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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Erscheinung in der Tür zu ihrem Gefängnis an, als handle es sich um eine Fata Morgana . Da hinter dem mit einem dunklen Überwurf verhüllten Curd von Stauffen mehrere Bewaffnete sichtbar waren, entstand für den Bruchteil eines Augenblicks der Eindruck, auch er sei ein Gefangener im Harem des Sultans. Aber als er nach kaum merklichem Zögern in das winzige Gemach trat, um sie von der kahlen Bettstatt an seine Brust zu ziehen, wusste sie, dass ihre verzweifelten Gebete erhört worden waren. »Rahel«, flüsterte er erstickt und liebkoste das offene Haar des Mädchens, während ihre Tränen in seinen Gewändern versiegten. Mit der Verzweiflung einer Ertrinkenden klammerte sie sich an den groben Stoff seines Übergewandes und sog seine Wärme in sich auf, als sie die Wange an die Stelle schmiegte, an der sein Herz einen wilden Freudentanz vollführte. Schluchzend hob sie nach einigen Atemzügen den nassen Blick und erwiderte den Kuss, den er auf ihre Lippen drückte, mit so viel Leidenschaft, dass die Glückseligkeit drohte, ihm die Sinne zu rauben. »Du musst dir etwas anziehen«, drängte er nach einigen Momenten des still genossenen Wiedersehens schließlich widerstrebend, machte sich sanft von ihr los und drückte ihr einen hastig aufgelesenen Mantel in die Hand. Diesen warf sie über ihren dünnen Kaftan, bevor sie zwei weitere Gewänder zu einem handlichen Bündel schnürte und an den Körper presste. »Komm.« Mit auf die Lippen gelegtem Zeigefinger ergriff der Tempelritter eine der kalten Hände und führte die junge Frau hinter den Wächtern den Gang entlang, bis die kleine Abordnung schließlich den Palmengarten erreichte, an dessen südlichem Ende eine für gewöhnlich schwer verriegelte Pforte in den dahinter liegenden Hof führte.
    »Hier entlang«, wisperte der Eunuch und trat durch den Durchgang in den weitläufigen Vorhof des Harems . Kaum hatten sie den Garten hinter sich gelassen, als er seinen Begleitern ein Zeichen gab, die Tür zu verriegeln und Curd und Rahel zu einem angepflockten Kamel führte, an dessen Sattel mehrere Trinkschläuche und ein Sack mit Verpflegung baumelten. »Ein Geschenk meines Herrn«, erklärte der Sarazene und half den jungen Leuten in den Sattel. » Allah sei mit Euch.« Mit diesen Worten versetzte er dem Tier einen Schlag, woraufhin es schwankend auf die Beine kam und von dem jungen Tempelritter gelenkt in die Gassen der Stadt trabte. »Oh, Liebster«, hauchte Rahel, die sich wie ein verschrecktes Kind an den Rücken ihres Befreiers klammerte. »Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!« Ihre Stimme erstarb. »Es wird alles gut«, beruhigte Curd sie und wandte den Kopf, um ihre Stirn zu küssen. Eine Zeit lang genossen sie das Gefühl der Nähe, verschlangen die Finger ineinander und verfielen in Schweigen. Immer wieder wandte Curd sich zu Rahel um – als fürchte er, sie wieder zu verlieren – und nahm ihren Anblick tief in sich auf. »Niemand wird es wagen, uns aufzuhalten«, versprach er. Als sie fragend die Brauen hob, sagte er: »Sobald wir die Stadt verlassen haben, erkläre ich dir alles.« Damit wandte er seine Aufmerksamkeit zurück auf die Straße und trieb ihr Reittier zu mehr Eile an. »Was wird nur aus Philippa werden?«, fragte Rahel nach einiger Zeit besorgt und berichtete Curd von dem fränkischen Mädchen. »Sie wird es nicht wagen, die Konkubine ihres Bruders zu Geld zu machen«, beruhigte dieser sie. »Dafür ist selbst sie nicht tollkühn genug.« Rahel nickte und hoffte, dass er recht hatte. Schweigend konzentrierte sie sich auf den dumpfen Schlag seines Herzens und die Wärme seines Körpers, die ihre Wange durchströmte. Als endlich das Herodestor in der nördlichen Stadtmauer in Sicht kam, verkrampften sich jedoch ihre Hände und sie begann erneut zu zittern. »Du brauchst dich nicht zu fürchten«, flüsterte Curd. »Man wird uns passieren lassen.«
    Kaum hatten sie unbehelligt von den Wachen die Stadt hinter sich gelassen, trieb der junge Mann das blökende Tier auf eine abseits des Weges gelegene Senke zu, zügelte es und saß ab, um Rahel aus dem Sattel zu helfen. Ihre Füße kamen allerdings nicht dazu, den Boden zu berühren. Denn anstatt es abzusetzen, presste der Templer das Mädchen an sich und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. »Lass mich nie wieder allein«, flehte Rahel und erwiderte die Liebkosungen wie eine Verhungernde, während ihre Hände sich in seine dunklen Locken gruben. Nach einigen wunderbaren Minuten, in denen die

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