutzeln.«
    Agnes hatte einen Teller gebracht, und der Lehrer um nicht grob zu erscheinen, sich zu Tische gesetzt.
    »Da, mein' Agnes,« sagte der Buchmaier, nach dem er einen gehauften Teller voll herausgeschöpft, »die kriegt Ihr in die Sonntagsschul'.«
    »O, Sie werden wenig mehr zu lernen haben,« sagte der Lehrer, um doch etwas vorzubringen. Das Mädchen heftete den Blick scheu auf den Teller.
    »Wie! Agnes, red' auch, du hast ja sonst dein Maul bei dir, sag', kannst du Alles?«
    »Jo, mit deam Lease do käm' ich schaun no furt, herrentgege mit em Schreiba, do will's halt nimmei reacht gaun, d'Fingere weant oam härt, wemmer d'gahnz Woch so schaffe muaß.«
    All' die Schönheit des Mädchens verschwand plötzlich vor den Augen des Lehrers, da er diese harte, in groben Lauten vorgebrachte Rede hörte.
    Nachdem abgespeist und gebetet war, stellte sich einer der Knechte, der bei Tische nicht weit vom Buchmaier gesessen hatte, vor seinen Herrn hin, und indem er sein Messer einsteckte, sagte er:
    »I will gaun mit de Gäul' naun alloan naus?«
    »Ja, ich komm' bald nach. Nimm einen Buben mit, der dir den Fuchs führt, der will sich nicht recht eingewöhnen.«
    »Schätz' wol, i krieg ihn schaun z'reacht,« sagte der Knecht und ging mit schweren Schritten von dannen. Der Lehrer schüttelte den Kopf.
    Agnes deckte schnell ab, denn sie eilte, um in der Küche ihre Bemerkungen über den Ankömmling mit den Mägden auszutauschen.
    »Ein nett's Bürschle,« sagte die Legat, die älteste Magd und Vertraute der Agnes, »er hat dich anguckt, ich hab' nicht recht gewußt, will er dir ein Tätzle oder ein Schmützle geben. Was meinst, wär' das nicht ein Mann für dich? Er ist noch ledig.«
    »Lieber möcht' ich ledig bleiben, bis die Kuh einen Batzen gilt, eh' ich den nähm'.«
    »Hast Recht,« sagte eine andere Magd, »der thät dich auch mit zwei Händ' in's Maul stecken; hast nicht gesehen, der hat ja das Messer in die recht' und die Gabel in die link' Hand genommen und mit zwei Hand' gessen, das hat man sein Lebtag von keinem ehrlichen Menschen gesehen.«
    »Ja,« sagte eine dritte, »der ist auch noch nicht über seines Vaters Miste 'nauskommen, der hat ja die Knöpfle mit dem Messer verschnitten, statt daß man's verreißt; da sind sie ganz talkig worden. O du Talk! geschieht dir recht, daß du hast so dran würgen müssen.«
    Während draußen beim Spülen die Mädchen den Lehrer auch nicht ungewaschen ließen, nicht sowohl aus Bosheit als weil man einmal so begonnen hatte, war drinnen in der Stube die Unterredung des Buchmaiers auch keine sehr erfreuliche.
    »Der Sprach' nach,« begann er, »scheinet Ihr aus dem Unterland gebürtig.«
    »Eigentlich nicht, ich bin aus dem Taubergrund.«
    »Nu, wir nehmen das nicht so genau, was halt unter Böblingen ist, heißen wir das Unterland; wie heißt denn der Ort?«
    Der Lehrer stockte ein wenig, legte beide Hände auf die Brust und sagte endlich sich verbeugend: »Lauterbach.«
    Der Buchmaier stieß ein schallendes Gelächter aus, der Lehrer sah ernst drein; endlich sagte Ersterer:
    »Nichts für ungut, Lauterbach weiß ja jed' Kind, das ist ja in dem Lied. Warum habt

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