Schwerter der Liebe
überhaupt nichts!« Mit geballten Fäusten machte Juliette einen Schritt auf ihre Mutter zu.
»Ich hätte dich niemals von den Schwestern wegholen dürfen. Dort ist sehr wohl dein Platz, so wie Paulette es sagt, und dorthin musst du auch zurückkehren, sobald deine Schwester geheiratet hat!«
»Du hast derjenigen von uns die Truhe versprochen, die als Erste heiratet. Hier steht mein Bräutigam«, erklärte Juliette und deutete in Nicholas' Richtung.
»Deine Schwester ist die Ältere.«
»Das sieht Valara aber anders.«
Madame Armant drückte eine Hand an ihre Brust. »Du stellst ihr Wort über das deiner Mutter?«
»Ja, weil ich weiß, dass Paulette dir eingeredet hat, Valara irre sich und die Truhe gehöre ihr. Paulette würde alles tun und sagen, damit sie Monsieur Daspit heiraten kann. Er bedroht sie, Maman, indem er sagt, er werde sie gar nicht heiraten, wenn sie nicht die Truhe mit in die Ehe bringt. Sie ist verzweifelt, weil sie die Truhe haben will.«
»Das Gleiche sagt sie über dich und diesen ... diesen Fechtmeister.«
Das konnte Nicholas nicht auf sich sitzen lassen. »In diesem Punkt, Madame, befindet sie sich ganz eindeutig im Irrtum. Ich habe praktisch keine Verwendung für diese Truhe, und ich würde Ihre Tochter auch heiraten, wenn sie nicht ei-nen roten Heller besitzen würde und nicht einmal ein Stück Stoff am Leib hätte.«
Lautstark nach Luft ringend, wich Madame Armant vor ihm zurück. Juliette warf ihm einen tadelnden Blick zu, dann eilte sie zu ihrer Mutter. Im gleichen Moment begann Gabriel zu weinen, da er sich von seinen Freunden verlassen fühlte und die lauten Stimmen ihm Angst machten. Juliette hielt inne und sah über die Schulter, da sie sich offenbar hin und her gerissen fühlte.
Nicholas erkannte, dass seine Anwesenheit alles nur noch schlimmer machte. »Verzeihen Sie mir«, sagte er, den Blick auf Juliettes besorgte Miene gerichtet, »aber es scheint das Beste zu sein, wenn ich gehe. Meine Gegenwart ist nicht hilfreich, sie bewirkt höchstens das genaue Gegenteil. Sie müssen mich nicht zur Tür bringen, und Sie müssen auch nicht um die Jungs besorgt sein. Ich werde mich wie gewohnt um sie kümmern, und Sie komme ich morgen wie vereinbart abholen.«
»Ja, danke«, gab Juliette sichtlich erleichtert zurück. »Dann können wir weiterreden.«
Nicholas machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Schlafzimmer. Mit finsterer Miene trat er aus dem Haus und begab sich auf den Weg zur Passage. So hatte er sich den Abschied nicht vorgestellt. In seiner Fantasie begleitete Juliette ihn bis zum Eingangstor, wo sie vielleicht noch einen sanften Kuss austauschen würden, der ihn für den Rückweg beflügelte. Noch mehr störte ihn, sie mitten in einem Streit mit ihrer Mutter zu verlassen und nicht Partei für sie ergreifen zu können.
Das Beharren der Mutter, Juliette müsse ins Kloster zurück, brachte sein Blut vor Wut zum Kochen. Es war eine so herzlose Drohung, wo sie doch gerade im Begriff war, aus einem Leben zu erwachen, das sie weder geplant noch gewünscht hatte, und einen ersten Vorgeschmack davon bekam, welche Vergnügungen die Welt ihr zu bieten hatte.
Nach ein paar Schritten auf dem Fußweg bemerkte er, wie sich aus einem Hauseingang ein Schatten löste. Sofort war er wachsam, doch es war reine Gewohnheit, denn er konnte sich denken, wer da vorn auf ihn wartete.
»Ist im Haus alles in Ordnung?«, fragte Squirrel und schob die Hände in die Taschen seiner zerlumpten Jacke, während er neben Nicholas herging.
»In gewisser Weise«, antwortete er ironisch.
»Ich habe gehört, wie die alte Hexe zu M am’zelle gesagt hat, dass sie zurück ins Kloster muss.«
Squirrel hatte an der Tür oder vielleicht vom Innenhof aus gelauscht, was Nicholas nicht überraschte. Immerhin war der Ausgang dieses Streits für die Jungs wichtig geworden.
»Es wäre möglich.«
»Können Sie sie nicht davon abhalten?«
»Ich kann es versuchen, aber die Entscheidung liegt letztlich bei der Lady.«
Eine Weile schwieg Squirrel, dann redete er weiter. »Sie müssen sie vor der anderen Schwester heiraten, richtig? Warum nehmen Sie sie dann nicht mit über den Fluss?«
»Ich habe Gretna bereits vorgeschlagen, aber das fand keine Zustimmung.«
»Aber was hält die andere Schwester und diesen Mistkerl von Daspit davon ab, Ihnen in Gretna zuvorzukommen?«
Diese Frage bereitete Nicholas auch schon seit einer Weile Kopfzerbrechen. »Nichts, es sei denn, Mademoiselle Paulette hat ebenfalls
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