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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Branntwein und billige Frauen ausgaben. Entsprechend laut und rüde ging es zu. Nikolaus betrat eine Spelunke nach der anderen, in der Hoffnung Elise zu finden. Jedes Mal, wenn er eine Schankstube betrat, fühlte er sich unwohl und deplatziert, mit seiner sauberen und ordentlichen Kleidung fiel er sofort auf. Die Gäste beobachteten ihn misstrauisch. Einige machten abfällige Bemerkungen, andere spuckten ihm verächtlich vor die Füße. Auch die knappen Antworten der Wirte zeugten vom Widerwillen, ihm Auskunft zu geben.
    Die Sonne war inzwischen hinter den Bergen verschwunden, der Abend nahte. Eine Spelunke war noch übrig in der Straße – als Erkennungszeichen hing die aus Brettern gezimmerte Silhouette eines Schiffs über der Tür. Eigentlich hatte er schon alle Lust verloren, Konstantin und seinem Bruder hinterherzuschnüffeln. Aber eine Abfuhr mehr oder weniger spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Hier sah man das gleiche grölende Gesindel, die gleichen Frauen jeden Alters, die allzu offenherzig ihr Fleisch zu Markte trugen.
    Doch umso überraschter war Nikolaus, als der Wirt statt des üblichen ›Kenn ich nicht‹ auf eine junge, blonde Frau zeigte, die bei einem Mann Mitte vierzig auf dem Schoß saß und mit ihm herumturtelte. Auch sie zeigte den Gästen ungeniert, was sie zu bieten hatte.
    »Lise«, grunzte der Wirt. Als sie nicht hörte, wiederholte er ihren Namen lauter.
    Nun reagierte sie, schaute dabei aber nicht herüber. »Was ist?« Dann flüsterte sie ihrem Buhlen etwas ins Ohr, sodass er laut auflachte.
    »Der da will was von dir«, antwortete der Wirt
    Endlich drehte sie sich herum und betrachtete Nikolaus mit einem abschätzenden Blick. Nach ihrem Gesicht zu urteilen, war sie noch jünger, als er auf den ersten Blick vermutet hätte. Sie war noch einiges von zwanzig entfernt, höchstens achtzehn Jahre. Er wollte gar nicht daran denken, in welchem Alter sie begonnen hatte, sich den Männern anzubieten.
    »Ich bin beschäftigt. Komm später wieder. Vielleicht habe ich dann Zeit.« Und zwinkerte ihm lächelnd zu.
    Der Mann, auf dessen Schoß sie saß, wandte sich auch herum und brummte nur kurz: »Vattene!«
    Aber Nikolaus wollte sich nicht so schnell abspeisen lassen. »Ich komme wegen Konstantin.«
    »Was?« Sofort war Elise aufgesprungen. Ihr Lächeln war verschwunden. »Was weißt du von ihm?« Langsam kam sie näher. Ihren ellenlangen Zopf blonden Haares, der ihr über die Schulter hing, warf sie mit einem lässigen Schwung nach hinten.
    Auch der Italiener war aufgesprungen und rief ihr in einem ärgerlichen Ton hinterher: »Ragazza!«
    »Ach, halt die Klappe!«, schnauzte sie ihren Verehrer an. »Red‘ gefälligst so, dass ich auch verstehe, was du sagst. Wenn das ‘ne Schweinerei war, hau‘ ich dir den nächstbesten Krug über die Birne. Ist das klar?«
    Er hob nur die Hände und brummte leise: »Alles gut.« Dann setzte er sich wieder und griff zu seinem Humpen, um sich einen ordentlichen Schluck Bier zu gönnen.
    Nun wandte sich die junge Frau wieder an Nikolaus: »Was weißt du von Konstantin?«
    Doch noch ehe er antworten konnte, ergriff sie sein Handgelenk und zog ihn am Wirt vorbei zu einer offen stehenden Tür. Im Halbdunkel konnte man verschiedene Fässer erkennen. Hier wurde der Wein- und Biervorrat der Schänke gelagert.
    Kaum hatte sie den Raum betreten, begann Elise zu zetern. »Dieses Schwein ist einfach ohne Abschied weg. Die Zeche von seinem letzten Abend ist noch offen, und jetzt will der Wirt das Geld von mir! Und wo soll ich das nun hernehmen? Kannst du mir das mal sagen?«
    Nikolaus musste sich zusammenreißen, um nicht immer auf die Körperpartien zu starren, die das weit offen stehende Leinenkleid fast gänzlich entblößte. »Wo ist Konstantin denn hin?«
    Jetzt blickte sie ihn erstaunt an. »Ich dachte, du hättest eine Nachricht von ihm.«
    »Nein. Ich wüsste auch gerne, wo er ist.«
    Wild fluchend trat sie gegen ein Fass. »Dieser Dreckskerl! Der soll sich bloß warm anziehen, wenn er sich wieder blicken lässt. Dem kratz‘ ich die Augen aus. Dieser Hundesohn!«
    Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, fragte Nikolaus: »Ist Konstantin öfter fort?«
    »Ab und zu. Die letzte Nacht vor ‘ner längeren Reise verbringt er aber immer bei mir. Wie vor ‘nem Jahr, als ihn sein Vater den Rhein hoch mitnahm. Oder wie vor’n paar Monaten, als er mit Crispus und seinen Freunden los war.«
    »Was waren das für Reisen?«
    »Woher soll ich das denn wissen?«
    »Hat er

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