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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Streiter ein starker Anführer fehlte, wurden die Angriffe zusehends unkoordinierter. Wann immer einer der Unterführer einen Befehl gab, setzte ihn ein anderer – nur um seine Macht zu demonstrieren – außer Kraft. »Ich frage mich, wie lange wir diese sinnlose Belagerung noch in die Länge ziehen können?«, murmelte er und warf dem Mönch, der seit Wochen keinen Bericht mehr verfasst hatte, einen fragenden Blick zu. Da Ansbert in dem Herzog von Franken inzwischen einen neuen Herrn gefunden hatte, war er dazu übergegangen, auf dessen Wunsch hin, eine Familienchronik anzulegen, die all seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Sodass ihm nicht viel Zeit blieb, die chaotischen Verhältnisse zu kommentieren. »Ach, wisst Ihr«, seufzte der Chronist. »Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, dass ein Wunder geschehen wird.« Als erwarte er, dass Gott persönlich ihm ein Zeichen senden würde, hob er den Blick zum Himmel und verfolgte einen Moment lang den Zug der Wolken. »Na, dann sollte es aber bald so weit sein«, erwiderte Arnfried von Hilgartsberg trocken. »Sonst hat niemand mehr etwas davon.« Mit einem freudlosen Lächeln grub er seinem Reittier die bewehrten Fersen in die Flanken und trabte Guy hinterher.
     
     
    Ein Stadtpalast in Messina, April 1191
     
    »Warum können wir uns nicht hier trauen lassen?« Berengarias erregtes Flüstern ließ die Köpfe der Umstehenden in Richtung des Brautpaares zucken, woraufhin Richard sie energisch am Oberarm packte und mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen in den von prächtigen Zypressen überschatteten Garten führte. Kaum verlangsamte er bei einem der marmornen Brunnenbecken die Schritte, als sich ihre Augen vorwurfsvoll in die Seinen bohrten, die vom Ärger über die aus seiner Sicht unnötige Auseinandersetzung umwölkt waren. Die mächtigen Schultern des Königs spannten sich, als er erfolglos versuchte, den Unmut, der in ihm aufstieg, zu unterdrücken. Nachdem er einen letzten erzürnten Blick auf seine Schwester Johanna geworfen hatte, beugte er sich zu seiner Verlobten hinab und küsste sie widerwillig auf die kleine Falte zwischen den kastanienfarbenen Brauen. »Aber das habe ich dir doch schon hundertmal erklärt«, seufzte er ergeben. »Wir müssen bei Anbruch des Tages Anker lichten.« Die Zeit drängte, da Philipps überstürzte Abreise die Dinge in ein anderes Licht gerückt hatte. Auf keinen Fall würde Richard zulassen, dass der kleine Franzose die Führung über die Armee der Belagerer übernahm und sich – im Falle eines Erfolges – mit den Federn des Bezwingers der Sarazenen schmückte!
    »Ich komme mir aber so unvollkommen vor«, nörgelte Berengaria, deren Begeisterung für den englischen König sehr bald nach ihrer Ankunft auf Sizilien abgeflaut war. Wie sehr er sich verändert hatte, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte! Damals war er ein galanter junger Mann gewesen, der sie mit verliebtem Blick anbetete. Wohingegen der beängstigend breitschultrige Hüne, zu dem er sich inzwischen entwickelt hatte, keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem sinnlichen, der Dichtkunst zugeneigten Jüngling von einst erkennen ließ. »Hört zu«, erwiderte Richard schroff, wobei er unwillkürlich zu der förmlichen Art der Anrede zurückkehrte. »Ich werde nicht bereits vor unserer Trauung anfangen, mit Euch zu diskutieren!« Sein Mund nahm einen harten Zug an. »Entweder Ihr fügt Euch in diese Entscheidung, oder Ihr könnt meine Mutter auf ihrer Reise begleiten.« Schockiert über den brüsken Ton und die Kälte in seiner Stimme, verschränkte die Spanierin die schlanken Arme vor der Brust und starrte auf eine der vielen Blüten, die den gepflegten Rasen schmückten. »Eure Schwester«, begann sie, wurde allerdings sofort von ihrem zukünftigen Gemahl unterbrochen. »Meine Schwester kann sich glücklich schätzen, dass ich sie aufgenommen habe«, brummte er. »Ich will kein weiteres Wort mehr hören!« Damit ließ er sie stehen und stürmte davon.

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    Während Berengaria von Navarra ihrem Bräutigam entgeistert und verletzt hinterherstarrte, raubte der Duft in der kleinen Laube am entgegengesetzten Ende des Gartens Harold of Huntingdon beinahe den Atem. Als er sich noch fragte, ob er wohl von den Rosen ausging, die sich um den Eingang rankten, oder von dem bezaubernd lächelnden Mädchen in seinen Armen, verlor er sich erneut in einem tiefen, zärtlichen Kuss. »Ach Harold«, seufzte Catherine und beugte den Kopf ein wenig zurück, um ihn mit

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