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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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und landein, sagten seine Mienen.
    Reinhard ward auf der Mühle herzlich bewillkommt, auch sein Freund wurde traulich begrüßt, denn hier, wo Alles in der Sippschaft lebt, werden die Freunde wie Familiengenossen angesehen. Um den Tisch unter dem Nußbaum saß die Gesellschaft, der alte Müller zeigte Reinhard, wie sein Name, den er vor Jahren in die Rinde geschnitten, groß geworden war.
    Der Collaborator wendete keinen Blick von dem alten Manne, für dessen Antlitz er später die eigene Bezeichnung erfand, indem er es ein »geschmerztes Gesicht« nannte; es war eines jener edlen, länglichen Gesichter, hohlwangig, mit breiten Backen- und Stirnknochen und großen blauen Augen, voll Demuth und langen Harmes, darauf die Leidensgeschichte des deutschen Volkes geschrieben ist.
    »Ja,« sagte der Alte, Reinhard mit dem Finger drohend, »der Schelm soll mich ja, wie sie sagen, in einem besondern Bild gemalt haben. Ist das auch ehrlich und recht?«
    »Das macht der Katz' keinen Buckel,« lachte der Wadeleswirth, »mich dürft' er meinetwegen malen wie er wollt', ich behielt' mich doch.«
    »Eingeschlagen, bleibt dabei,« rief Reinhard, die Hand hinstreckend; als er aber keine Hand erhielt, setzte er lachend hinzu: »Es war nur Spaß, es giebt gar keine so dicken Farben, wie Ihr seid.«
    Unter dem allgemeinen Gelächter sagte dann der Müller: »Jetzt saget's frei, was habt Ihr denn aus mir gemacht?«
    »Nichts Unrechtes. Wie ich damals die Mühle abgezeichnet hab', da geh' ich einmal Abends weg, die Sonne ist grad' im Hinabsinken, da geht Euer Fenster auf, Ihr gucket 'raus, ziehet die Kapp' vom Kopf, haltet sie zwischen den Händen und betet laut in die untergehende Sonne hinein. Da hat mich's heilig angerührt und ich hab' Euch so gemalt, nur mit der Aenderung, daß Ihr unter der Halbthür statt am Fenster stehet.«
    »Das ist nichts Unrechtes, das kann man sich schon gefallen lassen,« sagte die Wirthin.
    Man saß ruhig und wohlgemuth beisammen und Reinhard vertraute unter dem Gelöbniß der Verschwiegenheit, daß er in die neue Kirche ein Altarbild stiften wolle. Der Wadeleswirt bot ihm freie Zehrung in seinem Hause an, so lang er hieran arbeite, und der Müller wollte auch etwas thun, er wußte nur noch nicht was.
    Eine Weile herrschte Stille in dem ganzen Kreise, Niemand fand, nachdem man so gute und fromme Dinge besprochen, etwas Anderes. Der Collaborator verhalf zu einer andern Stimmung. Die Mädchen waren ab- und zugegangen und hatten Essen aufgetragen, die Gläser waren eingeschenkt, aber Niemand griff zu, weil die Gedanken Aller in der Kirche waren. Lorle hatte den Collaborator offenbar vermieden. Dieser fragte nun Vroni:
    »Hat man keine Sagen von dem Mühlbache? Baden sich keine Nixen droben im Quell?«
    »Ja, nix badet sich drin,« erwiderte Vroni; Alles kicherte in sich hinein.
    Der Collaborator ließ aber nicht ab und wendete sich an den Alten: »Erzählt man sich denn gar nichts von dem Bache?«
    »Ach was! Das sind Sachen für Kinder, das ist nichts für Euch.«
    »Ich bitte, erzählet doch. Ihr thut mir einen Gefallen damit.«
    »Nun, man berichtet allerlei, so von dem Wasserweible, und so.«
    »Ja, davon erzählet, ich bitte.«
    »So hat im Schwedenkrieg ein Schwed hier der Tochter vom Haus Gewalt anthun wollen und da ist sie auf den Fruchtboden entlaufen und hat die Leiter nachzogen und da hat der Schwed' die Mühle gestellt und ist am Rad 'naufgestiegen, und wie er halb droben ist, da ist das Wasserweible kommen, hat die Mühle in Gang bracht, und patsch! ist mein Schwed' unten gelegen und ist versoffen.«
    »Das ist eine herrliche Sage.«
    »Ja, Aberglaube ist's,« eiferte der Müller, »der Schwed' hat die Mühl nicht recht stellen können und da ist sie halt wieder von selber in Gang kommen.«
    Der Nachmittag ging unter mancherlei Gesprächen vorüber, man wußte nicht wie. Die beiden Mädchen machten sich über den Collaborator auf alle Weise lustig, sie hielten ihn für abergläubisch und erzählten ihm Spuk- und Geistergeschichten; besonders Lorle war froh, ihm seinen gelehrten Hochmut heimzahlen zu können und machte ihn so »gruseln«, daß er gewiß in der Nacht nicht schlafen könne; sie stellte sich, als ob sie an Alles glaube, um ihm rechte Furcht einzujagen. Der Collaborator war ganz glückselig über diese reiche Fundgrube und merkte Nichts von der versteckten Schelmerei.
    Auf dem Heimwege sagte der Wadeleswirth ein gar weises Wort zu Reinhard: »Euer Kamerad ist doch grad wie ein Kind

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