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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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einbezogen. Der teuflische Plan ging auf. Langsam glaubte Lüder, die Absichten der Gegenseite zu erkennen, wenn er auch noch nicht wusste, aus welchem Grund sie so handelten.
    Große Jäger hatte ihn eine Weile mit zusammengekniffenen Augen beobachtet. »Da hat sich etwas zusammengebraut«, sagte er und ließ seinen Finger neben der Stirn kreisen.
    Lüder nickte und berichtete von seinen Gedanken.
    »Das ist perfide«, sagte Große Jäger. »Kompliment für Ihre Kombinationsgabe. Das klingt schlüssig.«
    »Führt uns aber nicht weiter, solange wir nicht wissen, warum die Leute so vorgehen. Da zieht jemand aus dem Dunklen, aus einem Schattenreich die Fäden.«
    Große Jäger brummte etwas Unverständliches vor sich hin und sah auf, als sich Lüders Telefon meldete.
    »Ich soll zu Starke kommen«, sagte Lüder, nachdem ihn Edith Beyer darum gebeten hatte.
    »Scheiß-Starke«, knurrte der Oberkommissar hinter Lüder her.
    Lüder ging die wenigen Meter bis zum Geschäftszimmer, das zugleich als Vorzimmer des Kriminaldirektors fungierte.
    Edith Beyer sah kurz auf. »Ich weiß nicht, was er will«, sagte sie und nickte in Richtung des Büros des Abteilungsleiters. Sie griff zum Telefon und wollte Lüder anmelden, aber der war schneller und trat in Dr. Starkes Zimmer, ohne zuvor anzuklopfen.
    »Was ist?«, fragte er und sah den Kriminaldirektor an, der – wie immer – tadellos gekleidet und mit einer gesunden Bräune im Gesicht hinter dem Schreibtisch saß.
    »Der Leiter hat sich bei mir gemeldet. Mit einer Beschwerde«, sagte Dr. Starke.
    Ohne dazu aufgefordert zu sein, nahm Lüder am Schreibtisch Platz. Auf eine Höflichkeitsfloskel oder Begrüßung hatten beide verzichtet.
    »Stimmt nicht«, sagte Lüder.
    Dr. Starke sah ihn für einen Augenblick irritiert an.
    »Was stimmt nicht?«
    »Dass der Leiter des LKA sich bei Ihnen gemeldet hat, weil er sich über mich beschweren möchte.«
    Dr. Starke griff sich einen Kugelschreiber und klopfte damit auf die Tischplatte. »Das kommt von ganz oben«, erklärte er.
    Lüder grinste ihn an. »Sooo?«, fragte er gedehnt, lehnte sich zurück und starrte die Zimmerdecke an.
    »Was soll das?«, sagte der Kriminaldirektor.
    »Kiel reiht sich in die Orte ein, an denen Wunder geschehen«, erklärte Lüder und zeigte gen Himmel. »Wenn sich ›ganz oben‹ bei Ihnen meldet, also Gott mit Ihnen persönlich spricht, dann ist das entweder ein Wunder oder ausgesprochen bedenklich. Da könnten sich Wissenschaftler oder Ärzte für interessieren.«
    Dr. Starke lief rot an. »Das war das Ende Ihrer Karriere«, rief er. »Das geht zu weit. So können Sie nicht mit Ihrem Vorgesetzten sprechen.«
    Lüder lehnte sich zurück. »So? Was habe ich denn gesagt? Sie sind doch auch Jurist. Wer etwas behauptet, muss es auch beweisen können. Also – wenn es nicht Gott selbst war, der sich über mich beschwert hat, wer dann?«
    »Das bricht Ihnen das Genick, Herr Lüders. Sie sind am Samstag unter unwürdigen Bedingungen in das Haus des Grafen von Søndervig-Gravenstein in Glücksburg eingedrungen und haben dort eine private Veranstaltung erheblich gestört.«
    »Habe ich das?«
    »Ja. Dafür gibt es Zeugen. Und wenn der Herr Minister, der zufällig dort Gast war, Sie nicht in die Schranken verwiesen hätte, wer weiß, was dann noch alles geschehen wäre.«
    »Und der Minister hat, nachdem er wieder nüchtern war, den Leiter unseres Amts angerufen.« Lüder sah demonstrativ auf die Uhr. »Er muss aber ordentlich was getankt haben. Heute ist Dienstag. Das war übrigens nicht am Samstag, sondern am Sonnabend. Das nur nebenbei.«
    »Der Minister hat mit dem Innenminister gesprochen, der hat seinen Staatssekretär beauftragt und dieser wiederum den Leiter des Landeskriminalamts.«
    »Donnerwetter«, sagte Lüder und schmunzelte. Dann zog er den Ärmel seines Pullovers hoch und krempelte den Hemdsärmel auf. Anschließend tauchte seine linke Hand unter dem Stoff ein. »Ah«, sagte er nach einer Weile. »Da ist er ja.«
    »Was heißt das?«, fragte Dr. Starke.
    Lüder grinste ihn an. »Ich habe meinen Trumpf aus dem Ärmel gezogen. Mein Gesprächspartner ist der Ministerpräsident. Und dieser Joker sticht alle anderen aus. Noch was?«
    »Was erlauben Sie sich?«, schrie Dr. Starke aufgebracht. »Ich verbitte mir diese Tonlage. Ich bin Ihr Vorgesetzter und Kriminaldirektor.«
    Lüder stand auf.
    »Für mich sind Sie kein Kriminal-, sondern allerhöchstens ein Minimaldirektor.« Ohne Dr. Starke eines

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