Schwert und Laute
bedeutete uns, dass wir Platz nehmen sollten. »Ich bedaure, wenn ich Eure Zeit über Gebühr in Anspruch nehme, doch ich muss Euch über eine dringende Angelegenheit unterrichten. Derselben, glaube ich, die Euch hergeführt hat.«
Stirnrunzelnd nahm er mich von Kopf bis Fuß in Augenschein, dann nahm er meine Hand und streifte sie mit den Lippen.
»Mit wem habe ich die Ehre?«, fragte er, ohne den Blick von mir zu wenden.
»Meine Gattin. Caitlin, das ist Sir Graham«, erklärte Liam und zog einen Strohhalm aus meinem zerzausten Haar.
Mir stieg heftig das Blut ins Gesicht.
»Ah, Ihr seid das also!«, rief er strahlend lächelnd aus. »Liam hat mir von Euch erzählt, als er in Frankreich war. Wenn ich mich nicht irre, seid Ihr die Schwester von Patrick Dunn, ja?«
»Allerdings«, antwortete ich. Dieser außergewöhnliche Mensch erweckte mein Interesse.
Sir Graham winkte der Herbergswirtin und bestellte Gläser für uns, dann sprach er mich von neuem an.
»Sir James Thomas Graham, Euch zu Diensten, Madam. Ich bin heute Morgen mit der Barthelemy angekommen«, setzte er, an Liam gerichtet, hinzu.
»Die Barthelemy?«, rief dieser verblüfft aus. »Die sollte doch erst in ein, zwei Tagen eintreffen!«
»Ich weiß, aber sie musste Calais einen Tag früher als geplant verlassen. Die Zöllner wurden zu neugierig, und Kapitän Courbet wurde nervös.«
»Wo befindet sich das Schiff derzeit?«
»Es ist einige Meilen vor Lang Craig vor Anker gegangen, wie vorgesehen. Eure kostbare Ladung befindet sich an Bord. Die Bestellung ist vollständig geliefert worden.«
Sichtlich erleichtert lehnte Liam sich auf seinem Stuhl zurück. Die üppige Wirtin kam mit den Gläsern zurück und stellte sie vor
Sir Graham auf den Tisch, wobei sie sich nicht die Gelegenheit entgehen ließ, ihre Vorzüge ins rechte Licht zu rücken. Sir Graham kam gefährlich ins Schielen.
Ich räusperte mich und warf ihr einen drohenden Blick zu, doch sie runzelte nur die Brauen, zuckte die Achseln und verließ dann mit wirbelnden Röcken den Raum. Liam beobachtete mich aus dem Augenwinkel und wirkte amüsiert, während Sir Graham den Wein einschenkte.
»Ein Moselwein, aus meiner Privatsammlung«, erklärte er und reichte uns die Gläser. »Ich habe ihn aus Frankreich mitgebracht.«
Er ließ die blasse, ins Grüne schillernde Flüssigkeit in seinem Glas kreisen, führte es an die Nase und schloss einen Moment lang die Augen.
»Blumig und zart... Ganz wie Ihr, Mrs. Macdonald«, setzte er hinzu und sah mich an.
Blumig und zart, ha! Wahrscheinlich stank ich nach der Reise wie ein Wiesel und hätte nicht übel Lust gehabt, entweder meinen Gatten oder die Herbergswirtin niederzuschlagen. Sir Graham nahm einen Schluck, stellte dann sein Glas ab und schnalzte zufrieden mit der Zunge.
»Ich bin auf der Suche nach Patrick«, sagte er ohne Umschweife. »Wenn ich mich nicht irre, könnte er sich irgendwo in Eurem Tal verkrochen haben, oder?«
»Was wollt Ihr von ihm?«, fragte Liam.
»Wir bedürfen seiner Talente.«
Sir Graham setzte sich gemütlich auf seinem Stuhl zurecht und sprach jetzt mich an.
»Euer Bruder ist ein außerordentlich begabter... Fälscher.«
Ich erstarrte, was ihm nicht entging.
»Selbstverständlich ein Anliegen, das der Sache der Stuarts dient. Ich komme soeben aus Saint-Germain-en-Laye, wo ich mit König James gesprochen habe.«
Rasch sah er sich um und dämpfte die Stimme.
»Wir wollen eine Armee für eine neue Erhebung aufstellen... Doch so etwas kostet natürlich Geld... Ich hatte letzten Monat eine Audienz beim König von Frankreich, aber Seine Majestät,
der Sonnenkönig, ist viel zu sehr mit seinen Problemen auf dem Kontinent beschäftigt, um uns momentan irgendwie zu unterstützen. Wir haben vor, Gesandte nach Spanien zu schicken und hoffen, dort etwas Greifbareres zu erhalten als leere Versprechungen.«
Er unterbrach sich und zog die Augen zusammen, um die Farbe seines Weins zu würdigen, den er zerstreut vor der Kerzenflamme kreisen ließ.
»Ich nehme an, Ihr benötigt Passierscheine?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
»In der Tat«, antwortete er und setzte sein Glas ab. »Die Engländer machen uns unsere Aufgabe schwer. Es ist praktisch unmöglich, das Land ohne offizielle Reisedokumente zu verlassen.«
Ich nahm einen Schluck Wein und sah Liam, der bis jetzt keinen Ton gesagt hatte, besorgt an. Mir gefiel die Aussicht, dass mein Bruder sich zum Berufsfälscher entwickelte, nicht besonders, und ich ahnte, dass
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