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Schwarzwaelder Dorfgeschichten

Titel: Schwarzwaelder Dorfgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berthold Auerbach
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aus Herzensgrund. Der Richter ging bald hiervon ab und fragte:
    »Ist nie zwischen Euch und Eurem Manne davon die Rede gewesen, daß er brandstiften will?«
    Martha war's, als schlügen ihr Flammen in's Gesicht. Was sollte sie darauf antworten? Zwar hatte damals am Versicherungstage Diethelm die Sonne zum Zeugen angerufen, daß sie ihn nie mehr erwärmen solle, wenn er einen solchen Gedanken habe, aber wenn sie das bekannte, wer weiß, was daraus gemacht wird? Aber sie hat doch versprochen, die Wahrheit zu bekennen. Zweimal ließ sich Martha die Frage wiederholen, und schon stand ihr das Bekenntniß auf der Zunge, aber sie schluckte die Worte hinab, und matt die Hände in den Schooß sinken lassend, sagte sie:
    »Nein, nie, niemals.«
    Ueber Medard befragt, erklärte sie, daß er ihrem Mann schon lange gram war, weil er ihm manchmal im Zorn das Zuchthaus vorgeworfen, und der Medard sei ohnedieß aufsätzig gegen den Meister gewesen, weil er seinen Bruder, den er lieb hatte wie sein eigen Kind, nicht vom Militär losgekauft habe; gegen sie aber sei er immer gut gewesen, er habe zwar manchmal Veruntreuungen gemacht, aber die könnten einmal die Schäfer nicht lassen. Martha unterschrieb das Protokoll und wankte hinaus zu ihrer Tochter. Im Amthause sprach sie kein Wort mehr, auf der Straße aber sagte sie:
    »Das sind Seelenverderber, die Amtleute, da droben haben sie mir das Herz ausgeschnitten.«
    Fränz suchte die ungemein erregte Mutter zu beruhigen, so gut sie konnte, aber noch im Schlafe schrie Martha oft wild auf und warf sich im Bette hin und her. –
    Diethelm war indeß mit triumphirendem Stolz in sein Gefängniß zurückgekehrt. Von aller Unthat war keine Erinnerung in ihm; er gedachte nur seines Sieges, wie es ihm gelungen war, sich so hinzustellen, daß der Richter ihm fast Abbitte thun mußte. Seine Verteidigung war nun festgegründet, dort stand sie verzeichnet und konnte nicht mehr ausgelöscht werden. Diethelm freute sich über sich selbst, er hatte gar nicht gewußt und erst jetzt erfahren, welch eine Macht ihm innewohnte. Du wärst ein großer Mann geworden, sagte er sich, wenn du auf dem rechten Platz stündest, es haben Andere schon viel Aergeres gethan und sind doch ruhmvoll durch die Welt gegangen. Jetzt fang' ich das Leben von vorn an. Ich will Ihnen zeigen, wer der Diethelm ist.
    Der Amtsdiener, der das Gewünschte Diethelm übergab, freute sich ob seines Frohmuthes und erklärte schlau:
    »Ich hab' Euch nur wie einen gemeinen Verbrecher behandelt, damit man kein Mißtrauen in mich haben soll, weil wir so nah verwandt werden. Ich hab's wohl gewußt, daß Ihr ein unschuldiger Ehrenmann seid, auf den wir stolz sein können. Im Gesicht vom Amtsrichter ist deutlich geschrieben gestanden: der ist freigesprochen. Es kann noch ein paar Tag dauern, aber gewiß ist's, da verlaßt Euch drauf. Ich versteh' das.«
    Wie nach einer vollbrachten Großthat streckte sich Diethelm auf die Pritsche, er befahl noch tüchtig einzuheizen, denn es fror ihn noch immer so mörderlich; wollte ihm auch manchmal ein Gedanke dessen kommen, was er gethan, er verscheuchte ihn und schlief ruhig ein.
    Tief in der Nacht aber wurde er aufgeweckt und im Scheine einer Blendlaterne standen zwei Männer vor ihm.
     
Neunzehntes Kapitel.
     
    Diethelm hatte dem jungen Kübler gesagt, er möge den Vetter Waldhornwirth nach der Stadt entbieten, damit er die Pferde hole. Das konnte offenbar nichts als ein versteckter Auftrag sein, der eigentlich hieß: mach', daß ich den Vetter so bald als möglich hier habe und spreche. Mit fröhlicher Eilfertigkeit – denn es liegt im Hülfebringen für einen Leidenden oft eine Fröhlichkeit – eilte der junge Kübler selbst nach Buchenberg, und unterwegs lächelte er oft vor sich hin, indem er überdachte, wie klug er doch sei, daß er solche vermummte Gedanken erkenne, und wie ihn Diethelm darob loben müsse. Natürlich vergaß er dabei auch nicht, wie vielen Dank ihm Diethelm dadurch schuldig werde, und das war ein Kapital, das gute Zinsen trägt. In Buchenberg war schon Alles zur Ruhe gegangen; nur bei der Brandstätte, von der noch immer ein zum Ersticken übelriechender Rauch aufstieg, wandelten einige Wachthaltende hin und her. Der Vetter Waldhornwirth mußte aus dem Schlaf geweckt werden, und unter Verwünschungen machte er sich endlich bereit, mit Kübler nach der Stadt zu fahren. Erst draußen vor dem Dorfe hängten sie dem Pferde das Rollengeschirr um und fuhren dann, mühselig und

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