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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Fahrt. Er ließ den BMW rollen.
    »Das ist aber leichtsinnig«, merkte Große Jäger beim Blick auf den Tacho an, »die Straße ist nass.«
    Der Oberkommissar hatte recht, gestand ihm Lüder ein. Gerade als Polizeibeamter sollte man ein Vorbild sein. Deshalb reduzierte er das Tempo und wurde prompt von einem japanischen Fahrzeug mit dänischem Kennzeichen überholt.
    »Die wollen die völlige Freigabe der Geschwindigkeit noch einmal auskosten«, sagte Lüder, »bevor sie in Königin Margrethes Reich wohlgesittet und gebremst Weiterreisen.«
    »Wer bei diesem Wetter über die Straßen rast, ist verdächtig, ein dänischer Terrorist zu sein«, antwortete Große Jäger.
    Sie verließen bei Tarp die Autobahn und fuhren über die Landesstraße zwischen der Eisenbahn und dem Flüsschen Treene bis Eggebek, um kurz darauf Kleinjörl zu erreichen.
    Lüder hatte keine Adresse vorliegen. Und auf den Eintrag in das Telefonbuch hatte Aasgaard verzichtet.
    Im Ortszentrum fanden sie einen kleinen Laden, den »Markttreff«, wie die öffentlich geförderten Einkaufs- und Kommunikationszentren genannt wurden, die sich erfolgreich in kleineren Orten etabliert hatten und der Konkurrenz der großen Discounter in den zentralen Orten trotzten.
    »Sicher«, antwortete die Frau an der Kasse. »Den kenne ich. Der wohnt etwas außerhalb. Sie fahren am Friedhof vorbei zurück zur Hauptstraße. Dann rechts, links und gleich wieder rechts an der Schule vorbei. Dann sind Sie auch schon wieder draußen. Links liegt ein kleines Wäldchen. Direkt dahinter ist der Hof von Aasgaard, noch bevor die Straße einen Knick macht.«
    Wenig später rollten sie auf das Gelände. Es war eine der für diese Region typischen Hofanlagen. Die kopfsteingepflasterte Zufahrt führte zu einem repräsentativen Wohnhaus. Links davon lagen die Stallungen. Lüder hielt vor dem Gebäude, das durch eine Grünfläche von der Straße abgegrenzt wurde. Inmitten der Anlage stand ein Fahnenmast, an dessen Spitze ein Wimpel im Wind knatterte. Aasgaard machte aus seiner Herkunft keinen Hehl und hatte den roten Wimpel mit dem weißen skandinavischen Kreuz aufgezogen.
    »Weißt du, dass es in Dänemark bei Strafe verboten ist, eine andere Flagge als den Danebrog zu hissen?«, fragte Lüder.
    Große Jäger nickte. »Mir soll noch einmal jemand erklären, wir Deutschen wären nationalistisch eingestellt.« Er klopfte mit der flachen Hand seine Hosentaschen ab.
    »Dazu haben wir keine Zeit«, sagte Lüder, denn er wusste, dass der Oberkommissar seine Zigarettenschachtel suchte. Für den leidenschaftlichen Raucher musste es eine Qual gewesen sein, die ganze Fahrt über ohne Nikotin auskommen zu müssen.
    Das Haus mit den dunklen Schindeln auf dem Dach machte einen gepflegten Eindruck. Die Fenster waren weiß abgesetzt und rundum mit Stuckornamenten verziert. Der helle Sockel und die roten Klinker harmonierten hervorragend miteinander. Der hölzerne Vorbau mit den bunten Glasfenstern vor der schweren Holztür schützte sie vor dem immer noch niedergehenden Regen. Große Jäger schüttelte sich wie ein Hund, während Lüder den Klingelknopf aus Messing betätigte. Ein Namensschild suchten sie vergebens. Wer hier wohnte, hatte es nicht nötig, das zu bekunden.
    Nach einer Weile öffnete ihnen eine Frau in einem Jogginganzug. Sie mochte um die fünfzig sein, hatte ihre blonden Haare am Hinterkopf zusammengesteckt und sah trotz der ersten Falten attraktiv aus. Auch ihre sportlich-schlanke Figur unterstrich diesen Eindruck.
    »Ja?«, fragte sie mit einer angenehm dunklen Stimme.
    »Frau Aasgaard? Wir sind von der Polizei und würden gern mit Ihrem Mann sprechen.«
    Die Frau musterte Lüder, warf einen abschätzenden Blick auf Große Jäger und verbarg nicht, was sie vom Oberkommissar in seiner getragenen Jeans, den abgelaufenen Stiefeln und der fleckigen Lederweste hielt. Der Schimmer des dunkelgrauen Bartes auf den Wangen und die Ränder unter den Fingernägeln trugen sicher nicht zur Vertrauensbildung bei.
    Sie konzentrierte sich auf Lüder. »Polizei?«, fragte sie erstaunt. »Ist was?«
    »Es geht um eine Auskunft, reine Routine, in einer Sache, in der wir hoffen, dass uns Ihr Mann helfen kann.«
    Sie reagierte wie viele Menschen, denen die Polizei gegenüberstand, eine Spur erschrocken und fragte nicht nach der Legitimation.
    »Augenblick«, sagte sie, »ich hole ihn.« Dann schloss sie aber geistesgegenwärtig die Tür und ließ die Beamten warten.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis die

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