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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Sie nicht«, sagte er.
    »Gab’s das nicht auf Ihrer Universität, oh Verzeihung, auf Ihrer Rechtsuniversität, obwohl Sie uns ja so betont klargemacht haben, dass Sie studiert haben. Tja.« Große Jäger kratzte sich den Hinterkopf. »Also der alte Kaiser Wilhelm … Der musste abdanken. Der ist dann nach Holland ins Exil.« Dann schüttelte der Oberkommissar den Kopf. »Holland ist aber auch nicht mehr so schön wie früher, ich meine, für Leute, die sich nicht einfügen wollen.«
    Sie wurden unterbrochen, als eine Frau eintrat. Lüder schätzte sie auf Ende zwanzig, vielleicht Anfang dreißig. Sie trug eine enge Jeans und einen körperbetonten Pullover, der ihre makellose Figur mit den Traummaßen deutlich zur Schau stellte. Das hübsche und dezent geschminkte Gesicht wurde von langen dunklen Haaren umrahmt, die sanft auf ihre schmalen Schultern fielen.
    »Oh, ich habe nicht mitbekommen, dass du Besuch hast«, sagte die Frau mit einer angenehmen Stimme.
    »Frau Kutulus?«, fragte Lüder und war aufgestanden, weil der Anwalt keine Anstalten unternahm, sie vorzustellen.
    Sie nickte. »Ja.«
    Bevor Lüder antworten konnte, war der Anwalt aufgesprungen. »Die Herren wollten gerade gehen«, sagte er. »Ihr Angebot hat mich nicht überzeugt. Wir werden nicht ins Geschäft kommen.« Mit ausgestreckter Hand wies er Richtung Tür.
    Die beiden Polizisten standen auf. Als Große Jäger an Frau Kutulus vorbeiging, blieb er stehen und lächelte sie an.
    »Schade, denn wir hatten ein wirklich gutes Angebot für Ihren Mann. Wir vermarkten ein Superprodukt, und das zu einem sensationell günstigen Preis.«
    Sie schenkte ihm ein Lächeln und sah ihn fragend an, dann suchte sie nach Prospekten oder Warenproben in seinen Händen.
    »Wir verkaufen Sicherheit«, sagte Große Jäger sanft. »Und das kostenlos. Das macht die deutsche Polizei.«
    »Polizei?«, fragte Frau Kutulus überrascht und sah ihren Mann an. Für einen Moment glaubte Lüder ein Aufblitzen in ihren dunklen Augen erkannt zu haben.
    »Ja. Wir sind immer für Sie da. Tag und Nacht. Auf Wiedersehen.« Große Jäger verbeugte sich leicht vor der Frau.
    Kutulus war deutlich die Verärgerung anzusehen. Er öffnete die Haustür, ohne ein Wort zu sagen.
    »Auf Wiedersehen«, verabschiedete sich Lüder. »Und das dürfen Sie wörtlich nehmen.«
    »Tschüss«, schob Große Jäger nach. Er hatte den Anwalt schon fast passiert, als er sich plötzlich noch einmal umdrehte und mit ausgestrecktem Zeigefinger Kutulus zwischen den Rippen bohrte.
    »Noch was, bevor ich es vergesse. Er da«, dabei nickte er hinter Lüder her, »ist auch Jurist. Und er ist besser als Sie. Er ist nämlich Doktor. Bis bald.«
    Dann folgte der Oberkommissar Lüder, ohne sich noch einmal umzudrehen. Den Ärger, der den Anwalt gepackt hatte, konnten sie an der Heftigkeit erkennen, mit der er die Haustür zuschlug.
    »Das ist ein Scheinheiliger«, schimpfte Große Jäger. »In Gaarden spielt er den Rächer der Enterbten, und hier residiert er in seinem Luxusdomizil. Haben Sie gesehen? Der trinkt Alkohol.« Große Jäger fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Leckere Sachen hat der im Haus. Und damit meine ich nicht einmal seine Frau.«
    »Nun beruhige dich«, versuchte ihn Lüder zu besänftigen. »Solche Leute hat es immer gegeben, die Wasser predigen und Wein trinken. Denke nur einmal an die komfortablen Siedlungen, in denen die Spitzenfunktionäre im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat gelebt haben.«
    Große Jäger ließ sich nicht beruhigen. Die kurze Fahrt bis nach Kiel-Hassee schimpfte er unentwegt weiter.
    Bis auf die Außenbeleuchtung war alles dunkel im Haus. Margit und die Kinder schliefen. Im Kühlschrank fand Lüder Schnittchen, die Margit für die beiden Männer zurechtgemacht und liebevoll dekoriert hatte. Und das kühle Bier verachteten die beiden auch nicht.

SECHS
    Margit hatte auch am Morgen wenig Begeisterung über den längeren Aufenthalt Große Jägers gezeigt. Lüder hatte ihr nicht entgegengehalten, dass sie ihren Unmut an ihm ausließ, gegenüber dem Gast aber so auftrat, als würde sie jede Stunde missen, die er nicht anwesend war. Eigentlich war Lüder froh, dass sie es dem Oberkommissar nicht zeigte.
    Auf der kurzen Fahrt hörten sie Nachrichten. Gleich die erste Meldung war, dass man den Landtagsabgeordneten Karl-Hermann Claussen tot aufgefunden hatte. Noch rätselte man über die Hintergründe und die Umstände der Tat, zweifelsfrei fest stand jedoch, dass Claussen

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