Schwert des Aufruhrs
hellen Sonnenlicht, immer noch das Lehrbuchbeispiel einer >perfekten Welt<. Harrison bedankte sich über den Interkom beim Kapitän.
»Duchess Hasek hat sich entschieden, für den Anflug in ihre Kabine zurückzukehren«, erklärte Julian von der Luke aus und verriegelte sie mit metallisch hartem Scheppern hinter sich.
»Und Sandra?«
»Hat sich aufs Aussichtsdeck verabschiedet. Du machst sie nervös.«
Er brauchte das Gesicht des Ersten Prinzen nicht zu sehen, um zu wissen, dass er lächelte. »Ja, das ist wohl so. Aber es würde eure Scharade nicht gerade erleichtern, wenn ich das Mädchen in die Arme schlösse, nicht wahr?«
Versuch nie, einem Prinzen etwas vorzumachen. Julians Vater. So ruhig und gelassen wie immer. Sie verstehen sich weit besser auf solche Spielchen als du. In Julians Erinnerung klang Christoffer immer, als täten ihm ihre entfernten Vettern leid, statt dass er sie darum beneidete.
»Wie lange schon?«, fragte Julian.
Er hangelte sich am Geländer zu seinem Platz hin, dem Prinzen gegenüber auf der anderen Seite einer kleinen Befehlskonsole voller Kommausrüstung. Harrison schüttelte den Kopf, aber Julian sah keinen Anlass, sich dafür zu entschuldigen, dass ihm die >Raumfahrerbeine< abgingen. Er war MechKrieger und brauchte sich an Bord eines Landungsschiffes nur wohl genug zu fühlen, um von einer Welt zur anderen kommen zu können. Mehr nicht.
»Lange genug. Wäre Amanda nicht so versessen auf eure Verbindung, sie hätte es auch schon gemerkt. Ihr beide habt viel zu viel Spaß miteinander, um verliebt zu sein. Leidenschaft, mein Junge, bedeutet, das Bittere ebenso auszukosten wie die Süße.«
Harrison stopfte etwas Tabak in eine speziell an die Schwerelosigkeit angepasste Pfeife. Er rauchte nur noch selten, was Julian Sterling McKennas Einfluss zuschrieb. Die Khanin der Raben-Allianz betrachtete die meisten selbstzerstörerischen Gewohnheiten als eines Kriegers oder eines Anführers unwürdig. Aber jeder Mensch hatte irgendwelche nervösen Gewohnheiten, und der Erste Prinz genoss Raumreisen auch nicht gerade.
Er presste den fleischigen Daumen auf den Zündknopf der Pfeife und paffte zufrieden. Der Geruch von Tabak mit Kirscharoma füllte den Raum.
»Manchmal frage ich mich, ob ihr nicht zu vernünftig seid«, bemerkte er nach einer Weile.
Was er auch tat, es war verkehrt. Manchmal wollte Julian nur noch die Hände zum Himmel werfen und aufgeben. Zum Glück inspirierten ihn diese Gelegenheiten nur, sich noch mehr anzustrengen.
»Du wirst dich erinnern, dass ich auch so meine Momente hatte.«
»Ja, die hattest du wohl. Und wenn ich die Wahl habe, ziehe ich sicher ein standfestes Herz und einen wachen Verstand vor. Trotzdem, es könnte dir nicht... schaden, ein wenig Zeit in ... weiblicher Gesellschaft zu verbringen.«
Dass ein so unverblümter Geselle wie Harrison ein Thema so vorsichtig umschiffte, erschien Julian erstaunlich. Geradezu prüde. »Du willst mich doch nicht etwa fragen, ob ich noch Jungfrau bin, Onkel, oder doch?«
Harrison verschluckte sich an seinem nächsten Zug und krümmte sich in einem Anfall keuchenden Gelächters. Julian beugte sich hinüber und klopfte dem Hünen auf den Rücken, während er sich selbst bemühte, das Lachen zu unterdrücken. Falls ihm der Prinz etwas über >die Bienchen und die Blümchen< erzählen wollte - der Champion hatte schon schlimmere Predigten gehört.
Ein fröhlicher Gedanke, der eine Bruchlandung machte, sobald der Prinz wieder bei Atem war. »Hilf Himmel, Julian. Das war unbezahlbar. Ich regiere den größten Nachfolgerstaat und habe Zugriff auf einen der besten Geheimdienste der gesamten von Menschen besiedelten Galaxis, der Inneren Sphären und der Clans. Glaubst du wirklich, das müsste ich dich fragen?«
Julians Gesicht glühte, als stünde es in Flammen, und das nicht allein seiner eigenen Ehre wegen. Er benötigte etwas Zeit, sich wieder zu sammeln, und richtete den Blick auf Terra. Spürte die Anziehungskraft der Geschichte dieses Planeten so sicher wie das Landungsschiff die seiner Masse.
»Ich will nur sagen ... ach was, dafür ist später noch Zeit. Vergiss es, Sohn. Lassen wir das.«
Trotzdem kicherte Harrison noch weiter vor sich hin, bis die Triebwerke aussetzten und die Schwerkraft die beiden Männer abrupt in die Polster ihrer Sitze drückte. Langsam stieg die Gravitation auf volle Terranorm, als das Schiff fest im Griff der Schwerkraftsenke auf den Planeten zustürzte. Vor dem Sichtfenster zog die Grenze
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