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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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reinschleicht, krieg ich das doch nicht mit. Die Hintertür ist den ganzen Tag über offen. Hallo! Wir sind hier auf dem Land. Außerdem haben wir einen Hund.«
    Große Jäger lachte laut auf. Auch Lüder schmunzelte. »Sie meinen aber nicht den braven Berner Sennenhund?«
    »Wen sonst? Wir sind doch kein Tierasyl.«
    »Also gut«, sagte Große Jäger. »Hier kann also jeder munter hereinspazieren und sich den Schlüssel holen.«
    Hundt zuckte nur mit den Schultern, während Lüder darum bat, dass er den Beamten den Aufbewahrungsort der Schlüssel zeigte.
    Das sogenannte Büro war eher eine Abseite. Der Raum war eng und dunkel. Es roch muffig, als wäre lange nicht mehr gelüftet worden. Hundt nahm aus einem Regal einen Schuhkarton und hielt ihn Große Jäger hin. »Da«, sagte er.
    In dem Behältnis lagen ein gutes Dutzend Autoschlüssel durcheinander.
    »Die sind nicht beschriftet«, stellte Große Jäger fest.
    »Das weiß man«, antwortete der Landwirt lakonisch.
    »Wurde sonst etwas entwendet?«
    »Nee. Warum?« Hundt bequemte sich aber doch, im Schreibtisch nachzusehen. Als sein Kopf hinter der Tischplatte wieder auftauchte, war er zornesrot. »Dieser Halunke«, fluchte er. »Da«, er zeigte auf den Schreibtisch, und seine Hand zitterte dabei leicht, »haben wir ein paar Euro aufbewahrt. Die sind weg.«
    Große Jäger sah sich prüfend um. »Es sieht aber nicht so aus, als wäre hier eingebrochen worden.«
    »Ist auch nicht«, sagte Hundt mit Bestimmtheit. »Das war Frosinn. Der hat nicht nur den Wagenschlüssel von Lewinskis Kiste geklaut, sondern auch unser Geld.«
    »Also war er doch hier in den letzten Tagen.«
    »Ja«, gab Hundt zerknirscht zu, »aber ich hab ihn gleich wieder rausgejagt. Wie einen räudigen Köter. Als ich zurückkam, saß er mit meiner Frau in der Küche.«
    »Wie ist er hergekommen?«
    »Weiß ich doch nicht. Bestimmt nicht mit einer Sänfte.«
    Große Jäger zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf den Landwirt. »Sie sind später dazugekommen. Stand ein Auto vor der Tür?«
    »Was sonst. So ein Nuttenauto, ein weißes Cabrio.«
    »Marke? Kennzeichen?«, fragte Große Jäger.
    »Mit ’nem Stern. Aus Flensburg.«
    »Ich habe eine letzte Frage. War Ihr Cousin religiös aktiv?«
    Große Jäger war Lüder zuvorgekommen. Schließlich lag die Vermutung nahe, dass jemand aus dem Kreis der ominösen Religionsgemeinschaft aus Schleswig die Gurte bestellt hatte, mit denen Jörg Asmussen von der Brücke auf die Gleise herabgelassen worden war.
    »Sie sind doch nicht ganz bei Trost«, ereiferte sich Hundt. »Der Teufel kommt doch in die Hölle. Dahin gehört er auch. Und diese Typen da, die aus Schleswig, die hat er doch nur verarscht.«
    »Sie meinen die Kirche im Gewerbegebiet, direkt hinter dem Möbelmarkt?«
    »Keine Ahnung, wo und was. Das sind doch alles Spinner.«
    Hundt begleitete die beiden Beamten zur Haustür. »Und wenn Sie Frosinn schnappen, dann …«Er deutete mit der rechten Hand eine Pistole an, wie Kinder es zu tun pflegen, indem er Daumen und Zeigefinger streckte und die anderen Finger innen an die Handfläche legte. Dann führt er die Spitze des Zeigefingers an die Schläfe und sagte: »Bumm!«
     
    »Dann dürften wir Gewissheit haben, dass Heinrich Frosinn an den Gewalttaten beteiligt ist. Bredstedt. Leck. Da waren Feuer und Knallkram im Spiel. Und hier hat er früher schon einmal gezündelt. Man könnte glauben, da schließt sich der Kreis«, sagte Große Jäger, und Lüder hörte eine Spur Zufriedenheit in der Stimme des Oberkommissars.
    Sie verließen das Hofgelände und rollten langsam Richtung Hauptstraße zurück, als Große Jäger plötzlich »Stopp« rief. Nachdem Lüder den BMW zum Stehen gebracht hatte, stieg der Oberkommissar aus und ging auf einen alten Mann zu, der am Straßenrand stand und neugierig das Auto betrachtete.
    »Moin«, grüßte der Oberkommissar. Der Alte, dem ein paar Zähne im Oberkiefer fehlten, sah Große Jäger an.
    »Aus Kiel, nä?«, sagte er zur Begrüßung.
    Große Jäger nickte. »Kennen Sie Heinrich Frosinn?«, kam er direkt zur Sache.
    Der Alte nickte und zeigte mit dem Finger in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Ja. Hat da oben gewohnt. Bei Hundt. Arme Sau.«
    Der Oberkommissar war irritiert. »Der Frosinn?«
    Der Mann lachte meckernd. »Nee. Das ist ’nen schlimmer Finger. Ich mein den Alfred. Der rackert wie ein Berserker. Ohne den wär der ganze Laden schon lange den Bach runter. Im Unterschied zu sein

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