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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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sagte die Nachbarin, obwohl die Skepsis in ihrer Stimme deutlich mitschwang. Ihr war anzumerken, dass sie eine Spur Zweifel hegte, ob nicht doch ein Fünkchen Wahrheit an dieser Aussage sein könnte.
    »Ich habe gelesen, dass die Lehrer jetzt auch wieder zu Hause arbeiten müssen. Hat der Finanzminister gesagt«, brachte sie das Urteil über die Nutzung des häuslichen Arbeitszimmers in einem falschen Zusammenhang an.
    »Sehen Sie«, sagte Lüder.
    Große Jäger grinste und hielt seine Hände gekreuzt in die Höhe.
    »Herr Oberinspektor«, rief er. »Muss ich noch in die Hölle mit Ihren Kindern hinein, wenn ich jetzt gleich gestehe?«
    Lüder seufzte in Richtung Frau Mönckhagen. »Sie sehen es. Aber vielleicht kann ich dem Burschen noch ein paar weitere Taten entlocken. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend. Und nicht vergessen: Heute Abend gibt es einen Krimi im Fernsehen.«
    »Na, ich weiß nicht, ob ich den noch sehen möchte«, murmelte die Frau und schüttelte sich. Lüder war sich nicht sicher, ob es von der Novemberkühle herrührte oder andere Gründe hatte.
    Als er das Haus betrat, kam Margit aus der Küche, hielt ihre Hände in die Höhe, in denen sie ein Messer hielt und streckte ihm den Kopf entgegen. »Hallo, mein Schatz.« Sie hielt mitten in der Bewegung inne, als sie Große Jäger erblickte. »Hallo«, sagte sie.
    »Moin«, begrüßte er sie.
    »Sie in Kiel?«
    »Ja, es gibt ein paar bürokratische Aktionen im Landeskriminalamt zu erledigen.«
    »Und Sie Ärmster müssen so spät noch nach Husum? Und das bei Dunkelheit und Regen?«
    Lüder räusperte sich und versuchte, sie in den Arm zu nehmen. Aber Margit wich einen Schritt zurück.
    »Wir sind nicht fertig geworden«, sagte Lüder kleinlaut. »Und da habe ich Wilderich eingeladen, bei uns zu übernachten.«
    Margit warf Lüder einen bösen Blick zu. Ihre Meinung zu diesem Vorhaben stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Herzlich willkommen«, sagte sie gedehnt und verschwand wieder in der Küche. Lüder folgte ihr, während er vom Flur ein großes Getöse vernahm. Sinje und Jonas hatten den Gast entdeckt.
    »Du hättest mich wenigstens anrufen können«, warf sie Lüder vor. »Dann hätte ich mich ein wenig vorbereiten können.«
    Er gab ihr einen Kuss in den Nacken. »Du bist hübsch genug.«
    »Das nicht. Du weißt schon …«
    Inzwischen war auch Thorolf zu der lebhaften Truppe gestoßen, die auf dem Flur lärmte und jetzt in die Küche vorstieß.
    Jonas hängte sich an Margits Arm. »Weißt du, Mama«, sagte er in seiner gewohnt hastigen Sprechweise. »Du sollst es heute gut haben. Wir kümmern uns um das Essen.«
    Margit sah ihn fragend an.
    »Wir wollen Kartoffelpuffer machen«, sagte Jonas.
    »Och nee, nä«, protestierte Margit und wurde vom lachenden Lüder aus der Küche geleitet.
    »Hast du eine Vorstellung, wie es anschließend in der Küche aussieht?«, fragte sie ihn und ließ sich nur widerstrebend ins Wohnzimmer führen.
    Lüder zuckte resignierend die Schultern.
    Auch Viveka hatte sich mit Begeisterung an den Arbeiten beteiligt, die unter Große Jägers Ägide in der Küche abliefen. Margit war mehrfach versucht, in ihr Reich zu eilen, aber Lüder hielt sie jedes Mal zurück, auch als blaue Rauchschwaden durch das ganze Haus waberten.
    Zugegeben, die Kartoffelpuffer, die die eigenwillige Küchentruppe gezaubert hatte, mundeten vorzüglich. Aber Margit kamen sie wie eine Henkersmahlzeit vor, als sie nach dem Essen die Küche betrat und feststellen musste, dass auch eine erfahrene Truppe von Handwerkern Schwierigkeiten bekommen würde, den Raum wieder bewohnbar zu gestalten.
    Nach dem Essen versammelte sich die Familie im Wohnzimmer, und Große Jäger war gefragt, von den aufregenden Abenteuern eines »richtigen« Polizisten zu erzählen. Solange die kleine Sinje noch zum Kreis der Zuhörer gehörte, berichtete er von der abenteuerlichen Jagd nach dem Wattwurm namens Ebbe, der zweimal am Tag den Stöpsel zog und das Wasser in der Nordsee ablaufen ließ. Die wackere Husumer Polizei, unter seiner mutigen Führung, setzte dabei vom Hubschrauber und der geruderten Polizeijolle bis zum klugen Polizeihund, der auffallend viel Ähnlichkeit mit »Blödmann« aufwies, alle verfügbaren Ressourcen ein.
    Als Sinje gegen viel Widerstand ins Bett gebracht worden war, hörten die Kinder den Tatsachenbericht, wie Große Jäger allein gegen Al Capone angetreten war, als der Husum überfallen hatte. Aus der Zeit stammte auch das Loch in seiner

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