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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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Mittelpunkt der Erde aufgedeckt, die Geschichte des Erdballs aufzeigte.
     
    Alles auf der Welt wird zur Nahrung oder zum sonstigen Verbrauch und Genuß für ein Anderes; nur der Mensch eignet sich alles an, er selber aber steht frei über der Erde, bis sie ihren Mund aufthut und seinen Leichnam verschlingt. Ich bin da auf eigene Weise zu dem trivialen Gedanken gelangt, daß der Mensch der Herr der Erde ist; aber nur das ist Wahrheit, eigene Erkenntniß, was wir auf eigenthümliche Weise wiederfinden.
     
    Ich habe einmal gehört und gelesen, daß nur da, wo die Anzahl der nützlichen Hausthiere die der Menschen übersteige, ein behaglicher und glücklicher Zustand des allgemeinen Besitzthums sei.
    Ist das wohl eine geistige Lehre, daß die Zahl der Unvernünftigen die der Vernünftigen übersteigen müsse?
    Es wäre schrecklich, wenn es so wäre, und doch ...
     
    Es ist entschieden, daß die Bildung der Menschheit erst mit dem Ackerbau und durch denselben begonnen hat. So lange die Menschen ihre Nahrung nur suchten, sei es durch Jagen, Fischen und dergleichen, standen sie noch fast den Thieren gleich. Erst als sie begannen, sich die Nahrung vorzubereiten, indem sie das natürliche Wachsthum beobachteten und lenkten, indem sie pflanzten und pflegten, hielten sie an einem bestimmten Boden fest, mußten sie die Gesetze der Natur erforschen und entdecken, Einfluß auf das Leben der Außenwelt und ihrer Innenwelt gewinnen.
    Der Ackerbau ist die Wurzel aller Bildung in der Welt, aber die Ackerbauer selber haben die wenigste Frucht davon. Muß das so sein?
     
    Auf der schwankenden Blume, die vom Winde geschüttelt wird, klammert sich die Biene fest und saugt emsig den Honig: so auch genießet der Mensch das schwankende Erdenleben, und der Boden zittert unter ihm.
     
    (Am Buchsee.) Ein Himmelstropfen, der in ein stehendes Wasser fällt, bildet eine Weile ein Bläschen, dann zerplatzt er, und vermengt sich mit dem Sumpfe; in den lebenden Strom gefallen, wird er selbst ein Theil der lebendigen Welle. Ist mein Dasein ein solcher Tropfen? Ich will, daß ich in einen lebendigen Strom aufgehe, es muß so sein ...
     
    Alle Vögel fliehen den Regen, nur die Schwalben flattern lustig darin.
     
    Es erregt mir oft ein sonderbares Gefühl, daß wenn ich hinausgehe in das Feld, um mir körperlich erquickliche Ermüdung zu holen, die Leute von der Arbeit ermüdet heimkehren; es ist mir da oft, als müßt' ich mich schämen, daß ich jetzt spaziren gehe.
    Nur am Abend und am Morgen bemerkt man den schnellen Wechsel des Lichts; dieser ist aber den ganzen Tag aufsteigend bis zum Mittag und von da absteigend ebenso.
    Ist nicht bei der Entwickelung des Menschengeistes das Gleiche der Fall?
    So oft ich auch schon den Sonnenuntergang betrachtet, nie war er gleich; das ist die unendliche Mannigfaltigkeit der Natur, darum ist sie auch ewig schön und neu.
    Beim Sonnenuntergang glaubt man immer, von der Stelle, wo man steht, bis nach Westen hin reicht das Abendroth, da ist noch Licht, rückwärts gekehrt erscheint Alles dunkel; diejenigen aber, die weiter hinten stehen, glauben, es reiche nur noch bis zu ihnen. So bemißt Jeder den Horizont nach seinem Standpunkte, und wer das untergehende Licht betrachtet, glaubt, es reiche nur noch bis zu ihm.
    Warum ist ein Sonnenuntergang für die meisten Menschen ansprechender als ein Sonnenaufgang?
    Ist es, weil diesen die Wenigsten oft sehen, oder weil das Verschwindende, das Sterbende näher zu uns spricht? Ich glaube nicht. Beim Sonnenuntergang erhält das Schauspiel einen zart geheimnißvollen Abschluß in der Nacht und der darauf folgenden Ruhe; der Sonnenaufgang aber hat keinen Abschluß, ihm folgt das helle Licht, die Unruhe und das lärmende Gewühl des Tages. Schön ist das Sterben! o ich sehne mich ....
     
    (Hinter'm Schloßhag.) Wenn man einen Pfosten in die Erde rammt, muß man die einzugrabende Spitze brennen, damit sie nicht faule; wen die Flamme des Geistes berührt, der kann nicht sterben.
     
    Aus der Haut des einen Thieres schneidet man das Riemenwerk für Zaum und Zügel und die Einjochung des andern. Die Anwendung ist leicht.
     
    Wenn man Jemand einen Weg zu kurz angibt, ermüdet er doppelt; dieß kommt wohl von der stets gespannten Erwartung am Ziele zu sein.
    Ich habe mir den Weg zu meinem Lebensziele auch zu kurz gedacht.
     
    Beim Mähen darf man nur kleine Schritte machen und gradaus. Je dünner der Klee steht, um so müder wird man beim Mähen; da fährt man mit der Sense auf

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