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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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als sich erneut Lüders Telefon meldete.
    »Hi, Lüders.« Die Stimme des Journalisten Leif Stefan Dittert klang herablassend und arrogant.
    »Dittert, Sie sind ein intellektueller Minikultivator«, sagte Lüder zur Begrüßung.
    Der Zeitungsmann stutzte. »Ein was?«
    »Ein geistiger Kleingärtner. Bekommen Sie Ihre Pfoten eigentlich noch sauber von der ganzen Schmiere, die daran haftet?«
    »He, sachte. Geht man so mit der vierten Macht im Staat um, mit der freien Presse? Was würden Sie und Ihre Genossen bloß anstellen, wenn wir Journalisten nicht ein wachsames Auge auf Sie hätten? Wer prangert prügelnde Polizisten an? Eine Krähe hackt der anderen doch kein Auge aus.«
    »Wer prangert Schmierfinken wie Sie an, die keinen Respekt vor den Gefühlen der Hinterbliebenen haben, nicht einmal vor den Kindern? Ihre Kommentare zu den Angehörigen von Jörg Asmussen waren menschenverachtend, absolut respektlos. Und Ihre Volkshetze? Fühlen Sie sich eigentlich wohl in der Rolle dessen, der die Bevölkerung verunsichert?«
    »Was heißt hier aufhetzen, eh? Wenn wir nicht über die Gefahren berichten würden, liefen die Menschen blind ins Unglück. Das ist doch unsere Aufgabe. Sie kneifen doch und unterdrücken die Wahrheiten.«
    »Was sind denn Ihre Wahrheiten?«
    »Das sieht doch jeder, dass die Regierung und ihre Administration die Lage nicht mehr im Griff haben. Begreifen Sie es endlich, Lüders. Die Menschen haben Angst. Sie wollen ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken, weil sie dort nicht sicher sind. Sie trauen sich nicht mehr auf die Straße. Machen Sie endlich Ihre Arbeit, so wie ich meine.«
    »Im Dreck herumwühlen und Gerüchte streuen? Sie haben mir geantwortet, wie Sie Ihre Artikel verfassen. Auf meine Frage nach der Wahrheit haben Sie nicht geantwortet.«
    Für zwei Atemzüge war es still in der Leitung.
    »Ach, Lüders, Sie tun mir leid. Alles geht den Bach runter, und Sie hocken wie ein Blindfisch dazwischen. Selbst die sensible Börse reagiert schon.«
    »Woher wissen Sie das? Ihre Leser interessieren sich für solche Themen doch nicht. Da muss nur das Blut fließen.«
    »Ich weiß, dass Sie in Ihrer Arroganz glauben, wir gehörten zu den Dummen im Land. Wollen Sie unterstellen, dass ich die abstürzenden Kurse und die dramatischen Einbrüche in der Wirtschaft nicht mitbekomme? Lüders! Lüders!«
    »Weshalb haben Sie mich eigentlich angerufen?«, fragte Lüder.
    »Ich wollte hören, ob es neue Entwicklungen gibt.«
    »Ja, die gibt es.«
    »Und?« Nun klang Ditterts Stimme doch ein wenig aufgeregt.
    »Die Polizei hat eine ganz heiße Spur zu einem lügenhaften Reporter aufgenommen.«
    »Oh Lüders, wann werden Sie endlich begreifen, wie wichtig die Presse ist.«
    »Die Presse ja, Dittert, aber Sie nicht.«
    Ohne weiteren Gruß beendete Lüder das Gespräch.
    »Was wollte er nun wirklich?«, fragte Große Jäger.
    »Ich nehme an, er hat in seiner dummdreisten Art versucht, Informationen zu erheischen.«
    »So blöd kann man doch nicht sein.«
    »Sollte man meinen«, sagte Lüder. »Aber manchmal klappt es doch. Immerhin hat er uns souffliert, dass die Aktion Wellen schlägt, wenn es sich jetzt sogar schon auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte auswirkt. Diese Informationen sind bei uns in den letzten Tagen untergegangen, weil wir mit anderen Dingen beschäftigt waren.«
    »Sind die Börsenkurse von entscheidender Bedeutung?«, fragte Große Jäger. »Ich habe kein Vermögen angelegt, um das ich mich sorgen müsste.« Er sah Lüder von der Seite an. »Haben Sie eigentlich neben der Pension fürs Alter vorgesorgt?«
    Lüder nickte. »Ich habe die beste Anlageform überhaupt gewählt: Ich habe eine Frau.«
    »Da mögen Sie recht haben. Merkwürdig, was die Gier der Menschen nach Geld und Macht doch alles bewirkt. Da haben sich schon ganze Völker gegenseitig abgeschlachtet. Und im Hintergrund waren die Kriegsgewinnler, die hemmungslos zugesehen haben, wie ihre Kanonen Unheil angerichtet haben. Hauptsache, der Rubel rollte in die eigene Tasche.«
    Lüder lachte laut auf, sodass Große Jäger ihn irritiert ansah. »Deine Philosophie ist manchmal Gold wert«, sagte er.
    Wenig später stellte Lüder seinen BMW auf dem Parkplatz des imposanten Polizeigebäudes am Norderhofenden ab. Neben dem Haus war der ZOB mit dem lebhaften Omnibusverkehr, und gegenüber lag die Hafenspitze, die im Sommer besonders von jungen Leuten der schönste Platz Flensburgs genannt wurde.
    »Zur Toosbüystraße sind es nur ein

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