Schwerter der Liebe
Taille hing. »Nur eine Einladung.«
Paulette verzog missbilligend den Mund. »Sicherlich von deinem Fechtmeister.«
»Nein, von Madame O’Neill.«
»Das läuft zweifellos auf dasselbe hinaus. Dann wirst du dich also jetzt dem Kreis jener Ladies anschließen, die einen Fechtmeister geheiratet haben. Wie reizend.«
»Ein Kreis?«
»So bezeichnen es manche. Das Ganze dürfte meiner Meinung nach Madame O’Neills Werk sein. Sie ist auf ihre ruhige Art als recht extravagant bekannt und hält jede Woche ihren literarischen Salon ab, zu dem all diejenigen Zusammenkommen, die so tun, als würde es ihnen Vergnügen bereiten, ihren Verstand zu schärfen. Die Ärmste hat keinerlei eigene Angehörige, also schart sie alle Intellektuellen und Dissidenten der Stadt um sich, darunter auch die Freunde ihres Ehemanns, die mit der Klinge ihren Lebensunterhalt verdienen, und erklärt all diese Leute zu ihrer Familie. Aul seine Art ist dieser Salon durchaus etwas Besonderes, aber von Bedeutung ist das natürlich nicht, weil niemand aus der beau monde sich die Mühe machen würde, dort hinzugehen.«
»Sie klingt nach einer interessanten Person.« Insgeheim glaubte Juliette, die meisten Angehörigen der beau monde neigten ohnehin zu viel oberflächlicheren Zeitvertreiben, um sich an dem von Paulette beschriebenen Kreis zu erfreuen.
»Das ist mir klar, dass du so denkst.« Paulette unterdrückte ein Gähnen, während sie zu einem Sessel ging und sich würdevoll darauf niederließ. »An deiner Stelle würde ich mich nicht zu sehr auf diese Leute einlassen«, fuhr sie fort. »Die Freundschaften, die du dort schließen könntest, werden kaum von der Art sein, dass sie auch dann noch Bestand haben werden, wenn du ins Kloster zurückkehrst.«
»Deine Sorge um mich ist rührend«, erwiderte Juliette ironisch.
»Ach, chere«, meinte ihre Zwillingsschwester kopfschüttelnd. »Ich wollte dich nicht wütend machen, wirklich nicht. Es ist nicht so, als würde ich dir diese letzte romantische Affäre nicht gönnen. Um ehrlich zu sein, ich kann sogar verstehen, was du an diesem Fechtmeister findest. Er ist ein außerordentlich starker und wirklich gut aussehender Mann, der vielen Frauen den Kopf verdrehen kann. Aber ich weiß, meine liebe Schwester, du kannst niemals auf meine Kosten glücklich sein, weil das einfach nicht deine Art ist.«
In diesem einen Punkt war sie im Recht, und Juliette hatte deshalb bereits schlaflose Nächte gehabt. »Es missfällt mir wirklich sehr, dass es so sein muss.«
»Du weißt, es muss nicht so sein. Du musst nur diese unglückselige Heirat absagen, das ist alles. Für dich wird das viel besser sein, das weiß ich.«
Ihre Schwester beugte sich nach vorn und sah sie ernst und eindringlich an. Möglicherweise glaubte sie ja, was sie da redete, ging es Juliette durch den Kopf. Oder sie hatte es geschafft, sich einzureden, dass es die Wahrheit war. Aber war es tatsächlich die Wahrheit?
»Es tut mir leid«, gab Juliette schließlich zurück. »Um nichts in der Welt möchte ich dir wehtun. Aber wenn dein ganzes zukünftiges Glück davon abhängt, dass du Marie Thereses Truhe erbst, dann hat deine Verbindung mit Monsieur Daspit etwas sehr Selbstsüchtiges an sich.«
»Das sagst du nur, um dich an mir zu rächen. Aber du weißt genau, dass Reichtum eine wichtige Erwägung ist. Verfügt ein Gentleman nicht über ein eigenes Vermögen, dann muss er heiraten, um diesen Mangel abzustellen. Das ist nichts weiter als gesunder Menschenverstand, so schwer es den Beteiligten auch fällt, sich das einzugestehen. Jean sagt nun, seine Mutter sei unzufrieden. Sie ist der Ansicht, meine Mitgift sei falsch dargestellt worden, wenn die Truhe davon abgezogen werden müsse. Ich hatte dir davon nichts sagen wollen, weil ich weiß, du wirst behaupten, es wirft ein schlechtes Licht auf den Mann, den ich heiraten werde. Doch Jean erklärte mir anschließend, er müsse über die Verbindung zwischen uns noch einmal nachdenken, wenn es nicht das Erbe aus der Truhe geben wird.«
»Oh, Paulette«, sagte Juliette leise. So sehr überraschte sie diese Entwicklung zwar nicht, dennoch fühlte sie mit ihrer Schwester mit, vor allem als sie begriff, welche Sorge sie zu verbergen versuchte.
»Ich begreife ja, in welcher Lage er sich befindet. Das meine ich wirklich ernst, aber stell dir bloß diese Schande vor, Juliette. So kurz vor dem Altar verlassen und ein zweites Mal um eine Hochzeit betrogen zu werden? Ich wäre bis ans Ende meiner Tage
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