Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
Vom Netzwerk:
Seit dem überstürzt vereinbarten erneuten Treffen mit dem französischen König Philipp in Paris war der jähzornige Löwenherz alles andere als ausgeglichen. Und Mortimer kannte seinen Dienstherrn lange genug, um ihn in diesem Gemütszustand nicht zu reizen. Sorgfältig platzierte er die kostbare Rüstung auf einem eigens dafür vorgesehenen Gestell und kniete nieder, um Richard die gepanzerten Stiefel von den Füßen zu ziehen. Dann öffnete er die Riemen des Schienbein- und Oberschenkelschutzes und legte auch diese mit äußerster Vorsicht an ihren Platz. Während er dies tat, bemühte er sich tunlichst, dem Blick seines Herrn auszuweichen, der in die Erinnerung an die unangenehme Begegnung versunken schien.
    »Berengaria von Navarra?!«, hatte der kleinwüchsige, dunkelhaarige Philipp, dem einer seiner Kundschafter die Neuigkeit der Verlobung mitgeteilt hatte, gefaucht. Und einen Augenblick lang hatte es ausgesehen, als wolle er Richard an die Kehle gehen. »Was ist mit meiner Schwester Alys?« Noch immer kam Richard bei der Erinnerung an die unerfreuliche Szene die Galle hoch. Nur mit Mühe hatte er sich davon abgehalten, dem kleinen Giftzwerg an den Kopf zu schleudern, dass seine hochverehrte Schwester inzwischen mindestens drei Bastarde geworfen hatte. Doch das wäre den weiteren Verhandlungen sicherlich nicht sehr zuträglich gewesen. »Ich muss erwägen, meine Südflanke zu sichern«, hatte er diplomatisch erwidert. »Und außerdem ist Alys ja nun auch nicht mehr die Jüngste.« Nichts Falscheres hätte er sagen können, und er grinste, als das saure Gesicht Philipps wieder vor ihm auftauchte. Vor lauter Wut hatte der lächerliche Spitzbart, mit dem dieser erfolglos versuchte, das fliehende Kinn zu kaschieren, auf und ab gewippt, und er war vor Zorn rot angelaufen. »Die Sache ist noch nicht entschieden!«, hatte er schließlich durch zusammengebissene Zähne hervorgestoßen und sich überhastet verabschiedet. »Ach Mortimer«, seufzte der König träge und ließ sich in den Klapphocker fallen, den sein Knappe ihm aufgeschlagen hatte. »Ich würde töten für einen Becher Wein.«

    *******

    Am anderen Ende des Feldlagers hob Harold of Huntingdon den eisenbewehrten Lanzenschaft, legte an und gab seiner Stute die Sporen, um an der hölzernen Teilung des Feldes entlangzugaloppieren. Wenige Schritte vor dem Zusammenprall mit seinem Gegner riss er den Schild hoch und wehrte den Stoß des anderen ab, ohne die eigene Waffe jedoch auch nur in die Nähe der markierten Fläche auf der Brust zu bringen. »Wenn du sie ein wenig höher hältst, hast du eine größere Trefferwahrscheinlichkeit.« Mit einem zufriedenen Lächeln wendete Henry of Cirencester sein schnaubendes Reittier und ritt auf Harold zu, mit dem er auf der in den Wald gehauenen Schneise den Kampf mit Lanze und Schild geübt hatte. Der Knabe hatte definitiv eine große Zukunft vor sich! »Ich denke, es reicht für heute.« Dankbar ließ Harold sich aus dem Sattel seiner nassen Stute gleiten, führte das Tier in den Schatten der Kiefern und zog sich den schweren Helm mit dem Nasenschutz vom Kopf – was zur Folge hatte, dass der Schopf des schlaksigen jungen Mannes wie ein Heiligenschein abstand und in der tief stehenden Sonne leuchtete. »Ich habe viel von Euch gelernt«, keuchte er und griff nach einer Handvoll Stroh, um sein Schlachtross abzureiben. »Ohne Euch wäre ich sicher noch lange nicht so weit.«
    Bevor Henry, der ebenfalls abgesessen war, etwas erwidern konnte, stürmte ein erzürnter John of Littlebourne aus Richtung der Zeltstadt auf die beiden zu und packte den verdatterten Harold am Kragen, um ihm eine schallende Ohrfeige zu versetzen. »Wer hat dir erlaubt, dich davonzuschleichen!«, tobte er und holte erneut aus. »Dein Herr sucht dich überall.« Vollkommen überrumpelt von der Gewalt, die so unvermittelt über ihn hereingebrochen war, versuchte Harold, mit den Armen sein Gesicht vor den Schlägen zu schützen, die in immer dichterer Folge auf ihn niederprasselten. »Lasst ihn!«, mischte sich Cirencester mit schneidender Stimme ein und hielt die erhobene Faust zurück, die einen Hieb auf Harolds bereits blutende Nase führen wollte. »Es ist meine Schuld.« Mit einem verächtlichen Schnauben schüttelte John of Littlebourne die Hand des Ritters ab, ließ jedoch den Kragen seines Opfers fahren, um sich dem Mann zuzuwenden, der nun schon zum zweiten Mal zwischen ihn und den Knaben getreten war. »Ihr habt wohl einen Narren an dem

Weitere Kostenlose Bücher