Schwelbrand
die Mangel nehmen sollen. Können wir gerichtsfest nachweisen, dass Raabe und Türkmen ihn unterstützt haben? Gibt es weitere Mittäter? Wer sind die Auftraggeber?«
»Ja-ja«, sagte Große Jäger, und es klang ein wenig genervt. »Ich bin mir sicher, dass die Kollegen auch ohne unsere Ratschläge wissen, wie sie vorgehen müssen.«
»Mich würde interessieren, ob es eine Verbindung zwischen den dreien, von denen wir annehmen, dass sie die Taten verübt haben, zu Mogens Aasgaard gibt«, sagte Lüder halblaut.
»Aasgaard scheint mit Berchelmann zu sympathisieren«, stimmte Große Jäger zu. »Und es ist immer noch unklar, wie Frosinn an diese Glaubensgemeinschaft geraten ist. Außerdem wirkten Berchelmann und seine unheilige Truppe nicht so, als könnten sie sich ein professionelles Killerkommando leisten. Und Frosinn und Helfer machen mir nicht den Eindruck, als hätten sie die Taten aus Idealismus begangen. Dagegen spricht auch das Geld, das in Flensburg gefunden wurde. Ist Aasgaard vielleicht nur das Aushängeschild einer Gruppe düsterer Phantasten, die den alten Kaiser Wilhelm wiederhaben wollen?«
»Vielleicht nicht unbedingt die Preußen, aber zumindest einen starken Mann, der durchaus einem alten Adelsgeschlecht entstammen darf.«
»Der alte Graf von Søndervig-Gravenstein«, warf der Oberkommissar ein. »Zumindest scheint Aasgaard mit ihm bekannt zu sein.«
Lüder schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Søndervig ist zu gebrechlich. Der kann keine Menschen mitreißen. Außerdem ist er Graf und nicht von Hochadel.«
»Die dänische Königin hat sich auch einen Grafen als Mann geangelt«, widersprach Große Jäger. »Wie ist es eigentlich um die Vergangenheit des dänischen Königshauses bestellt? Ich bin zu selten beim Damenfriseur, um die Geschichte der Adeligen zu kennen.«
»Eine Schwester der Königin war mit dem griechischen König verheiratet, bis der abdanken musste. Über diesen Weg sind die beiden Königshäuser miteinander verbunden. Und irgendwie hängen die Norweger auch mit drin.«
»Heißen die nicht irgendetwas mit Gottorf oder Schleswig?«, fragte Große Jäger.
Lüder zuckte die Schultern und gab etwas in seinen Computer ein. Nach einer Weile brummte er zufrieden.
»Der Name des Hauses, dem die dänische Königin entstammt, heißt Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg.«
»Wie gut, dass ich nicht von Adel bin«, grinste Große Jäger. »Bis die etwas unterschrieben haben … Aber«, dabei kratzte er sich am Bart, »da tauchen mir zu viele Namen auf, die in unser Puzzle passen. Schleswig-Holstein. Und Sonderburg. So ähnlich heißt der Graf. Und Glücksburg. Da wohnt der Graf, wenn auch nicht im Schloss.«
»Wir können diese Theorie an dieser Stelle beenden«, sagte Lüder mit Entschiedenheit. »Es ist zu phantastisch, dass wir es mit einer Revolution alter Adelshäuser zu tun haben könnten.«
»Ich verstehe nicht, wie Ercan Türkmen in dieses Raster passen soll«, gab Große Jäger zu bedenken. »Der ist in Gaarden aufgewachsen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er gegen seine eigenen Leute tätig wird. Das wäre ein Widerspruch.«
»Wir können uns auch nicht vorstellen, dass Menschen so brutal gegen wehrlose Opfer vorgehen wie bei Asmussen oder Claussen«, erwiderte Lüder. »Was ist, wenn es ein besonders geschickter Schachzug von Hasan Kutulus ist? Wenn der türkische Rechtsanwalt genau den Gedankengang auslösen wollte, den du jetzt geäußert hast?«
Große Jäger zog die Stirn in Falten. »Wie beim Billard«, sagte er nachdenklich. »Ein Spiel über Bande.«
»Es gibt einfach zu viele offene Fragen«, sagte Lüder. »Warum hat Frosinn das Tragegestell über die christliche Glaubensgemeinschaft bestellt? Ist das mit dem Wissen Berchelmanns erfolgt? Wir wissen, dass Berchelmann sich gegen die ›Überfremdung‹ zur Wehr setzt, wie er es nennt. Wenn die Täter im Auftrag von Berchelmann und seiner Truppe gefilmt haben, könnte es Taktik sein, dass sie das Video einem türkischen Jungen in die Hand gedrückt haben, um über diesen Weg die Spannungen zwischen den Christen und den Moslems eskalieren zu lassen.«
»Das passt ja«, meldete sich eine Stimme von der Tür. Dort stand ein Mitarbeiter der Abteilung. »Auf dem Vinetaplatz gibt es eine Auseinandersetzung«, fuhr der Beamte fort, als Lüder und Große Jäger ihn ansahen.
»Wissen Sie Näheres?«, fragte Lüder.
Der Beamte schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Nur, dass es da zur Sache geht.«
»Wer
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